Keen Of The Crow - Hyborea

Review

Aus der Asche von MORGION stiegen KEEN OF THE CROW in Form von Justin Christian (Bass) und Rhett Davies (Drums). Ergänzt werden diese beiden bei KEEN OF CROW um Vocalist Dan Ochoa sowie die Gitarristen Seth Arthur und Ron Slater. Und was uns diese kalifornischen Doom-Deather mit ihrem Debut „Hyborea“ präsentieren, verdient allerhöchste Beachtung, und zwar sofort. Denn düstere Gitarrenriffattacken werden mit aggressiven Growls und hin und wieder Klargesang verbunden. Technisch sauber umgesetzte akustische Passagen und Instrumentalparts gehören ebenso zum Repertoire der Band wie stürmische Klangkaskaden.

Nach einem Drum-Prolog eröffnet „Where Dead Kings Lie“ zu stürmisch für reinen Doom. Den haben wir hier aber auch nicht. Treibend, atmosphärisch gehts durch Unterholz, Kratzer inbegriffen. Die Growls sind außerordentlich gut; es liegen Welten zwischen gekonnten und dilettantischen Grunts. Hier haben wir einen der besten, weil dramatisch, garstig, charismatisch. Die melodischen Basisriffs sind rund, flotter als Lava, dennoch fließend wie diese, dabei immer Death Metal-lastig, mit zahlreichen atmosphärischen Einsprengseln versehen. Und heavy ist der Stoff, felsenfest, hart, wuchtig. Dieses ist der beste Opener seit langem. Fast zehn Minuten rauschen die Felsbrocken in die unwirtliche Tiefe. „Hyborea“ beginnt akustisch, mit gewisperter Stimme, was ist dieser Sänger ausdrucksstark. Monolithisch, erheblich härter als es z.B. CANDLEMASS praktizieren, wandern KEEN OF THE CROW metallisch durch den ausufernden Song. „Left For The Wolves“ prescht wieder voran, diese Riffs sind allerfeinst, selten so einen gottgleichen Auftaktdreier gehört. Bisher verdient diese Band gute neun Punkte. Und die schwelgerische Überlänge schafft dunkelste Atmosphäre.

Das Instrumentalintermezzo „The Key Of The Serpent“ (herrliche Titel!) beginnt unheimlich und endet mit düsteren Sprachsamples. „To Reach Emptiness“ mischt allerbeste Growls (Akerfeld-like) mit KATATONIA-Klarheit. Diese Gitarren, sie sind der Hammer der letzten Monate. Nie gibt es Riffgeschiebe oder Brutalität um der Brutalität willen; die (häufigen) Aggressionsattacken bleiben beherrscht, verzweifelt, melancholisch. Großartig arrangiert sind diese Tracks, klasse durchkomponiert; so kann gute Musik gemacht werden! Spanische Gitarrenklänge von mediterranem Zuschnitt werden locker in das gemeine Flechtwerk eingebunden. „Burning Away“ versetzt uns in zeitlupenhaftes Erleben der Gegenwart, gekonnt, auch narrative Vocals werden grandios umgesetzt. Hier erinnern sie auch an die Götter von PRIMORDIAL. Der Dramaturgie folgend, prasseln keifende Growls über uns, um von melancholischen Klargesängen abgelöst zu werden; der swingend lässige Rhythmus der Gitarristen, der pumpende Bass und das sehr druckvolle, gut in Szene gesetzte Schlagwerk setzen dem Drama die Krone auf. Eigentlich sind das Songs für den Herbst, aber der steht ja vor der Türe, im Prinzip seit langem in unseren Gestaden…

„Valeria“ ist so ein Song, den sich SLAYER gerne anhören würden, quasi „Seasons In The Abyss“ o.ä. mit Growls. Seit RUNEMAGICK muss ich Growls zu Doom-Klängen hören, Kastraten passen einfach nicht, auch anderer heller Gesang verunsichert immer. KEEN OF THE CROW haben diesen Pluspunkt; dazu diese virtuose Gitarrenarmee, Atmosphäre erzeugend durch intelligente Hooks, Abwechslung schaffend durch schnelle, treibende Parts. Und diese komplexen, jedoch immer an einem schwarzen Faden sich böse entlangschlängelnden Instrumental-Passagen. „Seeking Fury, Becoming Wrath“ hat dieses herrlich schräge Metal-Riff, diese durchdringenden Grunts und ideenreiche Licks neben der Choruslinie. Und ein ruhiges Break; natürlich nur die Ruhe vor dem Sturm… „Stygian Black Lotus“ vereint nochmals alle obengenannten Qualitäten dieser Band zu einem ergreifenden, kolossalen Finale voller Wut, Verzweiflung, feuriger Emotion. Inzwischen sollen die beiden Gitarristen ausgestiegen sein (was sehr bedauerlich wäre); die Restfraktion macht jedoch weiter, in jedem Falle. KATATONIA machen mehr Moderne , NEUROSIS mehr metallisches Gewaber, PLACE OF SKULLS mehr Blues- und Hard Rock, OPETH mehr Prog, CANDLEMASS haben mehr Tradition; KEEN OF CROW ist die Band, die die Anhänger dieser Stile vereinen kann.
Ein absolutes Highlight der letzten Monate. Daher, hört sie euch an! Dieser Ruf geht durchs Horn und per Feuerzeichen auch über Berge und Seen an SWALLOW THE SUN-, INSOMNIUM- oder HANGING GARDEN-Hörer.

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03.08.2007

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1 Kommentar zu Keen Of The Crow - Hyborea

  1. zombo sagt:

    Ein wahrlich überzeugendes Album, welches jeden Doom/Deather ansprechen sollte. Ohne große Worte einfach ein weiteres geniales Werk aus dieser bis heute unterschätzten Sparte des emotionalen Metals. Unbedingt anhören!!

    8/10