Mortification - Live Humanitarian

Review

MORTIFICATION gehörten in den 1990er-Jahren zum Stamminventar des aufstrebenden Labels Nuclear Blast Records, waren neben musikalisch ähnlichen Bands aber immer Außenseiter. Der Grund: Obwohl die Australier grob dem gerade angesagten Genre Death Metal zugerechnet werden konnten, hatten sie mit den textlichen Ergüssen ihrer damaligen Kollegen nicht viel zu tun. Vielmehr legte Sänger und Bassist Steve Rowe Wert darauf, seinen christlichen Glauben auch in den Texten zu verarbeiten. Über die Jahre schafften es MORTIFICATION dann immer im Gespräch zu bleiben, obwohl nicht alle Alben überzeugen konnten, mehrfach Gitarrist und Schlagzeuger ausgetauscht wurden und Steve Rowe vor zehn Jahren gegen eine lebensbedrohliche Krebserkrankung ankämpfen musste, die inzwischen aber vollständig geheilt ist.

Nach dem bislang letzten Studioalbum „Erasing The Goblin“ aus dem Jahr 2006 begaben sich MORTIFICATION auf eine ausgedehnte Tour, deren Auftakt im „IMAX Theatre“ in Perth mitgeschnitten wurde und den ersten Teil der neuen Live-DVD „Live Humanitarian“ bildet. Das Trio Steve Rowe, Mick Jelinic (Gitarre) und Damien Percy (Drums) beschränkte sich bei der Songauswahl vor allen Dingen auf Tracks der jüngeren Alben, wobei „Erasing The Goblin“ mit insgesamt fünf Stücken am stärksten vertreten ist. Die älteren Alben werden nur durch ein Medley sowie den Abschlusstrack „Chapel of Hope“ (von „EnVision EvAngelene“, 1996) vertreten, wobei das unverwüstliche „Scrolls Of The Megilloth“ ganz außen vor geblieben ist. Gegen die Songauswahl gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden, auch wenn der Band-Sound – bedingt durch die Dreierbesetzung – gerade bei schnellen Stücken manchmal etwas dünn ist. Langsamere Songs wie „Escape The Blasphemous Tabernacle“ wirken dagegen wesentlich voller und üppiger.

Gefilmt wurde die rund 70-minütige Show mit sieben Kameras, die verschiedene Standpunkte auf der Bühne und hinter dem Publikum einnehmen. Um einen Gegenpol zum eher statischen Stageacting zu bieten – Steve Rowe kann sich nach seiner Krebsbehandlung nur noch eingeschränkt bewegen – wurden einige Zoomeffekte eingebaut, die den Bildern zu einem Mehr an Dynamik verhelfen. Dass an einigen Stellen der Autofokus kein scharfes Bild liefert (beispielsweise bei den Spoken-Words-Passagen von Steve Rowe, in denen er sich zu seinem Glauben und seiner Erkrankung äußert) soll hier ebensowenig verschwiegen werden, wie die Tatsache, dass der Sound dennoch transparent und druckvoll ist.

Nicht verzichtet wurde auf eine Bonus-DVD, die aus Sicht der Band zwar Sinn macht, angesichts ihrer Machart aber einige Zweifel hinterlässt. Fangen wir beim Positiven an: Zum Titeltrack des 1996er Albums „EnVision EvAngelene“ wurde seinerzeit ein Video gedreht, der aufgrund seiner Länge die Ausmaße eines Kurzfilms hat. Inhaltlich greift das Video eine christliche Thematik auf, und so wirken unter anderem der Sohn von Steve Rowe als Jesus im Babyalter mit und seine Frau als Maria. Das ist zwar verschärfter Kitsch, an der filmischen Umsetzung und der Bild- und Tonqualität gibt es aber nichts zu bemängeln. Gleiches gilt für den Zusammenschnitt der Höhepunkte der Europatour 2007, auch wenn hier offensichtlich mehrere Bildquellen herangezogen werden mussten. Gänzlich unterirdisch ist allerdings die Umsetzung der zweiteiligen Serie „Steve’s House“, in der Steve Rowe seine Familie und sein Haus vorstellt (Teil 1) sowie seine Lieblingsplatten kommentiert (Teil 2). Hier steht eindeutig die Message im Vordergrund, die Machart hingegen ist bar jeden Verständnisses für Ausleuchtung und Kameraführung. Hier reiht sich auch der lieblose Zusammenschnitt von Steve Rowes Würfen (Kugel, Speer, Diskus) bei den australischen Leichtathletikmeisterschaften ein, der nur durch einen kurzen Text eingeleitet wird. Das mag sportlich beachtlich sein, ist aber in solch einer Umsetzung verzichtbar.

Insgesamt ist „Live Humanitarian“ also keine durchweg überzeugende Sache: Während die erste DVD mit dem Livekonzert einen guten Eindruck hinterlässt, ist die zweite DVD in großen Teilen nur für diejenigen spannend, die an der Person Steve Rowes interessiert sind und keinen Wert auf eine gute technische Umsetzung legen.

14.10.2008

- Dreaming in Red -

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