Napalm Death
Deathcrusher Tour 2015 - live aus Stuttgart und Saarbrücken

Konzertbericht

Billing: Carcass, Herod, Napalm Death, Obituary und Voivod
Konzert vom 0000-00-00 | LKA Longhorn, Garage, Stuttgart, Saarbrücken

Deathcrusher-Tour, 04.11.2015 in Stuttgart

Napalm Death

„Gehörst du zur Crew?“ fragt mich ein schon etwas in die Jahre gekommener Metaller mit vollem Bierbecher in der Hand. Ich verneine. „Kannst du mal nach oben gehen und denen Bescheid sagen? Vor der Bühne gibt’s ein Problem!“ Nach oben kann ich zwar nicht, aber jemanden von der Crew herbeirufen. Das Problem vor der Bühne ist nach vier Bands ein überaus rutschiger Boden, Headbangen und Bands anfeuern und randvolle Bierbecher passen zwar gut zusammen, machen aber eben auch eine ziemliche Sauerei. Kann die Dame von der Crew aber auch nichts machen, es heißt wohl vorsichtig sein und eng zusammenstehen sowieso, da führt bei nahezu vollem LKA Longhorn aber eh kein Weg dran vorbei.
Kein Wunder, dass an diesem Abend kaum noch Tickets an der Kasse zu haben sind. Die Deathcrusher-Tour kann nicht nur mit den großartigen CARCASS punkten, für die allein sich das Kommen schon lohnen würde. Dazu gibt es mit VOIVOD einen eher seltenen, aber sehr gern gesehenen Gast auf der Bühne, das Florida Death-Urgestein OBITUARY gibt sich ebenfalls die Ehre und last but not least – habt ihr schon mal einen langweiligen NAPALM DEATH-Gig erlebt? Mitten in den Herbstferien öffnet das LKA pünktlich um halb sechs seine Pforten, und eine gute Stunde später eröffnen die Schweizer HEROD den etwas ausgedehnteren Konzertabend. Die Schreiberin trifft mit etwas Verspätung in der Location ein und verpasst so leider die Progressive Sludge-Formation, die zu Beginn die Stimmung anheizen darf. Dafür kann sie sich gleich zu VOIVOD, die bereits beim zweiten Stück sind, in den Photograben stürzen.

Napalm Death

VOIVOD

Vor der Bühne ist es bereits reichlich eng, der Sound ist leider nur mäßig und das Licht kommt größtenteils grellbunt und nicht allzu üppig von hinten. Aber VOIVOD  vor sich auf der Bühne zu haben entschädigt dann doch für miese Rahmenbedingungen. Auch wenn sie nur eine halbe Stunde haben, heißt es umso mehr, diese in vollen Zügen geniessen. Die Truppe aus der Provinz Québec im schönen Kanada ist gut aufgelegt, und Fronter Snake Belanger plaudert zwischendrin immer wieder mit den Fans. Nach den ersten vier Songs stellt er erstmal die Band vor und widmet den nächsten Song Jeff Walker von CARCASS, was natürlich mit entsprechendem Gejohle quittiert wird. VOIVOD haben seitdem vergangenen Jahr einen neuen Basser, Rocky (Dominic Laroche), auch er wird standesgemäß vorgestellt, wenn auch der Versuch, einen „Rocky, Rocky“-Sprechchor anzuzetteln nicht so ganz von Erfolg gekrönt ist.

Napalm Death

Das Set startet mit „Ripping Headaches“ vom zweiten Langspieler der Truppe, eingespielt Mitte der achtziger Jahre. Überhaupt kramt man stellenweise tief in der schon beachtlichen Diskographie und spielt sich quer da durch. Neben dem neueren „Kluskap O’Kom“ vom aktuellen Album „Target Earth“(2013) geben die Industrial Metaller mit „Forever Mountain“ auch einen brandneuen Song von der Spilt mit NAPALM DEATH, die erst seit ein paar Wochen in den Läden steht. Das Publikum läuft erst zum Ende der Spielzeit von VOIVOD zu besserer Form auf, ist ja aber auch noch früh am Abend; als Snake und seine Truppe die Bühne verlassen gibt es jedenfalls mächtig Beifall, und die Jungs bedanken sich artig und werfen fleißig Plektren und Drumsticks in die Menge.

Setlist

  • Ripping Headaches
  • Tribal Convictions
  • Kluskap O’Kom
  • Chaosmöngers
  • The Prow
  • Overreaction
  • Forever Mountain
  • Voivod

Napalm Death

NAPALM DEATH

Ein NAPALM DEATH-Gig ist eigentlich immer eine sehr unterhaltsame Sache, was nicht nur dem auf den Punkt kommenden Punk/Grindcore der Briten aus Birmingham zu verdanken ist, sondern insbesondere auch ihrem Fronter Barney, denn niemand kann so wunderbar auf der Bühne ausrasten wie er. Auch heute Abend ist er wieder mal in bester Laune, dazu sind Licht und Sound um einiges besser als noch bei VOIVOD, was will man also mehr? Mit „Apex Predator – Easy Meat“ hat die Formation, die ja nun auch schon einige Jahre und Alben auf dem Buckel hat, ihr neuestes Machwerk Anfang dieses Jahres auf die Menschheit losgelassen. Davon gibt es unter anderem „Smash A Single Digit“ sowie als Schlußlicht „Adversarial/Copulating Snakes“ zu hören. Dazu altbekanntes Material wie „Scum“ oder „You Suffer“, zu dem die jüngeren und weniger jungen Fans ordentlich abgehen.

Napalm Death

Barney plaudert ja zwischen den Songs immer ganz gerne mit seinem Publikum, Parolen wie „Nazis raus“ kriegt er in bestem Deutsch hin, und auch sonst vermag er es, seine klare Botschaft friedliches und tolerantes Zusammenleben betreffend überaus deutlich zu machen. Inzwischen ist es richtig gerammelt voll im LKA, und unnötig zu sagen: NAPALM DEATH werden richtig abgefeiert. Insgesamt ein routinierter Gig von etwa 45 Minuten und jedes Mal aufs Neue ein großer Spaß!

Setlist

  • Silence Is Deafening
  • When All Is Said And Done
  • Smash A Single Digit
  • Metaphorically Screw You
  • Scum
  • Social Sterility
  • Deceiver
  • How The Years Condemn
  • Suffer The Children
  • You Suffer
  • Nazi Punks Fuck Off
  • Adversarial/Copulating Snakes

Napalm Death

OBITUARY

Als nächste sind OBITUARY aus dem sonnigen Florida dran. „Redneck Stomp“ vom 2005er Album „Frozen In Time“ eröffnet den Death Metal-Reigen, und das LKA kann mit zahlreichen Fans aufwarten, die sich am liebsten alle direkt vor die Bühne drängen und ordentlich mitfeiern wollen. Das Licht ist stimmungsvoll farbig und eher düster, der Sound leider eher mäßig, aber die Truppe ist gut aufgelegt. Mit „Centuries Of Lies“ und „Visions In My Head“ folgen zwei aktuelle Stücke vom letztjährigen „Inked In Blood“-Langspieler, bevor sich die Setlist zu Freude manchen Anhängers dann älterem Material zuwendet. Die Matten kreisen, die Stimmung ist bestens. Das obligatorische „Slowly We Rot“ beendet einen schnörkellosen, dennoch sehr launigen Auftritt der Ami-Deather.

Napalm Death

Setlist

  • Redneck Stomp
  • Centuries Of Lies
  • Visions In My Head
  • Intoxicated
  • Bloodsoaked
  • Dying
  • Find The Arise
  • ‚Til Death
  • Don’t Care
  • Slowly We Rot

Napalm Death

CARCASS

Und dann naht der absolute Höhepunkt des Abends – die Deathgrind-Helden CARCASS aus Liverpool geben sich die Ehre. Seit ihrer Wiederauferstehung im Jahre 2007 nach zwölf Jahren Auszeit touren sie fleißig, liefern Hammer-Gigs ab und treten so mancher Jungspundtruppe einfach mal kräftig in den Arsch. Dazu können sie mit „Surgical Steel“(2013) und seit letztem Jahr mit der EP „Surgical Remission/Surplus Steel“ auch noch sehr geniale Veröffentlichungen vorweisen. Und die alten und neuen Fans warten bereits gespannt auf neues Material.

Napalm Death

Ein dramatisches Intro spült einen Musiker nach dem anderen auf die Bühne, und dann gibt es mit „Unfit For Human Consumption“ gleich mal beste Melodic Death Metal-Kost auf die Ohren. Das Licht ist gut wie selten im LKA und zeigt einmal mehr, dass hier so einiges möglich ist, was viele Lichttechniker aber leider so gar nicht ausnutzen. Auch der Sound spielt bei CARCASS mit und so zockt sich die Formation einmal mehr durch einen hervorragenden Gig. Dank Ventilatorunterstützung fliegen Jeff Walkers Haare dass es eine Freude ist, und Bill Steer beim Spielen zuzusehen ist sowieso immer eine. Gute alte Bekannte wie „Reek Of Putrefaction“ oder „Corporal Jigsore Quandary“ schauen genauso munter vorbei wie neue Songs, und so ist das Set eine gute Reise quer durch das Schaffen dieser außergewöhnlichen Band.  „Mount Of Execution“ vom aktuellen Chirurgenbesteck-Album beendet zusammen mit „Heartwork“ einen großartigen Gig der Briten – war aber auch nicht anders zu erwarten! 

Setlist

  • Unfit For Human Consumption
  • Buried Dreams
  • Incarnated Solvent Abuse
  • Cadaver Pouch Conveyor System
  • This Mortal Coil
  • The Granulating Dark Satanic Mills
  • Captive Bolt Pistol
  • Exhume To Consume
  • Reek Of Putrefaction
  • Keep On Rotting In The Free World
  • Corporal Jigsore Quandary
  • Mount Of Execution
  • Heartwork

Text & Fotos: Ruth Gräbeldinger

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29.11.2015

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1 Kommentar zu Napalm Death - Deathcrusher Tour 2015 - live aus Stuttgart und Saarbrücken

  1. Hägar sagt:

    Nochmal mitm Kamm drüber oder? Da sind so dermaßen viele (Schreib)Fehler drin, das ist schon peinlich….. Leute, bitte!