Arch/Matheos - Winter Ethereal

Review

Soundcheck Mai 2019# 9

So manch einem Prog-Metal-Fan der ersten Stunden dürfte vor etwa acht Jahren das Höschen im hohen Bogen weggeflogen sein, als sich John Arch und Jim Matheos unter dem Banner ARCH/MATHEOS zusammen getan haben, um der Prog-Meute zu geben, wonach sie sich still und heimlich sehnte: Ein FATES WARNING-Album, als wäre noch 1986. Der Bandname kam natürlich zustande, als die beiden ihre Namen aufgeschrieben und unter dem Bruchstrich gekürzt haben. War damals nix neues, hatten mindestens mal Russel Allen und Jorn Lande vorher auch schon gemacht, aber das war auch nicht der Grund, warum die Platte ihrerzeit so interessant war.

Nein, das hatte andere Gründe. Das Album stach qualitativ im schon stark stagnierenden Prog Metal jener Zeit hervor, da es zwei DER Urgesteine des Genres enthielt, die mit ihrem alten, modernisierten Feuer jedoch vorne mitmischen sollten. Immerhin haben sich die Herren die Mühe gemacht, den klassischen Prog Metal mit „Sympathetic Resonance“ in ein modernes, knackiges Gewand zu packen und den Grad an Komplexität dem zeitgenössischen Standard anzupassen. Es war klassischer Prog Metal im damaligen Hier und Jetzt – und es war gut. Um nicht zu sagen: Sehr gut.

ARCH/MATHEOS setzen heuer auf Geradlinigkeit

Und im aktuellen Hier und Jetzt liegt das zweite Album des Duos vor, das den Namen „Winter Ethereal“ trägt. Das hat in Sachen Komplexität schon mal eine Entschlackungskur erfahren, denn der Opener „Vermillion Moons“ kommt zackig auf den Punkt, anstatt sich wie damals „Neurotically Wired“ langsam aufzubauen. An sich nichts schlechtes, aber schnell macht sich bemerkbar, was sich für den Großteil des Albums bewahrheiten sollte: „Winter Ethereal“ kommt eher gewöhnlich daher, wobei sich ARCH/MATHEOS ihre Kernqualitäten bewahren.

Damit gemeint sind natürlich einerseits John Archs hoher Gesang, den selbst nach so langer Zeit immer noch unverkennbar bleibt. Auf der anderen Seite ist da die unglaublich vielseitige und komplexe Gitarrenarbeit von Jim Matheos, der die Songs mit Textur und Leben füllt. Und das haben die auch bitter nötig, denn das Songwriting baut mehr auf Geradlinigkeit auf, was ARCH/MATHEOS leider nicht immer ganz aufzuwiegen imstande sind. Denn große Namen schützen bekanntlich nicht vor songschreiberischen Schwächen, die „Winter Ethereal“ hier und da plagen.

„Winter Ethereal“ kämpft teilweise mit dem Songwriting

Die neue Direktheit der Platte fördert ein Problem vor allem mit dem Gesang zu Tage. John Archs Stimme gilt ja als eine der ikonischeren des Progressive Metal, doch mangelt es ihr hier einfach an emotionaler Bandbreite. In ruhigeren Momenten wie in „Tethered“ klingt er einfach genauso wie in den aggressiveren Passagen etwa von „Straight And Narrow“. Möglicherweise fehlen ihm auf den Songs aber auch einfach die richtigen Melodien, um sich zu entfalten. Denn „Winter Ethereal“ gibt sich etwas düsterer als sein Vorgänger, spiegelt das aber nicht im Songwriting wider.

Anders ausgedrückt lässt die Platte die Aggressivität oder die Atmosphäre im Gesamten kaum richtig mitziehen, sodass sich kaum eigenständige Charakteristika in den Tracks abbilden. Das Ergebnis ist ein Album, das zwar durch und durch gekonnt klingt, aber zu keiner Zeit das Feuer und den Tiefgang seines Vorgängers erreicht oder dessen Qualitäten interessant ausbaut. ARCH/MATHEOS liefern technisch gesehen gute Songs, aber keine Kracher. Es gibt mitunter dann doch einprägsame Stücke wie das etwas offensivere „Wrath Of The Universe“.

Doch macht sich insgesamt dann doch eher das Gefühl breit, dass die Magie einfach fehlt. „Winter Ethereal“ mutet kraft des gebündelten Talentes, das hierhinter steckt, zu keiner Zeit langweilig oder wahllos an, aber es bleibt eben einfach zu wenig hängen. Es ist durchweg genießbar, wenn man denn so wenig von ARCH/MATHEOS erwarten möchte. Wer sich mehr erhofft hat, wird mit „Winter Ethereal“ jedoch milde enttäuscht, bekommt andererseits immerhin ein immer doch mindestens mal passables Prog-Album serviert, das halt einfach nicht ganz so will, wie es könnte.

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04.05.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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