Clarke und Gilby - Swag

Dick und fett scheint er mir entgegen: der Aufkleber mit der Aufschrift „Former Guns N‘ Roses-Guitarist“. Zweifelsohne zehrt Gilby Clarke, der 1991 als Izzy Stradlin-Ersatz zu den Gunners stieß, immer noch von der Populärität, die ihm während seiner drei Jahre bei der wohl skandalumwittertsten Band der 90er Jahre zuteil wurde. Dabei hat er sich mittlerweile auch als Solokünstler mit fünf Alben im Rücken und als Produzent einen guten Namen gemacht. Nun tritt er mit seinem sechsten Soloalbum „Swag“ an, diesen Ruf auszubauen. Clarkes Musik liegt immer noch in der Schnittmenge aus den Stones, den Kinks, rauheren Beatles, einem latenten Punkeinschlag a la The Clash und einer gehörigen Portion Bluesfeeling. So hat er auf seinem neuen Studiowerk mit Tracks wie „Alien“, „Under The Gun“ oder „Broken Down Car“ coolen, zeitlosen Rock geschaffen, der wunderbar in eine verrauchte, düstere Bar passt, in der man sich gerne ein paar Whiskey schmecken lässt. Leider driftet das Niveau der elf Songs mit zunehmender Spieldauer immer mehr in Richtung netter Belanglosigkeit ab, woran auch prominente Gäste wie Eric Singer (Ex-Kiss), Clem Burke (Ex-Blondie) oder Tracii Guns nichts ändern können. Mit dem poppigen, in MTV-Gefilden angesiedelten „I’m Nobody“ ist auch ein vollkommener Totalausfall zu verzeichnen. Aber zum Glück gibt es ja noch Stücke wie „Heart Of Chrome“, ein melodiöser Rocker mit Ohrwurmrefrain, oder das Highlight der Platte, „Margarita“, eine coole Nummer im Tito & Tarantula-Stil, bei der man das vor sich stehende, leere Glas anstatt mit Whiskey auch durchaus mal mit Tequila füllen kann. Trotzdem schafft es Gilby aber nicht, an seine Vergangenheit mit Guns N‘ Roses oder das Soloschaffen seines Ex-Kollegen Slash und dessen Snakepit, das es ja leider auch nicht mehr gibt, anzuknüpfen. Dennoch hat er mit „Swag“ ein angenehmes Rockalbum abgeliefert, das aber neben einigen lässigen Rockern auch einige Hänger aufzuweisen hat.

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