
Das brasilianische Funeral Death Doom-Urgestein HELLLIGHT gibt sich seit nunmehr 29 Jahren ungebrochen der Melancholie und Trauer hin. Mit „We, The Dead“ legt das Trio um Gitarrist, Vokalist und Keyboarder Fabio de Paula sein neuntes Album vor und beschert den Hörerinnen und Hörern ein weiteres Juwel beeindruckender Trauerkultur.
Von Anfang an hat sich die Band einer bedrohlichen Hartnäckigkeit verschrieben, die sich im Laufe der Jahre perfektioniert hat, so dass man mittlerweile von einer stilistischen Beständigkeit sprechen kann, die sich in jedem Album widerspiegelt und dennoch immer wieder neue Nuancen und Schattierungen einfängt.
Keine Sonne in São Paulo
So gibt es auch auf „We, The Dead“ wieder viele tonnenschwere Parts, die von einer treibenden Doublebass getragen werden und den Songs bei aller Melancholie immer einen energetischen Hoffnungsschimmer verleihen. Das Gitarrenspiel verbindet mächtige Funeral Doom-Riffs mit tragenden, schönen Leads, die zwischendurch gerne auch mal etwas moderner daherkommen und auf ihre Art charmant und galant ein wenig Shoegaze mitbringen, ohne dabei in Kitsch abzugleiten.
Die stimmliche Darbietung von Sänger Fabio ist in ihrer Vielschichtigkeit ein tragendes Element, das den einzelnen Tracks trotz ihrer Schwere und Langsamkeit eine eindringliche Abwechslung verleiht. Gerade in den Cleanparts offenbaren HELLLIGHT eine sehr individuelle Herangehensweise, die in der Wehklage mit den harschen Growls harmoniert und den einzelnen Songs trotz ihrer Länge den nötigen Wiedererkennungswert verleiht. Das Duett mit Heike Langhans auf „As Daylight Fades“ ist ein ergreifender Höhepunkt der Scheibe, der dem Gesamtbild zweifellos noch eine weitere Nuance hinzufügt.
Großartiger Funeral Doom mit Ecken und Kanten
„We, The Dead“ ist kein leicht verdauliches Album, das in seiner Gänze etwas Zeit braucht, um seine ganze Pracht und Wirkung zu entfalten. Die dezenten Reminiszenzen an Bands wie DRACONIAN, SATURNUS oder SWALLOW THE SUN scheinen durchaus gewollt, doch sind HELLLIGHT insgesamt eigenständig genug, um stets ihre eigene Handschrift im Songwriting durchzusetzen.
Der brasilianische Sommer scheint jedenfalls dunkel genug zu sein, um diese Art von Düsternis zu zelebrieren und zu inszenieren. Die Produktion ist perfekt, erdig und genau richtig für diese Art von Musik. Wer auf intensiven, mitreißenden Funeral Doom mit Ecken und Kanten steht, kommt an dieser Scheibe nicht vorbei.
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