Goat The Head - Et Lokalsamfunn I Sorg

Review

GOAT THE HEAD haben in Ihrer mittlerweile über zwanzigjährigen Bandgeschichte schon so einiges an seltsamen Konzepten durch. Vom Höhlen-Death-Metal über Thrash bis hin zu allerhand experimentellem Material haben die Norweger so ziemlich alles mal ausprobiert. Für ihr viertes Album wollte das Quartett aus Trondheim nun ein Konzeptalbum erschaffen, dass der „ursprünglichen spontanen, unbekümmerten und willkürlichen Natur der Band“ gerecht wird. Was genau damit nun wieder gemeint ist und wie „Et Lokalsamfunn I Sorg“ nun am Ende klingt, beleuchten wir in den folgenden Zeilen.

GOAT THE HEAD – Röhren in den Wald

Augenfälligster Unterschied zu den bisherigen Veröffentlichungen, der noch vor Auflegen der Platte klar wird ist, dass dieses Mal nicht auf Englisch, sondern auf Norwegisch, genauer gesagt im Dialekt Trøndersk, gesungen wird. Wobei gesungen hier ein eher dehnbarer Begriff ist. Denn der vorab bereits als Single veröffentlichte Opener „Svart Sol Psykopomp“ gibt bereits die Marschrichtung vor. Entsprechend, sagen wir „interessant“, wirkt auch das zugehörige Video. Man stelle sich eine verschneite Winterlandschaft vor, untermalt mit leicht getragenem Folk-Rock. Erwartet man nun das Einsetzen von klassischem Rock-Klargesang, wird man jä überrumpelt, denn da steht plötzlich Per Spjøtvold und röhrt in den Wald wie ein Elch in der Brunftzeit.

Das klingt erst einmal nach unfreiwilliger Komik, und ein wenig davon ist auch tatsächlich vorhanden, wenn auch vielleicht freiwilliger als gedacht. Was uns der Mann sagen will ist natürlich eher schwer verständlich, vermutlich sogar wenn man des Norwegischen mächtig ist, aber die melancholische Atmosphäre und der Albumtitel (übersetzt in etwa: „Eine trauernde Gemeinde“) verraten, dass es nicht unbedingt um fröhliche Themen geht.

In „Kjiving (Tå Karro)“ geht es deutlich deftiger zu Werke, wobei rumpeliger Rock’n’Roll immer noch die Basis bietet, allerdings die Einflüsse von Doom- und Death-Metal deutlich heraushörbar sind. Das Ganze wird untermalt von einer praktisch ständig präsenten Kirchenorgel und dem eigenwilligen Gegurgel von Per Spjøtvold, der dabei immer ein wenig klingt wie Mr. LORDI. „Kustus“ biegt dann endgültig in Richtung Doom ab, gelagert allerdings eher irgendwo zwischen epischem Zeitlupenstoff wie CANDLEMASS und Stoner Doom à la CATHEDRAL. Bislang definitiv die Mischung mit dem höchsten Coolness-Faktor auf „Et Lokalsamfunn I Sorg“. Auch „Tornado Og Oljesøl“, das plötzlich das Gaspedal gen Death Metal durchdrückt, gehört zu den angenehmen Überraschungen der Platte.

Allzu viel ändert sich an den Grundzutaten im Laufe der Spielzeit des Albums dann allerdings nicht mehr, dafür werden die einzelnen Richtungen für sich genommen immer wieder aufgegriffen und ausgearbeitet. „Spark Og Speinning“ beleuchtet dabei beispielsweise die melodisch-eingängige Seite des Rock und erinnert mit seinen Riffs gerne mal an GHOST. Trotz der teilweise durchaus geschmackvollen Instrumentierung, bleibt leider eins: Das immer gleiche Geröhre des Fronters, der an der Hammond-Orgel eine deutlich bessere Figur macht als am Mikro. Klar, auch diese Vocals werden einige Freunde finden, für den ein oder anderen mögen sie als kauzig durchgehen, aber auf Albumlänge funktioniert das eben leider nur bedingt.

Nettes, aber letztlich gescheitertes Experiment – „Et Lokalsamfunn I Sorg“

Eine Death-Metal-Kapelle will ein Konzeptalbum mit Heimatbezug machen und setzt dabei auf eine Mischung aus klassischem (Folk-) Rock’n’Roll und Stoner Doom, behält dabei aber das Death-Metal-Gegurgel als Gesang bei. Das ist wohl das Grundkonzept von „Et Lokalsamfunn I Sorg“. Das hätte auch funktionieren können, aber leider kommt nicht nur etwa ab der Hälfte der Spielzeit gepflegte Langeweile auf, sondern stattdessen kann der aktuelle Sound von GOAT THE HEAD sogar schnell relativ nervig werden.

Ist die anfängliche Verblüffung ob der eigenwilligen Zusammenstellung erst einmal verflogen, bleibt ein rumpelig-dröhniger Sound mit der Extraportion Fuzz, der zwar hier und da ein paar nette Songs hervorbringt, vor allem wenn es mal melodischer oder auch metallischer zugeht, aber sich vor allem in der zweiten Hälfte der Scheibe zu sehr in immer gleichen Strukturen suhlt. Ja, klar, wenn GOAT THE HEAD in „Faansmakt“ einen auf verschrobene norwegische MOTÖRHEAD machen, ist das schon irgendwie ganz cool, aber eben nicht 45 Minuten und ganze 12 Songs lang. Für absolute Stoner-Fans mit Bock auf etwas anderen „Gesang“ vielleicht empfehlenswert, für alle anderen aber eher das Prädikat „nettes aber letztlich gescheitertes Experiment“.

Anmerkung des Verfassers: Bei dem hier abgebildeten Bild handelt es sich nicht um das tatsächliche Cover-Artwork. Zu jeder (!) der auf 500 Stück limitierten Vinyl-Ausgaben gibt es ein von Per Spjøtvold handgezeichnetes Bild, das jeweils als Cover dient.

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