Defect Noises - Pure Sickness

Review

Auch wenn er vermutlich im Grunde ironisch gemeint sein sollte, habe ich selten einen Bandnamen gefunden, der den Nagel so direkt auf den Kopf getroffen hat wie dieser hier. Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, dass eine beliebige Aneinanderreihung von Tönen nicht zwangsläufig auch Musik ergibt, hier ist er!

Einzelgänger Marian Gradinarski bedient sich für sein DEFECT NOISES-Projekt einer zehnsaitigen Gitarre. Dadurch kann man natürlich den Tonumfang von Bass- und E-Gitarre auf einem einzigen Korpus vereinigen, ob dann aber auch zwei Hände für die ansprechende Bedienung reichen, darf nach dem ersten Hördurchgang von „Pure Sickness“ bezweifelt werden. Den Rhythmus steuert hier ein Drum-Computer bei, was man auch überdeutlich heraushört und so ziemlich jedes bisschen Dynamik im Keim erstickt.

Rein spieltechnisch kann man dem Künstler hier durchaus Respekt zollen. Hier wird auf technisch hohem Niveau geshreddet was das Zeug hält und als Laie gibt man alsbald auf, die wilden Kapriolen alle nachvollziehen zu wollen. Allerdings bekommt man den Eindruck, dass hier einfach wild irgendwelche spontanen Einfälle und Fingerübungen aneinandergereiht werden. Echte Songs entstehen daraus nicht, die Unterteilung in neun verschiedene Stücke wirkt vollkommen willkürlich. Im Grunde nimmt man ohnehin das Ganze bald nur noch als einen einzigen Brei aus Tönen wahr, den manche zwar „innovativ“ nennen würden, der aber jegliche Struktur und leider auch Emotion komplett vermissen lässt.

Im Grunde erreicht Gradinarski wohl genau das, was er will. „Pure Sickness“ ist eine Kampfansage an jegliche Form von etabliertem Musikverständnis und verlangt eine vollkommene Aufgabe der bisherigen Hörgewohnheiten. Wer dazu nicht bereit ist, dem geht das hektische Geschrammel alsbald nur noch auf die Nerven und lässt jeden einzelnen Hördurchgang zur Qual werden. So werde auch ich überhaupt nicht warm mit dieser Scheibe und vermisse hier so ziemlich alles, was gute Musik für mich ausmacht. So gibt es für die gute Produktion und das reine technische Vermögen des Künstlers jeweils einen Punkt, mehr ist hier aber beim besten Willen nicht zu holen. Am Ende ist also auch der Albumtitel perfekt gewählt, denn was die Musik von DEFECT NOISES bei mir hervorruft, lässt sich tatsächlich ziemlich treffend als „Pure Sickness“ bezeichnen.

01.05.2011

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