Legacy - The Most Beautiful Lies

Review

Es soll ja geschehen sein, dass große Namen wie Rollei für Spottpreise (respektive einem symbolischen Obolus und nem Arsch voll Schulden) von gar sinistren Investoren gekauft wurden, um dem arglosen Endverbraucher dann unter „Made In Germany“ allerhand fernöstlichen Tinnef (im Fachjargon auch Scheißdreck) andrehen zu können.
Und wenn einem dann der durchaus vorbelastete Name „LEGACY“ unterkommt, stellt sich die vergleichbare Frage: Wird uns hier Billig-Thrash Metal als Abklatsch TESTAMENTs (hießen ja mal LEGACY) angeboten? Chuck Billy und Eric Peterson Low-Budget-Imitationen? Plastik statt Metal?
Tja, der Name täuscht. Nix mit melodischen Thrash der alten Schule.
Dafür wird hier anspruchsvolles Material gespielt, welches eine gehörige Bandbreite abdeckt.
Hier wird DREAM THEATER und RUSH nachgespürt, ohne allerdings in deren Fußstapfen zu versumpfen. Dazu ist der Stoff zu eigenständig, selbst wenn sich so manche Parallele zu allerhand Vertretern der Prog Rock/Metal Szene sicher nicht verleugnen lässt.

Auch wenn der Härtegrad für Metaller, die lieber von einem Teller essen als über dessen Rand zu blicken, gelinde gesagt nicht so dolle ist (uarg… Piano!!! Keys!!!), bietet „The Most Beautiful Lies“ durchaus ein vielseitiges Hörerlebnis. Nach einem verspielten Intro gibt es bei „Your Pride“ (welches auch eines der „härtesten“ Lieder ist) gleich einen schönen Chorus zu bewundern, der zudem höchst erfreulich auch durch hohe Eingängigkeit im Ohr stecken bleibt. Zwar folgt mit „I Will Bleed“ etwas, was streckenweise nach flüchtigem BON JOVI – Furz stinkt, aber spätestens das breaklastige „Am I To Blame“ entschuldigt diesen gasigen Ausrutscher wieder und trifft mit seinen interessanten Arrangements und Einfällen ins Schwarze. Auch die weibliche Chorus-Begleitung am Mikro integriert sich da prächtigens, so kommt sogar etwas DAILY SOAP Feeling auf (kennt die hier einer?).
Spielerisch ist die Meute aus Ostdeutschland fit und alles kommt knackig und ausgereift daher, auch wenn der ansonsten guten Produktion hin und wieder der Crunch fehlt. Gerade Fronter Stefan hat eine verdammt charismatische Stimme!

Mit „My Body“ kommen dann sogar leichte SABBATH Gefühle auf, während das famose „Every Fall“ von den jazzigen Sax-Ausflügen pofitiert. Nur ist es leider auch so, dass man auch schon mal in die Belanglosigkeit amerikanischer Teenie-Schmonzetten-Soundtracks abdriftet (auch textlich).
Skurril hingegen mutet „The Heat“ an, dessen C64 Klänge (vielleicht beabsichtigt) zu Beginn und vor allem der Text rund um Bier-Beach-Bunnies nicht unbedingt punkten können.

Und ganz schrecklich das Outro dieses Tracks, das mit dem für das übrige Bundesland nur schmerzlich zu ertragene sächsischen Sprachgrauen aufwartet. Dennoch ist den Jungs ein eigenständiges, gefühlvoll rockendes Album gelungen, das sich mühelos über die Veröffentlichungsflut erheben kann.

Schon ganz schön prächtig, meine Herren… nur der Name… lenkt ab…

21.04.2006

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