Carptree - Man Made Machine

Review

Um es kurz zu fassen: Die neue Scheibe des noch gar nicht so alten Prog Duos Carptree ist ein absolutes Juwel. Nicht unbedingt für den Frickler, auch nicht so wirklich für den Rhythmiker, sondern eher für den schon fast ausgestorben geglaubten Menschenschlag des Schwelgers. Wo andere Bands massenhaft Soli und Rockpassagen einfügen, werden in diesem dritten Album der Band Hauptsatzhaft zwei mehr oder weniger kontraere Melodiethemen in weitläufigen Bögen miteinander kombiniert und in teilweise ekstatischen Klangcollagen entladen, die so manchen Song der eigentlich nach 4 Minuten rum ist, noch über die 6 Minuten Marke treiben können. Wer sich davon nicht abschrecken lässt findet mit ‚Man Made Machine‘ eine beeindruckende Veröffentlichung die kaum noch aus dem CD Player entfernt werden will.
Der Opener ‚Titans clash aggressively to keep an even Score‘ kommt zwar im Gegensatz zu den folgenden Stücken erschreckend schnell auf den Punkt, begeistert aber dennoch durch eine einfühlsame Dynamik aus gefühlvollen Mollakkorden und dem dramatisch mit Gitarre und Chor arrangierten Refrain. Wer aber jetzt an protzige 100köpfige Kosakenchöre denkt muss rasch enttäuscht werden: Die Instrumentierung dieses Albums ist regelrecht bescheiden, wird nur durch eine kleine Kammermusikertruppe aufgelockert und sieht die Chorpassagen lediglich als etwas erweiterten Backgroundgesang. Dass dadurch die Scheibe nur an Intimität gewinnt und obendrein noch einen surrealistischen Einschlag bekommt, ist auch der ordentlichen Produktion, sowie der emotionalen, teilweise an Phil Collins erinnernden Stimme von Niclas Flinck zu verdanken.
Weitere Anspieltipps sind neben erwähntem Opener, der Titeltrack, das herrlich pianogetragene ‚Sunshine Waters‘, sowie das vom eigentümlichen ‚The Recipe‘ eingeleiteten Abschlussepos ‚This is Home‘. Zugegebenermaßen hat man es dem Umstand dass viele Progmusiker heißblütige studierte Musiker sind zu verdanken dass man blind in ein Progregal reingreifen und selbst im schlechtesten Fall immer noch ein überdurchschnittliches Album rausfischen kann, aber die Schweden von Carptree haben mit ‚Man Made Machine‘ gezeigt dass selbst dieses Genre noch durch immer neue Klangspielereien aufgefrischt werden kann. Unbegrenzte Kaufempfehlung für jeden Fan des Genres.

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08.10.2005

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1 Kommentar zu Carptree - Man Made Machine

  1. Anonymous sagt:

    Neben dem recht guten Gesang, der nicht selten an Prog-Ikone Peter Gabriel erinnert, lässt die Musik von CARPTREE hin und wieder 70er-Jahre-Feeling aufkommen. Nicht selten denkt man dabei an frühe GENESIS oder auch MARILLION, wobei CARPTREE musikalisch letztendlich jedoch nicht wirklich mithalten können. Zudem verfällt das Album zum Teil in zu uninspiriert wirkenden Klangcollagen, die weder ein schönes Ambiente hervorrufen, noch abgedreht proggig klingen; sie stören einfach nur. Auf "Man Made Machine" gibt es leider viel zuviel Mittelklassemusik, weshalb Prog-Liebhaber eher vorsichtig rangehen und sich vor allem nicht von den ersten zwei bis drei Tracks täuschen lassen sollten.

    5/10