My Dying Bride
Der Diskografie-Check mit Andrew Craighan
Special
Bevor sich MY DING BRIDE kurz nach Veröffentlichung ihres großartigen Albums „A Mortal Binding“ bedauerlicherweise auf unbestimmte Zeit zurückgezogen haben, sind wir mit Gitarrist Andrew Craighan noch auf eine Reise durch 34 Jahre MY DYING BRIDE gegangen.
Craighan, neben Sänger Aaron Stainthorpe einziges verbliebenes Gründungsmitglied, erzählt die Story der Band anhand ihrer Diskografie und lässt seine ganz eigenen Erinnerungen an die Platten Revue passieren.
Er berichtet unverblümt, selbstironisch, manchmal zynisch mit britischem Humor und zuweilen auch mit Unmut von der Entstehung ihrer 15 Studiowerke. Die Albumtitel erzählen – bewusst oder unbewusst – eine Geschichte von Euphorie, Frustration, On-Off-Beziehungen und vielen Kompromissen.
Der gewährte Blick hinter die Fassade erklärt möglicherweise manches. Also nehmt Euch Zeit, Andrew hatte viel zu erzählen.
Nachfolgender Text reflektiert ausschließlich die persönliche Wahrnehmung von Andrew Craighan.
„As The Flower Withers“, 1992
Wie wohl bei den meisten ersten Alben war alles neu und aufregend für uns – bis wir ins Studio gingen. Zurück im Academy Studio (nach dem Erfolg der EP) [„Symphonaire Infernus Et Spera Empyrium“; Anm. d. Red.] lebten wir immer noch unseren „Proberaum-Sound“ aus schwerem, gedrosseltem Death Metal, was sich aber nicht mit dem deckte, was wir auf den Studioaufnahmen hörten. Wir hatten ein paar schwierige Momente mit Keith Appleton, dem Studiobesitzer (den wir übrigens sehr mögen). Er war sehr in seinen Gewohnheiten verhaftet und wir nervten ihn offensichtlich. Aber wir waren ein zahlendes „Ärgernis“, also ärgerte er sich und reizte die Band manchmal absichtlich, was Dinge verzögerte und nicht sehr lustig war. Keith weigerte sich beharrlich, so aufzunehmen, dass es wuchtiger klang, oder wusste nicht, wie es geht, und wollte es nicht zugeben – wir können nicht mit Gewissheit sagen, was von beidem es war.
Trotzdem haben wir etwas zustande gebracht, aber nach unseren offenkundigen Meinungsverschiedenheiten und dem ganzen Unmut holte er Robert „Mags“ Magoolagan als Tontechniker/Produzent ins Boot, was die Dinge entscheidend änderte. Wir denken gern an die Zeit zurück, aber ich erinnere mich, dass Ade Jackson [Gitarre bis 2006; Anm. d. Red.] und Martin Powell [Violine/Keyboard bis 1997; Anm. d. Red.] zuweilen eine harte Zeit mit Keith hatten, der zu unserer Überraschung ziemlich brutal sein konnte. Das Albumcover haben wir geliebt. Wieder Dave McKean. Wir arbeiteten mit ihm für (und jetzt dreimal nacheinander) „Symphonaire Infernus Et Spera Empyrium“. Nach seiner Coverarbeit für „As The Flower Withers“ wurde er in unserer Szene sehr populär und wir wollten ihn nicht mehr einsetzen, da wir uns für zu elitär und dieser Gruppe nicht mehr zugehörig hielten. Schade, dass wir so dachten, denn er ist ein Genie. Oh, ganz nebenbei, den Albumtitel habe ich mir ausgedacht – es war eine andere Art, MY DYING BRIDE zu sagen.
„Turn Loose The Swans“, 1993
Anscheinend unser einziges nennenswertes Album. Wieder in den Academy Studios in Dewsbury aufgenommen, aber dieses Mal von Anfang an mit Mags am Pult. Die Aufnahmen und das Gesamterlebnis waren für alle wesentlich besser. Zum ersten Mal gab es cleanen Gesang, von Mags vorgeschlagen und teilweise auch von ihm selbst eingesungen. Martin Powell war inzwischen ein vollwertiges Mitglied der Band und das zeigte sich in einigen atemberaubenden Momenten, die er dem Album bescherte. Die Lobeshymnen, die das Album heute erhält, waren zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung noch nicht zu vernehmen. Es hat viele Jahre gedauert, bis es zu dem Underground-Klassiker wurde, das es heute vorgibt, zu sein. Ich habe auf „The Crown Of Sympathy“ sogar ein paar Vocals beigesteuert, aber kaum einer weiß das und noch wenigere interessiert es. Ich muss zugeben, dass ich auch ohne seinen „königlichen Status“ stolz auf diese Platte wäre, denn musikalisch waren wir angekommen. Niemand ist überraschter über die Ehrungen, die „Turn Loose The Swans“ noch immer erhält, als ich.
„The Angel And The Dark River“, 1995
Erneut in den Academy Studios in Dewsbury aufgenommen. Zu dieser Zeit hatten wir neues Equipment in Form von Peavey 5150s, Digitech-Gitarrenprozessoren und Trace Elliot-Bass-Equipment, sodass unser Sound uns immer mehr als Metalband definierte. Die „Digitech-Sache“ erwies sich als nützlich, denn als wir mit IRON MAIDEN tourten, fiel eins unserer Teile aus. Es stellte sich heraus, dass Maiden von Digitech endorsed wurden, und sie stellten uns eins ihrer Geräte kostenlos zur Verfügung – ein weiterer göttlicher Moment von IRON MAIDEN. Das Album brachte mit „The Cry Of Mankind“ unseren einzigen wiedererkennbaren Song hervor, für den wir auch ein Video drehten, das uns immens viel Geld kostete. Diese bizarre Kuriosität von einem Song ist so etwas wie die Nationalhymne der Band geworden. Man munkelt, dass Steve Harris „The Cry Of Mankind“ hörte, und uns daraufhin die Tour mit ihnen verschaffte; obwohl ich nicht sicher bin, ob das stimmt. Ich bin immer noch erstaunt über die Anerkennung, die der Song bekommt, aber er funktioniert irgendwie und wir haben sehr davon profitiert. Und keiner war überraschter als ich, einen Anruf zu bekommen, dass IRON MAIDEN uns als Support haben wollen.
„Like Gods Of The Sun“, 1996
Wir wählten diesmal einen etwas anderen musikalischen Ansatz, indem wir uns für eine riffbasiertere Herangehensweise entschieden und versuchten, die Songs auf eine „songähnlichere“ Weise zu arrangieren. Musikalisch scheint es funktioniert zu haben, aber das Werk wurde nicht so hoch gelobt wie seine Vorgänger, da das Antlitz der Szene, in der wir agierten, bereits zu verblassen begann. Ein bemerkenswerter Moment für dieses Album war unsere einzige US-Tour als Support des mächtigen DIO (RIP). Die „Like Gods Of The Sun“-Songs erwiesen sich stellenweise als tauglich – die Mehrheit des DIO-Publikums in den USA tat sich mit MY DYING BRIDE schwer und es war offensichtlich, dass sie einfach keine Ahnung hatten, was wir taten, und die Geige verwirrte sie noch mehr. Die Tour erwies sich jedoch als „zu viel“ für die Freundinnen einiger Bandmitglieder, was darin resultierte, dass sich die Jungs gezwungen sahen, die Band zu verlassen, als wir nach England zurückkehrten. Daran scheiterten sowohl die angebotene zweite Etappe der DIO-Tour als auch einige Europa-Gigs. Ein unnötig trauriges Ende für etwas, das ein sehr simples Vergnügen hätte sein können. Überraschungslevel – scheiße, ernsthaft?
„34.788% Complete“, 1998
Meiner Meinung nach ein gescheitertes Konzeptalbum, nur keiner weiß, was das Konzept war. Calvin [Robertshaw; Anm. d. Red.], Bill Law (auch Drummer bei DOMINION), Aaron und Mags dachten, dass es irgendwie funktionieren würde. Ade war nicht überzeugt, hat aber mitgemacht. Ich habe mich nicht an dem Experiment beteiligt, sondern nur die Musik geschrieben, und zwar so, wie wir es immer getan haben, als Death Doom Metal Band. Es waren der das Artwork, das Cover, Album- und Songtitel sowie der Aufnahmestil, mit dem ich nicht einverstanden war und es immer noch nicht bin: Es war nicht das, was MY DYING BRIDE meiner Meinung nach sein sollte. Martin hatte zu diesem Zeitpunkt aufgehört, zu den Proben zu kommen, möglicherweise aufgrund dessen, was er sah, aber ich weiß es bis heute nicht genau, und er hatte, vermute ich, de facto die Band schon verlassen. Es war eine rundum schlechte Zeit. Das Album wurde zu Recht verrissen, Calvin verließ die Band und Bill Law zog schnell zurück nach Kanada. Ein paar von uns blieben zurück, um das, was von der Band übriggeblieben war, zusammenzukratzen und wieder aufzubauen, während wir versuchten, die Giftpfeile abzuwehren. Zu dieser Zeit überraschte mich gar nichts.
„The Light At The End Of The World”, 1999
Eine Art zweiter Anfang. Wir gruppierten uns neu, schworen, nicht mehr von der dunklen Seite der Macht abzurücken, und als ich das Gefühl hatte, dass es sich lohnte, weiterzumachen, schrieb ich das Album. Fast in seiner Gesamtheit und zum ersten Mal im Alleingang, aber es sollte nicht das letzte Mal sein. Wir probten nicht mehr als komplette Band, sondern nur noch Ade und ich, und die Musik entstand nun ohne Gesang, Lyrics, Violine und Keyboards. Ich nahm alle Gitarren auf (nicht den Bass) und arrangierte die Keys mit Mags‘ Hilfe. Ich entschied mich für Doom, eine gewollte Dunkelheit, bei der wir im Handumdrehen von Brutalität zu erhabener Schwermut wechseln konnten. Niemand sprach über die vorherige Scheibe; wir waren wieder da, wo wir sein sollten, und das zeigte sich. Das Artwork, der Albumtitel, alles funktionierte, und es kam sehr gut an.
Wir baten Hamish Glencross, für eine zweiwöchige Europatournee, die wir mit THE GATHERING gebucht hatten, einzuspringen – ich wiederhole – einzuspringen. Hamish verließ seine Position als zweiter Gitarrist (ich erwähne das, weil er es hasste, so genannt zu werden, und er wird mir hier nicht danken) in seiner anderen Band und schloss sich uns an, ohne richtig gefragt worden zu sein, ob er einsteigen wolle. Im Nachhinein erwies sich das als guter Schachzug. Yasmin Ahkmed, von EBONY LAKE ausgeliehen, kam auf der Tour als Keyboarderin dazu. Auch sie passte gut zu uns und erwies sich (bis sie eines Tages einfach verschwand) als sehr angenehme Zeitgenossin. Ich hoffe, es geht ihr gut und sie ist glücklich.
Ein erwähnenswerter Aspekt im Nachgang ist, dass NIGHTWISH Titel und Konzept unseres Albums aufgriffen und daraus ihre Single „The Islander“ kreierten, in der sie unseren Albumtitel als Refrain verwendeten. Ich glaube, ich war erst darüber überrascht, und dann nicht mehr, als niemand bemerkte, dass dieser und zwei andere Titel auf dem Album [„Dark Passion Play“; Anm. d. Red.]von uns inspiriert waren. Wie auch immer.
„The Dreadful Hours”, 2001
„Songs Of Darkness Words Of Light”, 2004
„A Line Of Deathless Kings”, 2006
Der erste Langspieler, den wir im neuen Academy Studio (noch immer in Dewsbury) aufnahmen, war „The Dreadful Hours“. Auch das erste Album mit Hamish. Ich vermisste den alten Laden, aber der neue hatte eine halbwegs anständige Version von Pro Tools, sodass das Recording ein bisschen einfacher war, sie hatten allerdings keinen Offline-Bounce, was ich für rückständig hielt, und Keith weigerte sich, Pro Tools zu aktualisieren, um es zu bekommen. Die Alben „Songs Of Darkness Words Of Light“ und „A Line Of Deathless Kings“ sind irgendwie zu einem verschmolzen, es gibt keine nennenswerten Probleme oder bemerkenswerten Dramen mit ihnen.
Wir haben „A Line Of Deathless Kings“ im Chapel Studio abgemischt, dem gleichen Ort, an dem auch das unglückselige „34.788% Complete“ gemixt wurde, weil wir dachten, dass es besser zu dem breiteren Sound und Stil des Albums passt. Wir haben Johnny Maudlin als Keyboarder mit ins Boot geholt, da er ein Talent hat, das nicht von dieser Welt ist. Keines der oben genannten Alben war abseits der 666 begeisterten Fans, die wir haben, besonders populär, aber für uns war es eine gute Zeit, da wir immer noch gute Shows spielen konnten. Es gibt aber keine wirklich hervorstechenden Songs oder Videos von diesen Alben – solide, aber nichts im Vergleich zu den frühen Sachen. Überrascht von keinen Überraschungen.
„For Lies I Sire“, 2009
Die erste bei Futureworks in Manchester aufgenommene Platte. Wie immer mit Mags, der inzwischen ein Pro Tools-Guru und -Lehrer und praktisch das siebte Mitglied von MY DYING BRIDE war. Er war an der Gründung der Futureworks University beteiligt und lehrt dort immer noch. Die Aufnahmen waren erstklassig und es war eine Freude, dort zu sein – die Violine wurde nach einer 5-minütigen Besprechung auf höchster Ebene offiziell wieder eingeführt, und wir schienen auch aus einem musikalischen Trott herausgekommen zu sein, denn „For Lies I Sire“ unterschied sich deutlich von den letzten beiden Alben. Außerdem sind darauf für mich einige herausragende Songs, besonders „My Body A Funeral“. Ich fand es besonders amüsant, den Leuten zu erzählen, dass es schwierig war, die Pferde auf der Platte aufzunehmen, da sie nicht gerne im Aufzug eingepfercht waren. Das Aufnahmestudio befand sich im fünften Stockwerk. Wenig überraschend bemerkte niemand, dass es eine gute Scheibe ist. Ich fand auch das Albumcover cool.
„A Map Of All Our Failures”, 2012
Ich erinnere mich, dass wir die ersten Gitarrenparts (und einige Drumparts) an feuchtfröhlichen Sommerwochenenden in Hamishs Haus in Halifax ausprobiert haben. Im Nachhinein habe ich Mitleid mit seinen Nachbarn, denn wir waren laut und es wurde spät. In klassischer „Spinal Bride“- oder „My Dying Tap“-Manier begannen wir mit dem einem Schlagzeuger (Dan) zu proben, mussten aber bald auf einen anderen (Shaun) umsteigen. Schäden aufgrund selbst zugefügter Blessuren waren der Grund für den Wechsel. Aber alles gut, uns ist egal, wer da trommelt, er/sie muss nur auftauchen und spielen. Also trabten wir los, abwärts.
Ich erinnere mich noch genau daran, dass wir stinksauer waren. Man hatte MY DYING BRIDE vorgeworfen, nicht düster genug zu sein, oder etwas ähnlich Banales, aber irgendwie hat uns das geärgert. Also machten wir uns daran, düstere, coole Musik zu schreiben. Auf eine bewusste, fast selbstzerstörerische Art und Weise dekonstruierten wir, was wir zuvor gemacht hatten, und zerschnitten es einfach mit Rasierklingen. Natürlich nur metaphorisch.
Vor dem Hintergrund dieses möglichen Karriereselbstmordes entstand die Idee, einen Song ohne Schlagzeug zu machen, da wir es leid waren, den gewollten Stil immer wieder erklären zu müssen. Wir dachten also, scheiß auf die Drums, und schrieben das, was „Like A Perpetual Funeral“ wurde. Der Track enthielt am Ende trotzdem Schlagzeug, wenn auch sparsam dosiert. Er etablierte sich als „Song des Albums“ durch ein brillantes Fan-Video, das wir uns quasi zu eigen machten. Das Werk wurde gut aufgenommen, wenn man bedenkt, dass es ein wirklich „dunkeldüsteres“ Album ist. Eine schöner Zugewinn seinerzeit war Shaun MacGowan an der Violine und den Tasten. Das Überraschungslevel war hoch – es brachte „The Barghest O‘ Whitby“ hervor, eine 30minütige Überraschungs-EP.
„Feel The Misery“, 2015
Aus Rock’n’Roll-Gründen war ich wieder alleiniger Gitarrist. Ich machte mich sehr motiviert daran, die Platte zu schreiben. Es war fast alles fertig, als wir Calvin (den ursprünglichen Gitarristen) ansprachen – ich hatte die Info erhalten, dass er interessiert wäre, wieder zu spielen. Da der Platz vakant war, fragten wir ihn, ob er es noch einmal probieren wolle. Er schien sehr angetan und kam zum Ende der Aufnahmen von „Feel The Misery“ vorbei und spielte ein paar Zeilen, die ich geschrieben hatte, nur um ein Gefühl für das Ganze zu bekommen. So weit, so gut. Ich schrieb den Text zum Titeltrack und sang Aaron die Folk-Zeile (es ist im Wesentlichen eine irische Folk-Ballade) am Telefon auf dem Parkplatz meines Arbeitsplatzes vor, als sie mich eines Morgens aus dem Nichts überkam. Sie gefiel ihm, er änderte ein, zwei Worte und los ging’s.
Matthew Vickerstaff und ich entwarfen das Albumcover. Es gingen wochenlang per E-Mail hin- und her, um die ganze Idee zu verfeinern und die versteckten Aspekte und Bedeutungen durchzugehen, bis wir das finale Ergebnis hatten. Ein großer künstlerischer Erfolg, wie ich finde. Wir haben wieder in den Academy Studios aufgenommen, aber bei Futureworks in Manchester mischen und mastern lassen. Es war der Beginn von Mags‘ Ausstieg aufgrund seiner veränderter Arbeits- und Lebensprioritäten.
Ich war nicht verwundert, als Peaceville versehentlich 3.000 Alben in der falschen Pre-Mix-Version („Pre-Mix for Journos“ hieß er) veröffentlichte, da ein zuständiger Mitarbeiter mit Zugriff auf unsere Kommunikation im Urlaub war. Sie haben etwas Schadensbegrenzung betrieben und einige Fans bekamen somit seltene MY DYING BRIDE-Alben und waren happy. Vorwärts und aufwärts, dachte ich, war aber wenig überrascht, dass es geradewegs abwärts und rückwärts ging.
„The Ghost Of Orion”, 2020
Eeuurgh, jetzt geht’s los … In Bezug auf die Drums sind ähnliche Dinge passiert, wie bei der „A Map O All Our Failures“-Session. Wir starteten mit Dan. Die Proberaummiete war für ein Jahr im Voraus bezahlt, um sicherzustellen, dass das Equipment immer bereit war und wir uns nicht mit anderen Mitnutzern in die Quere kamen. Alles war durchgeplant – ein teurer Fehler, denn er verließ uns, um mit seiner anderen Band aufzutreten, was die Sache für eine Weile verzögerte. Shaun kam zurück und verkündete, dass er MY DYING BRIDE Vorrang vor all seinen anderen Projekten geben würde, und wir machten uns erneut auf den Weg. Die meisten Riffs waren geschrieben und wir machten gute Fortschritte beim Arrangieren des Rests bei den Proben. Eine kalte und regnerische Zeit, wie ich mich erinnere, also wahrscheinlich im Sommer in England.
Seltsam war, dass Calvin uns immer wieder ein Riff vorspielte, das niemand, und ich meine niemand, mochte oder meinte, wir sollten es verwenden. Aber es tauchte immer wieder auf. Ich hatte die unangenehme Aufgabe, ihm zu erklären, dass wir es nicht verwenden werden. Nach gut vier Versuchen, die Gitarrenlinie einzubauen, sagte ich zu ihm: „Hör mal, das ist nicht gegen dich persönlich, aber können wir dich ein bisschen mehr in das eingewöhnen, was MY DYING BRIDE heute sind? (Er war 17 Jahre lang weg). Also fragte ich, ob wir uns gemeinsam auf das Arrangieren konzentrieren können, was wirklich gut funktionierte. Er hat mir gemailt, dass es nichts für ihn sei und ging. Wir versuchten, ihn umzustimmen, aber er wollte sich nicht darauf einlassen.
Daraufhin beschlossen wir, die Aufnahme des Albums voranzutreiben, im Studio zu schreiben und aufzunehmen, wie wir es gewohnt waren. Sobald das Schlagzeug im Kasten wäre, könnten wir die vorhandenen Ideen arrangieren und umschreiben, sofern notwendig. Das Album sollte zum ersten Mal seit Jahren ohne Mags am Ruder entstehen, und ich muss zugeben, dass ich mich nicht darauf gefreut habe. Wir nahmen in den Mynetaur Studios mit Mark Mynet auf, bei dem wir Anfang des Jahres ein paar Demos für Nuclear Blast eingespielt hatten. Uns gefiel, was wir hörten und wie er arbeitete. Bevor Shaun die Drums aufnehmen sollte, verließ er die Band wieder. Ich habe verschiedene Gründe für seinen Weggang gehört, weiß aber nicht, was davon wahr ist, und werde hier nicht darauf zurückkommen. Also zogen wir auf Empfehlung von Mark Mynet kurzfristig Jeff „Not The“ Singer hinzu. Jeff hat uns aus der Patsche geholfen und das Album in etwa einer Woche ohne viel Aufhebens aufgenommen. Ich habe dann weitergemacht und das gesamte Album umgeschrieben, was aber nicht lange gedauert hat. Ich muss zugeben, dass mir dieser Abschnitt der Albumproduktion keinen Spaß gemacht hat, aber wir hatten inzwischen viel Zeit, von Geld ganz zu schweigen, investiert, also mussten wir weitermachen.
Als die Musik kurz vor Fertigstellung stand, schlug jemand vor, einen echten Cellisten zu engagieren. Wir hatten sogar schon ein Cello-Intro für das spätere „The Long Black Land“ in petto und wollten auf jeden Fall behalten. Die Wahl, unseren Doom zu vervollkommnen, fiel auf die Cellistin Jo Quail. Es hat hervorragend harmoniert, und das meine ich wirklich so. Das „Out of the box“-Denken war in vollem Gange, als uns das Gespenst des weiblichen Gesangs wieder heimsuchte. Wir entschieden uns, Lindy-Fey Hella [Sängerin bei WARDRUNA; Anm. d. Red.] zu fragen, da sie auf eine sphärische Art sang, die ich mir für einen bestimmten Song vorstellte. Er hieß ursprünglich „Ethereal Awakening“, auf dem Album später „The Solace“. Sie stimmte zu und untermalte das Klagelied, geschrieben, um zu betrauern, dass die Band sich wieder einmal selbst zerlegte, auf wunderbar-ergreifende Weise.
Die Aufnahme des Albums war insgesamt ein Erfolg, aber es war mühsamer als erwartet und besonders schwierig, die Vocals aufzunehmen. Es erwies sich als ein hartes Stück Arbeit, und es war nötig, ein paar Risse zu kaschieren, was alles in allem verständlich war.
Auch wenn ich so etwas nie wieder erleben müsste, wäre es noch immer zu früh, denn dieses Album hat zu keinem Zeitpunkt Spaß gemacht. Überraschungen: Wie cool 12 Marshalls aufeinander gestapelt jeden aussehen lassen, der vor ihnen steht (siehe das Video zu „Your Broken Shore“).
„A Mortal Binding“, 2024
Hier sind wir also, 34.667% Jahre später. Wir haben den offenen Gitarrenposten mit Neil Blanchett von VALAFAR besetzt. Er ist kein Unbekannter für die Band und weiß glücklicherweise sehr gut, wer MY DYING BRIDE sind und was wir machen. Wir begannen mit gelegentlichen Proben, um uns mit den Riffs und Ideen vertraut zu machen, die ich über 3–4 Monate angesammelt hatte und mit denen wir das Spiel beginnen konnten.
Anfang Juni 2022 begannen wir dann mit fokussiertem Arbeiten, um die Riffs zu verinnerlichen und Songstrukturen zu arrangieren. Offiziell hatten wir Jeff „Not The“ Singer am Schlagzeug, der aber wegen beruflicher und familiärer Verpflichtungen nicht zu den Proben kommen konnte. Also meldete sich Dan freiwillig, um einzuspringen. Als Dan nicht kommen konnte, suchten wir einen Ersatzschlagzeuger für den Ersatzschlagzeuger. Es war das übliche Drum-Chaos, also holten wir James „KrushGoreSturmReaper“ Wiseman ins Boot und sein Drumming hielt uns auf Kurs, bis Jeff traurigerweise einräumte, dass er uns verlassen musste, und Dan sich wieder regelmäßiger den Proben widmen konnte. Puh … Was für ein verdammtes Durcheinander Schlagzeuger verursachen.
Zurück bei den Proben, die nun schon viele Monate andauerten, versuchten wir, den Gesang in Form zu bringen und sicherzustellen, dass alle mit dem Ergebnis absolut zufrieden waren. Das erwies sich als nicht umsetzbar, und wir beschlossen, dass es das Beste wäre, einfach ins Studio zu gehen und die Musik so aufzunehmen, wie wir sie hatten. Die Vocals waren jetzt Marks „Problem“, aber es ersparte uns eine Menge Herzschmerz. Die Aufnahmen selbst waren eine unspektakuläre Angelegenheit: Niemand hat sich betrunken, keiner hat auf den Toiletten Drogen genommen … so viel dazu.
Wir haben unter Mark Mynets Regie teilweise in Huddersfield und in Manchester aufgenommen. Es war alles sehr business-like und wie immer hochprofessionell. Die einzige Besonderheit war, dass wir auf einer „Ad-hoc-Basis“, manchmal fast ohne Vorankündigung antraten. Wir bekamen beispielsweise eine Nachricht, ob wir morgen ab 08:00 Uhr für 8 Stunden reinkommen könnten, und wenn es passte, eilte derjenige ins Studio zur Aufnahme. Ich fand es gut – der „Wenig-bis-keine-Vorlaufzeit“-Ansatz funktionierte und wir konnten hören, wie das Album mit jeder Sitzung größer wurde. Innerhalb von vier Wochen war alles erledigt. Und nach dem üblichen Hin und Her bei den Mixes, die so nah beieinander lagen, dass wir die „schlechten“ Versionen kaum von den als „gut“ empfundenen unterscheiden konnten, klang alles „heavy as fuck“ für mich, also war ich zufrieden.
Überraschungen? Auf den Kopf gestellte Bandfotos und wie schlecht das ursprüngliche Artwork samt den Reaktionen darauf war. Autsch!!! Positive Überraschungen: Wie cool das „The 2nd Of Three Bells“-Video ist, wenn man bedenkt, dass nur der Bruchteil eines des Videobudgets zur Verfügung stand. Ein voller Erfolg, wenn wir es doch nur zum „Thornwyck“-Dreh geschafft hätten. Naja … 😊
Galerie mit 32 Bildern: My Dying Bride - Eindhoven Metal Meeting 2022Mehr zu My Dying Bride
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Stile | Death Doom Metal, Doom Metal |
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Gibt es die Möglichkeit, diesen Text im englischen Original zu lesen? Die Übersetzung ist zum Teil wirklich unverständlich.