
Sieben Jahre haben sich EVOKEN Zeit genommen, um ihren siebten Langspieler auf die Welt zu bringen. Die Amerikaner zählen seit jeher zur Speerspitze des Funeral Death Doom und legen erwartungsgemäß wieder einen Brocken mit über einer Stunde Spielzeit hin. Grundsätzlich hat sich nicht viel verändert: Stilistisch umreißt die Band weitestgehend alles, was es vormals bereits gegeben hat.
Dominante, vordergründige Keys wie nie zuvor, ansonsten keine Experimente.
Ähnlich abstrakt wie die Story auf „Hypnagogia” zeichnet das Konzept wieder eine obskure Geschichte aus den Hirnwindungen von Drummer Verkay. Diesmal geht es um einen Benediktinermönch, der in Isolation die Grenzen der Realität verschwimmen lässt. Der morbide Sound passt sehr gut zum Konzept. Vor allem das diesmal sehr vordergründig gehaltene Keyboard ist um einiges einnehmender als auf den letzten Alben und wirkt fast etwas kitschig.
Musikalisch wissen EVOKEN ziemlich genau, was sie wollen. Auf „Mendacium” zeigen sie jedoch weniger Ansatz zu Experimenten als auf dem letzten Album. In der richtigen Stimmung gestaltet sich das gesamte Hörerlebnis ausgesprochen tragend: Das Album bricht selten aus, hat einige echte Momente, geht aber grundsätzlich eher auf Nummer sicher, anstatt sich aus der Komfortzone des Genres herauszubewegen. Eine Tatsache, die die Scheibe trotz ihrer Vielschichtigkeit ein wenig vorhersehbar macht und die auf Dauer keinen Zugewinn im Spannungsbereich verzeichnet.
Bei diesem Konzeptwerk fällt es schwer, einzelne Songs herauszuheben, denn „Mendacium”funktioniert als Ganzes. Neben vielen wuchtigen Funeral-Doom-Wänden gibt es verspielte Soli, Growls und sehr dominante Keyboardwände. Die Zwischenstücke „Prime” und „Vesper” passen gut in den Kontext und halten das Albumkonstrukt zusammen. Wer Anspieltipps braucht, sollte direkt in die zweite Singleauskopplung „None” reinhören, denn der Track fühlt sich mit seiner Ausdruckskraft und Kompaktheit bei nur acht Minuten Spielzeit am dichtesten an und umreißt das komplette musikalische Spektrum. Das seichte Intro und der eingestreute gesprochene Text untermalen dies sehr gut.
„Mendacium” bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Bei allem Respekt für die Band überzeugt „Mendacium” nicht durchweg und bietet einfach zu wenige wirklich packende Momente. EVOKEN gehen auf Nummer sicher, erreichen dabei aber weder die Tiefe von Alben wie „Quietus” oder „A Caress Of The Void” noch die Innovation von „Hypnagogia”, die sich bei Songs wie „Cremonie Of Bleeding” manifestierte. Was bleibt, ist ein solides siebtes Album, das Fans von düsterem Funeral Doom sicher nicht enttäuschen wird, aber auch keine neuen Ansätze bietet.

Oliver Schreyer



















Neue Ansätze werden ja auch von keinem Black Metal erwartet, da wird hingegen alles mit starker Wertung auf Metal.de durchgewunken.