Karthago - Second Step

Review

Ihre größten Erfolge feierten die Krautrocker KARTHAGO aus Berlin Anfang der Siebziger, bevor sich die Band 1978 nach vier Studio- und einem Livealbum wieder auflöste. Entscheidenden Anteil am Erfolg hatte ihr zweites Werk „Second Step“ von 1973 (neben „Rock’n’Roll Testament“ aus dem Jahr darauf), das dieser Tage wiederveröffentlicht wird. Wenn die damalige Fachpresse das Album im Überschwang als “ die vielseitigste Rock-LP, die je in Deutschland gemacht wurde“ bezeichnet, ist da immerhin ein Fünkchen Wahrheit dran. KARTHAGO orientierten sich am angloamerikanischen Mainstream und klangen dadurch vielleicht nicht ganz so kauzig wie viele ihrer Kollegen. Vor allem aber präsentiert „Second Step“ Virtuosität gepaart mit songschreiberischer Klasse.

Und, ja, das Album ist genauso vielseitig wie das Cover bunt: Da gibt es den furiosen Opener „Pacemaker“, ein kurzes, technisch anspruchsvolles Instrumental mit einem genialen Hauptthema. Da gibt es eher eingängige Stücke, bei denen vor allem Melodie, Refrain und der Gesang von Joey Albrecht im Vordergrund stehen („I Don’t Care“, „Don’t Send Me Your Money, Send Me Your Heart“). Dann gibt es Stücke, die durch lange Instrumentalpassagen hervorstechen, beispielsweise „Crosswords & Intermissions“ mit den coolen Mini-Moog-Sounds oder das vielseitige „Wild River“ mit seinem jazzigen Mittelteil. Und natürlich das auf der Originalversion des Albums abschließende „‚Oberbaum‘ Bridge“, das neben einigen Wendungen ein absolut mitreißendes, freakiges Finale bereithält. Daneben stehen die mit allerlei Percussion- und fetten Orgelsounds versehene Bossa-Nova-Rock-Nummer „Lamento Juvenil“ sowie das groovy „California Gigging“ mit den gewitzten Wah-Wah-Gitarrensounds. Ihr merkt schon: „Second Step“ ist nicht nur vielseitig, sondern hat durchgehend starke Nummern an Bord. Erwähnenswert ist noch, dass die einzelnen Bandmitglieder ihre eigenen Songs singen, was im Falle eines Joey Albrecht umwerfend ist, im Falle von Percussionist Tomy Goldschmidt („Lamento Juvenil“) eher interessant.

Abgerundet wird das Ganze durch den absolut transparenten Klang, der jedem Instrument den passenden Raum zuweist. Besser kann sich eine Produktion von dieser Art von Musik eigentlich nicht anhören, und wir sprechen hier von einem Album aus dem Jahr 1973. Sicherlich auch ein Verdienst des Remasterings, das der Scheibe für die vorliegende Wiederveröffentlichung spendiert wurde. Bleiben noch die beiden Bonustracks, der Rock’n’Roll-Klassiker „Johnny B. Goode“ und der von Joey Albrecht arrangierte Don-Nix-Klassiker „Going Down“: Beide Stücke wurden von der Band hauptsächlich live gespielt, sind aber mehr als eine Bereicherung des Albums.

Insgesamt ist also die Wiederveröffentlichung von „Second Step“ eine rundum gelungene Sache: Das Album als solches ist stark (und für den einen oder anderen zudem als Zeitdokument interessant), am Sound wurde dezent geschraubt und die beiden Bonustracks sind eine absolut sinnvolle Bereicherung. Hinzu kommt ein mehrseitiges CD-Booklet mit Fotos und informativen Linernotes aus der Feder von Cornelius Hudalla (des Produzenten von „Second Step“). Schick!

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23.12.2011

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu Karthago - Second Step

  1. Baron Samedi sagt:

    Haha, so dämlich sahen noch nicht mal Dschinghis Khan aus!