Circle - Sseennsseess

Review

Bei den finnischen Sonderlingen CIRCLE den Überblick zu behalten, ist äußerst schwierig. In den 20 Jahren ihres Bestehens hat die Band bereits über 30 Alben veröffentlicht – einige davon so verschieden, dass es schwer fällt zu glauben, dass ein und die selben Musiker beteiligt waren. Mit dem  Live-Album „SSEENNSSEESS“ legt die Truppe nun den nächsten Tonträger vor. Und der ist – wie könnte es auch anders sein – wieder einmal ziemlich sonderbar.

Die hier dokumentierte, knapp fünfzigminütige Performance am 22. November des vergangenen Jahres im Kiasma-Museum für zeitgenössische Kunst in Helsinki gliedert sich in vier überlange Stücke, die sich im Bereich Kraut-/Art Rock bewegen und durch teilweise ärgste Low-Fi-Keyboards und den entrückten Heavy-Metal-/Opern-Gesang immer wieder gänzlich entrückt und fast schon nicht ernst gemeint wirken. Das Konzert war eine Kooperation mit dem Künstler Mika Taanila, dessen Film „Doppelgänger“ während der Show gezeigt wurde – und für solche Streifen braucht man dann wohl auch entsprechend verstörende Musik.


Dramaturgisch sind die Songs insgesamt sehr repetitiv gehalten und bestehen aus einer übersichtlichen Menge an Parts, auf denen CIRCLE gern und ausdauernd herumreiten – beispielsweise in dem anfangs mit kindlichem Schunkel-Rhythmus ausgestatteten „Sleepwalker“, bei dessen Mittelpart es fast schon free-jazzig zu Werke geht. Etwas deftiger und in Wüsten-Rock-Manier geht es beim 12-minütigen „Terminal“ zu, das stoisch nach vorne rockt und mit zunehmender Spielzeit immer kruder und spaciger wird. Der Opener „Kudos“ wiederum ist ein völlig verqueres Avantgarde-Stück, ein schräger Einschub jagt hier den nächsten – sei dies mittels jaulend-besessenen Gesangs, tonaler Willkür bei der Melodieführung oder unverhofft plötzlichen Eruptionen der gesamten Band.

Am Ende ist „SSEENNSSEESS“ eine wirklich interessante Live-Platte, welche die Experimentierfreude und Individualität der Protagonisten bestens eingefangen hat. Zudem kommt die Scheibe mit einem sehr naturbelassenen und organischen Sound daher, der Tonträger wie diesen hier erst richtig hörenswert macht. Auch die spielerische Leistung der Musiker muss gelobt werden. Als einzigen Kritikpunkt – und das ist ein durchaus wesentlicher – muss jedoch angeführt werden, dass das Album die visuelle Komponente gänzlich vorenthält. Eine DVD mit den Videos von Mika Taanila wäre hier für den Rezipienten noch gewinnbringender gewesen. So aber hat man beim Hören der ewig langen Stücke – die man erst einmal aufmerksam am Stück durchhalten muss – das Gefühl, man verpasst etwas. Dennoch ist das Album zweifelsfrei ein Tipp für alle Avantgardefreunde und Hörer ohne Scheuklappen. Man sollte sich aber ranhalten – es gibt von dem Scheibchen nur 500 Pressungen.

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26.01.2014

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