Sátan Festival 2025
Metal im Land aus Feuer und Eis

Die Wolkendecke bricht auf und enthüllt eine Mondlandschaft. Moosbewachsene Lavafelder erstrecken sich kilometerweit. In der Ferne grüne Ebenen und dunkle Berge. Wir befinden uns im Landeanflug auf Island, wo das Sátan Festival in seine zweite Runde geht. Die Fahrt zum Festival führt vorbei an jungen und alten Lavafeldern, Bächen und Seen, weiten Ebenen und steil aufragenden Hängen. Schafe und Islandpferde durchstreifen scheinbar ungehindert die Landschaft, die mal grau-schwarz und mal sattgrün vorüberzieht. Überall lila-blaue Lupinen, die sich im Wind biegen. Trotz der befestigten Straße ist es eine holprige Fahrt.

Der inoffizielle Nachfolger des Eistnaflug Festivals wird übrigens „Sautan“ ausgesprochen und bringt an drei Tagen isländische und internationale Acts zusammen. Ein besonderes Highlight ist die Lage. Der kleine Küstenort Stykkishólmur nördlich von Reykjavík liegt auf der Halbinsel Snæfellsnes zwischen Meer und schneebedeckten Bergen. Die Landschaft lässt sich 24 Stunden am Tag bewundern, denn im Juni wird es hier nicht dunkel.

In unserem Recapvideo haben wir unsere Eindrücke vom Festival knackig zusammengefasst.

Bandauswahl

Das Sátan ist kein Genrefestival; sein Fokus liegt auf isländischen Metalbands verschiedener Bereiche. Das heißt allerdings nicht, dass jede x-beliebige Band aus Island gebucht wird, denn das Festival achtet auf Qualität. Außerdem ist Nachwuchsförderung angesagt. So haben wir dieses Jahr einige Newcomer gesehen, die keine Probleme hatten, mit den etablierten Bands mitzuhalten. Eröffnet wird das Sátan Festival vom Gewinner des isländischen Wacken-Battles.

Das Sátan-Lineup 2025

In diesem Jahr überwiegen die extremeren Genres wie Black und Death. Als erfrischende Abwechslung kommt eine gute Portion Hardcore (Punk) dazu. Für entspannte Momente sorgen Stoner/Psychedelic und Gothic Metal. Zusätzlich zu den lokalen Bands bucht das Festival eine Auswahl internationaler Acts, die das Programm ergänzen. Hier sind sowohl bekannte Namen wie VADER und CARCASS als auch junge Bands dabei. Das Sátan ist also abwechslungsreich, bietet vertraute Bands und ist gleichzeitig ein Ort für neue Entdeckungen.

Sátan Festival Tag 1

Wir nutzen die Zeit vor Festivalstart für eine kleine Wanderung. Obwohl es hier im Mai bereits 20° C warm war, sind es jetzt nur wenige Grad über Null. Der starke Wind tut sein Übriges. Doch die Sonne scheint und lässt das Meer unter einem strahlend blauen Himmel glänzen. Vorbei am Hafen geht es über Basaltgestein an den Klippen entlang zum kleinen Leuchtturm. Von hier hat man einen herrlichen Blick hinaus aufs Meer, auf den Ort und auf die verschneiten Berge.

Eine kleine Wanderung in Stykkishólmur

Am frühen Nachmittag startet die Musikkonferenz, das kostenlose Rahmenprogramm des Sátan Festivals. Anders als die Konferenz des Inferno Festivals, die sich das Sátan zum Vorbild nimmt, richtet sich diese an ein breites Publikum. Sie eignet sich gut für Interessierte, die nicht in der Musikindustrie tätig sind, aber auch für Musiker:innen.

Das Programm beginnt mit dem Panel „What Does It Take: Building A Sustainable Artist Career“. Hier spricht unter anderem Aðalbjörn Tryggvason (SÓLSTAFIR, BASTARÐUR) darüber, wie er sich mit SÓLSTAFIR einen bleibenden Platz in der Metalszene erarbeitet hat. Weitere Perspektiven gibt es von Vertreter:innen aus dem (Label-)Management und der PR. Eine Entwicklung, die alle Sprecher:innen sehen, ist der Trend hin zu TikTok-Tauglichkeit und Content Creation. Es besteht Konsens, dass man Content nicht über Kunst stellen sollte. Und dass ein bleibender Erfolg vor allem von harter Arbeit und der resultierenden guten Musik kommt.

Das Panel „What Does It Take: Building A Sustainable Artist Career“

Es folgt ein Interview mit Festivalchef Gísli Sigmundsson. Er berichtet, wie das Sátan eher zufällig zustande kam, als aus einer Spinnerei plötzlich Ernst wurde. Er stellt dem Festival Wachstumschancen in Aussicht. Vor Anfragen isländischer Bands kann er sich kaum retten, und durch Umbauten könnte die Kapazität der Halle (aktuell 800) erhöht werden.

Auf zu den Bands

Wir brechen zum Venue des Sátan Festivals auf, der Sporthalle des Ortes. Die macht optisch zugegebenermaßen wenig her, punktet aber durch eine gute Akustik. Bei den Bands dürfte angesichts der Umkleiden Nostalgie aufkommen. Hoffen wir, dass niemand den Turnbeutel vergisst. Vor Ort gibt es zwei Tattoo-Stationen, bei denen man auch spontan vorbeikommen kann. Sie sind das ganze Festival über gut besucht. Sehr positiv fällt uns außerdem die Awareness-Kampagne „Ask for Angela“ auf. Das Sátan zeigt damit klare Kante.

Die Awareness-Kampagne „Ask for Angela“

Das erste Set gehört GADDAVÍR, den Gewinnern des isländischen Wacken-Battles. Wir werden sie also dort wiedersehen. Das Hardcore-Gespann sorgt schon früh am Tag für ordentlich Stimmung und einen Pit. Fronter Kristján Reiners Friðriksson kommt in den Graben und lässt das Publikum mitsingen. GADDAVÍR haben sich offenbar bereits eine Fanbase aufgebaut. Weiter geht es mit MIÐNÓTT, bei denen es modern und groovig wird. Es ist der erste große Auftritt für die noch brandneue Band aus Reykjavík. Sie stellen sich äußerst liebenswert vor und danken dem Festival ausgiebig für die Chance.

Bastarður beim Sátan Festival 2025

BASTARÐUR lassen den Crust Punk Einzug halten. Neben Aðalbjörn Tryggvason, den wir bereits bei der Konferenz gesehen haben, sind die SKÁLMÖLD-Gitarristen Þráinn Árni Baldvinsson und Snæbjörn Ragnarsson sowie Festivalchef Gísli Sigmundsson dabei. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass an diesem Wochenende ‚Bandchen wechsel dich‘ gespielt wird. Wer Ragnarsson in noch einer weiteren Band sehen möchte, sollte in diesem Video vom ESC 2014 auf den Herrn in Orange achten. Bei BASTARÐUR  läuft der Pit und Tryggvason fegt trotz Mikrokabel über die Bühne. Ein insgesamt sehr dynamisches Set.

Sogar noch lebhafter geht es bei CELESTIAL SCOURGE aus Norwegen weiter. Die Jungs haben sich vorab auf dem Trampolin des nahegelegenen Spielplatzes warmgehüpft und verlegen ihr Ganzkörperworkout auf die Bühne. Ihr Tech Death kommt beim Publikum sehr gut an. Zwischendurch stürmt ein Alien die Bühne, was die Stimmung weiter anheizt.

Celestial Scourge haben extraterrestrischen Ärger

MOMENTUM verschaffen uns eine Verschnaufpause, denn es wird proggy, psychedelic und doomig. Sie versprühen eine herrliche Melancholie, die auf dem Sátan Festival einzigartig bleiben wird. Als recht inaktive Band ist ihr Auftritt ein seltenes Schmankerl. VADER ziehen ein absolutes Kontrastprogramm durch. Hier kommt ordentlich Bewegung in die Menge. Im Anschluss gehen BRAIN POLICE mit ihrem Stoner Rock/Alternative wieder runter vom Gas. Wir verspüren stellenweise ein deutliches LIFE-OF-AGONY-Flair, bis hin zu den Vocals.

Momentum beim Sátan Festival 2025

Und schon ist es Zeit für den Headliner. Diesen stellt am ersten Festivaltag kein geringerer als Festivalchef Gísli Sigmundsson. SORORICIDE kennt man außerhalb Islands wenig, doch hier gehören sie zu den alten Helden. Auf den Screens erscheinen Zeitungsartikel und Videos aus der Bandgeschichte, die davon zeugen. Der Anlass ist etwas traurig, denn es ist das Abschiedskonzert der Band. Es gibt Gäste auf der Bühne und viel Nostalgie im Raum. Der tighte Death von SORORICIDE ist ein sehr passender Abschluss für den ersten Tag.