Debauchery
Freitag 13

Eine in vielen Belangen ganz andere Baustelle waren die nun folgenden BEHIND THE SCENERY, eine der unterbewertetsten Bands der Szene. Optisch wirken die Jungs für mich eher wie ein wild zusammengewürfelter Britpop/BWL-Studenten-Haufen. Sprich: Langeweile pur. Doch weit gefehlt! Als die ersten Töne aus der PA scheppern, reibt man sich verwundert Augen und Ohren und schwört sich nie wieder optischen Vorurteilen zu erliegen. So viel Spielfreude, Energie und Bewegung sieht man leider viel zu selten auf den Bühnen dieser Welt. Das Besondere ist, dass die Jungs von BEHIND THE SCENERY auf ihren Instrumenten wahre Könner sind und es verstehen, ihre Songs mit interessanten Songstrukturen äußerst hörenswert zu machen. Schwierig ist es, den Sechser in eine musikalische Schublade zu packen. Bei drei Gitarren an der Live-Front kommt automatisch Maiden-Feeling auf, vor allem wenn man wie BEHIND THE SCENERY viel mit Melodien und doppelstimmigen Gitarrenläufen arbeitet. Der Gesang des äußerst agilen und beweglichen Frontmanns Holger ist am ehesten mit alten IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY zu vergleichen. Die oft eingebaute Laut/Leise-Dynamik und die Akustikgitarrenbreaks sind wahrscheinlich der Grund für den OPETH-Vergleich in vielen Reviews, der meiner Meinung nach jedoch hinkt. Nichtsdestotrotz lieferten BEHIND THE SCENERY einen absolut schweißtreibenden Gig auf den Bühnenbrettern des LKA ab. Wo man hinsah, bekam man etwas zu sehen: egal ob Mosheinlagen, Solo-Duelle, Twin-Guitar Posing, sich auf dem Boden wälzen, das Publikum anfeuern – die Jungs hatten sichtlich Spaß, der sich auch sofort in den Zuschauerraum übertrug. Es wurde gebangt und gefeiert was das Zeug hielt. Da störte es auch kaum, dass der Sound der drei Gitarren zum Teil etwas undifferenziert aus den Boxen drang, was sich aber besserte, je näher man der Bühne kam. Alles in allem aber Daumen und Pommesgabel in die Höhe und dann erst mal Essen fassen, bevor die nächste Band die Bühne entert.