Alunah - Strange Machine

Review

Soundcheck April 2022# 13

Gute drei Jahre haben sich ALUNAH für ihr neues Album „Strange Machine“ Zeit gelassen, gewiss auch bedingt durch die Pandemie. Die britische Stoner-Doom-Band um Sängerin Siân Greenaway legt dabei laut Presseinfo ihr vielleicht ausgelassenstes Album vor. Mindestens legen sie aber das wahrscheinlich generischste Artwork für psychedelischen Stoner Doom vor, das man sich vorstellen kann. Im direkten Vergleich zum Vorgänger „Violet Hour“ merkt man diese „Ausgelassenheit“ aber zumindest schon direkt, denn dessen atmosphärische Schlagseite ist zugunsten eines deutlich trockeneren, näher am Blues gebauten Sound etwas zurückgefahren worden, kommt aber etwa in „The Earth Spins“ noch einmal eindrucksvoll zum Einsatz. Der eröffnende Titeltrack beginnt klingend wie ein Rock-Raumschiff aus den Sechzigern, das gerade landet, nur um sich danach so richtig trocken in die Siebziger zu rocken.

Wenn man auf der Blues-Tonleiter festsitzt …

Fürwahr: Der fette BLACK SABBATH-Stempel prangt weiterhin über praktisch allem, was die Briten hier vom Stapel lassen, wenn sie nicht wie in „Psychedelic Expressway“ einen kompletten Schlenker seitwärts in die Kräutergärten der Sechziger unternehmen und eine pure Ode an den Psychedelic Rock vom Zaun brechen. Dabei adaptieren sie vor allem SABBATHs Blues-nahe Charakteristika, weniger deren Songwriting, was den Sound der Herren und der Dame nicht immer gut bekommt. Die Rechnung geht einigermaßen auf, wenn sie wie eben im Titeltrack oder in „Silver“ ausreichend Druck aufbauen. Und wenn man sich als Hörer an simplen Blues-Harmonien nicht satt hören kann, dann dürfte „Strange Machine“ ein Goldgrübchen darstellen. Wer jedoch impulsivere Songwriting-Momente sucht, den hinterlassen ALUNAH nach getaner Arbeit mindestens milde enttäuscht.

„Strange Machine“ fühlt sich über weite Teile wie ein eher mit Hinblick auf Gemütlichkeit denn auf Nachhaltigkeit zusammen gejamtes Album an, dessen von der Presseinfo angepriesene Ausgelassenheit leider nicht viel zur Langzeitwirkung beiträgt. Songs wie „Over The Hills“ oder „Broken Stone“ klingen wie aus einer Stoner-Doom-Simulation heraus generiert, während „Teaching Carnal Sins“ seine Steilvorlage in Form von knackigen, erfrischend rohen Offbeat-Licks wiederum für generischen, enttäuschend eintönigen Doom links liegen lässt und diese stattdessen lediglich zum oberflächlichen Songgimmick degradieren. Dabei zeigen ALUNAH zum Beispiel in „Fade Into Fantasy“, dass sie dramatische Spannungsbögen durchaus drauf haben.

Siân Greenaway hält ALUNAH über Wasser

Im Grunde kann sich die Band bei ihrer Frontfrau bedanken. Die hält das Album mit ihrer sensationellen Gesangsleistung nämlich durchgehend über Wasser, selbst in seinen uninspiriertesten Momenten. Sie macht in praktisch jeder Situation eine herausragende Figur, seien es ihre taffe Mlny Parsonz-Gedenk-Reibeisen-Stimme in den rockigeren Momenten, generell ihre souveräne Treffsicherheit oder ihr wahrhaft bezaubernder Sopran, der regelmäßig in den stimmungsvollen, emotionalen Höhepunkten zum Einsatz kommt und diese zu wahren Magic Moments transformiert. ALUNAH bräuchten mit dieser Sängerin eigentlich einen größer und ambitionierter angelegten Sound, der mehr „The Earth Spins“ und weniger „Broken Stone“ enthält oder wenigstens irgendwas episches in Richtung SMOULDER.

Im übrigen ist Shane Wesley von CROWBAR auf dem Rausschmeißer „Dead Woman Walking“ als Gastmusiker an der Gitarre zu hören, ein Song der in seinen besten Momenten nach richtig schön klassischem Hard Rock frisch aus der verrauchten Eckkneipe klingt, dessen Hook dann aber leider wieder in diesen faden Blues-Tonleiter-Automatismus verfällt. Über weite Strecken ist „Strange Machine“ genau das: liegen gelassenes Potential, das allein durch sein bockstarkes Sprachrohr im Rennen gehalten wird. Die vorliegende Promo enthielt leider keine Songwriting-Credits, weshalb mir nicht bekannt ist, inwiefern Greenaway am Songwriting beteiligt gewesen ist. Aber sie ist in den fadesten Momenten der Platte der einzige Grund, um die Skip-Taste wenigstens beim ersten Durchlauf jungfräulich zu lassen.

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07.04.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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