Grandson - Death Of An Optimist

Review

Wenn Musik über politische Themen berichtet und mit erhobenem Zeigefinger Missstände anprangert, dann sind emotionale Gefühlsausbrüche vorprogrammiert. GRANDSON ist Musiker, Aktivist und Gründer des gemeinnützigen XX Resistance Fonds. All das verpackt der junge Künstler auf “Death Of An Optimist“ in einen modernen Sound und kreative Ideen. Jedoch sollte Toleranz beziehungsweise eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber der momentanen Popkultur herrschen. Denn GRANDSONs farbenfrohe Palette überzeugt sicherlich nicht jeden. Besonders eingefleischte Rockfans sollten hier zu knabbern haben.

GRANDSONs kreative Schaffensgabe

Das Intro zeigt sich noch recht entspannt und markiert praktisch die Ruhe vor dem Sturm. Früh fällt auf, dass GRANDSON viele Effekte nutzt, welche meist eher dem Trap oder HipHop zuzuordnen sind. Wer mit den unabhängigen Singles “Blood // Water“ oder “War“ vertraut ist, sollte spätestens beim ersten Durchhören von “Death Of An Optimist“ eine starke Entwicklung wahrnehmen.

Das Album legt teils große Sprünge zwischen tanztauglicher Radiomusik und Emo Rap hin. All das geschieht unter dem Mantel von mehr oder weniger rockigen Gitarrensounds. Trotzdem wühlt GRANDSON diese Genres mächtig auf. Sogar vereinzelte Entwicklungen machen sich bemerkbar. “Riptide“ startet recht unaufgeregt, baut jedoch sehr eingängige Melodien ein und bringt die effektgeladenen Vocals gut zur Geltung. Zum Ende hin überrascht ein kleiner Break mit abfallendem Sound, wobei der Beat an Tempo zulegt.

Alles etwas ungewöhnlich für einen Künstler, der musikalisch eher im Mainstream angesiedelt ist. Im starken Kontrast dazu stehen Trapbeats und langgezogene Refrainpassagen. “Identity“ hat so mehr mit Künstlern wie dem verstorbenen US-Rapper LIL PEEP gemeinsam als mit Rock.

Wie “Death Of An Optimist“ den Mainstream aufmischt

GRANDSON gelingt es trotz benannten Einflüssen, sich nicht auf einen Punkt so fixieren. So macht er Alternative Rock Salonreif und zielt mit “WWIII“ thematisch auf die Kriegsführung oder den Waffenhandel. Der Track überzeugt mit seinem Songwriting und den ausgefallenen Rapeinlagen, kombiniert mit melodischem Gesang. Eine Explosion von harten Riffs bricht während des Refrains die Atmosphäre auf.

Immer wieder schreit sich die verzerrte Stimme die Seele aus dem Leib, welche trotz Effekte sehr authentisch wirkt. So nutzt GRANDSON teilweise einen sehr einzigartigen Dialekt, der aber eher als Stilmittel zu verstehen ist.

GRANDSON geht nicht gerade zimperlich vor

Abgesehen vom aggressiven Sound, sind auch die Lyrics sehr demonstrativ in Szene gesetzt. GRANDSON hinterfragt, ob im Krieg eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse möglich ist. “WWIII“ kommt zu dem Schluss, dass beide Seiten leiden und trotz großer Meinungsunterschiede Sympathien entstehen könnten. Die Schuld liegt hier gerade bei den Politiker, welche das Feuer des Hasses schüren.

Diese kommen bei dem Aktivisten meist nie besonders gut weg. Aktuelle Themen wie die Schere zwischen Arm und Reich erhalten ebenfalls einen Platz in “Death Of An Optimist“. Ebenso Korruption zur eigenen Bereicherung auf Kosten anderer. Oftmals untermalen Pistolenschüsse diese Szenerien.

“We Did It!!!“ berichtet aus der Ich-Perspektive und stellt sich selbst als den Übeltäter dar. Dass wir zu den wenigen Prozent der gut Verdienenden auf der Erde gehören, vergessen wir auch gerne mal. Der Künstler wäscht also nicht seine Hände rein, sondern betont, dass auch er an benannten gesellschaftlichen Missständen schuld ist.

Doch nur in den Tag zu stehen und nichts zu tun, kommt für GRANDSON nicht infrage. “Dirty“ betont, dass es wichtig ist, für das Wohl der Gesellschaft zu kämpfen, auch wenn dies mit harter Arbeit verbunden ist. GRANDSON nutzt rhetorische Fragen, die klar auf den Klimawandel, Konsum und auf die Natur hindeuten.

Was ist “Death Of An Optimist“?

Es ist schwierig eine klare Linie in GRANDSONs Schaffen zu erkennen. “Death Of An Optimist“ ist weder ein Pop-, Rock- oder ein HipHopalbum. Eher eine erschreckend gut funktionierende Mischung aus alldem. Beeindruckend ist, wie der Sound die Alternative-Szene weiter in den Mainstream drückt.

Ob das für die Musik förderlich ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Ähnlich sieht es mit der politischen Einstellung aus. Trotzdem trifft der junge Künstler den Zahn der Zeit besser als viele andere in der Musikszene. Das liegt wahrscheinlich an den eindeutigen Aussagen innerhalb der Songs, wodurch wenig Interpretationsraum entsteht.

“Death Of An Optimist“ ist sicherlich nicht für jeden etwas. Doch selbst für absolute Verweigerer von unkonventionellen Stilen lohnt es sich, Tracks wie “WWIII“ oder “Riptide“ Gehör zu schenken.

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20.12.2020

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