Hangman'S Chair - Saddiction
Marc Thorbrügge
HANGMAN’S CHAIR ziehen nach 20 Jahren Bandgeschichte eine ernüchternde Bilanz. Der Albumtitel „Saddiction“ knüpft an den Namen des Debüts „(A Lament for…) The Addicts“ an und stellt klar, dass es hier nicht nur um Rauschmittel, sondern vor allem um die Ursache für den Wunsch nach durchgehender Betäubung geht: endlose Traurigkeit, die so tief sitzt, dass man sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen kann.
Auf „Saddiction“ ist der Name Programm
Der Opener „To Know The Night“ verdeutlicht bereits, dass es auf diesem Album nicht um den Silberstreif am dunklen Horizont geht. Ganz im Gegenteil lehrt die in dem Song spürbare Erfahrung mit den düstersten Momenten des Lebens, dass dieser niemals auftauchen wird. Entsprechend verspricht der folgende Track: „The Worst Is Yet To Come“ – das Schlimmste kommt noch.
Mit diesem atmosphärisch dichten Doppelpack setzen HANGMAN’S CHAIR die Messlatte für sich selbst hoch an. Selten wurde moderner Doom so aufwühlend und bitter in Szene gesetzt, was nicht nur dem ausgefeilten Songwriting, sondern auch der vollen Produktion zu verdanken ist. Der Bass wummert durchgehend, die Gitarren sägen sich unter die Haut und das Schlagzeug treibt dezent aber verspielt die Songs voran.
HANGMAN’S CHAIR bieten einen melancholischen Rausch
„Saddiction“ bleibt fast durchgehend auf diesem hohen Niveau. Die folgenden drei Songs setzen dabei eher auf melodische, fast schon lockere aber nicht weniger melancholische Momente. Danach belässt es die Band bei leichten Variationen bereits gesetzter Akzente. Trotzdem ist das Album ein Grower und webt mit jedem Durchlauf eine immer dichter werdende Atmosphäre, in der man sich leicht verlieren kann.
Dass dieser betäubende Effekt irgendwann seinen Preis fordert, die Grenzen zwischen den Songs verschwimmen lässt und dabei die Höhepunkte verwässert, ist der einzige Makel dieses ansonsten sehr guten Albums. HANGMAN’S CHAIR bieten einen melancholischen Rausch, der kein Ende kennt, keine Lösungen bietet, verlorene Seelen aber gekonnt auffängt. Auf „Saddiction“ ist der Name einfach Programm.
Düster und mitreißend. Der perfekte Soundtrack für einen nächtlichen Spaziergang. Melancholisch, emotional, berühren aber trotzdem in gewisser Weise auch hoffnungsvoll. Beim ersten Hören scheint es an Abwechslung zu fehlen aber gerade das entfaltet sich nach mehrmaligem Hören und man entdeckt immer wieder neue, interessante Details. Einzig der etwas zu prominente Hall-Effekt bringt mich dazu einen Punkt abzuziehen. Da wäre etwas weniger mehr gewesen. Ansonsten ein grandioses Album dem ich gute Chancen für meine persönlichen Top 3 des Jahres ausrechne 🙂