Nornes - Thou Hast Done Nothing

Review

Soundcheck November 2025# 13

Die Franzosen NORNES präsentieren ihr LP-Debüt „Thou Hast Done Nothing“ im November. Zu hören gibt es klassischen Doom mit Death-Doom-Kante. Die Hoffnung ist daher, dass das Veröffentlichungsdatum nicht zufällig durch Business-Zwänge entstanden, sondern ästhetisch bedingt ist.

Denn natürlich ist die Wirkkraft von Musik immer vom Ambiente während des Hörens abhängig, also auch den Jahreszeiten.

Das gilt für Oldschool-Death-Metal mit HM2-Sound (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) ebenso wie für europäischen Power Metal mit (Hühner-)Brustpanzer (Karneval). Und für Doom: Dieses ehrwürdige Genre überwältigt am zuverlässigsten im Paket mit Herbstwald, Post-Sommer-Melancholie und „Schon um Sieben dunkel, da knallt der Weltschmerz wirklich souverän“-Traurigkeit.

NORNES vermeiden lässig Überraschungen

„Thou Hast Done Nothing“ bietet erfreulich wenige Überraschungen. Eigentlich keine: Es gibt fünf Stücke in einer knappen Stunde stilvollen Leidens, die NORNES professionell „Never Ending Failure“ oder „Perceptions In Grey“ getauft haben. Dazu klagende Melodien der Gitarre und mitunter Momente der zurückgenommenen Besinnung – insgesamt aber voluminöse Riffs im erhabenen Schritttempo. Und, wichtig: Hier schreitet mindestens ein muskulöses Streitross in den Untergang, vielleicht sogar etwas noch Monströseres.

Sprint ist weder möglich noch notwendig. Durch die schweren Death-Doom-Beschläge schreitet die Kreatur also nicht langsamer voran, sie hinterlässt nur tiefere Hufabdrücke auf der Seele der euphorisch niedergeschlagenen Zielgruppe.

„Thou Hast Done Nothing“ funktioniert mindestens saisonal

Insgesamt klingen NORNES wie (frühe und späte) PARADISE LOST in einer Kemenate irgendwo in Maryland. Label bzw. Agentur führen BELL WITCH und YOB zur Orientierung an und auch das ist nicht verkehrt. In den Growls sind die Worte noch zu erahnen und der klagende, aber nicht weinerliche Klargesang erinnert an Bands der alten Hellhound-Schule wie REVELATION oder INTERNAL VOID.

Zwar fehlen „Thou Hast Done Nothing“ die Pophits im Doom-Gewand, die PARADISE LOST in ihren besten Momenten hervorzaubern. Aber eine gewisse vordergründige Unhandlichkeit muss kein Nachteil sein. Und gibt man „Thou Hast Done Nothing“ seine Zeit, dann offenbart sich viel Schönheit in der Traurigkeit. Und mindestens „Perceptions In Grey“ mit seinem dynamischen Trab im Schlussteil ist doch ein Hit für Eingeweihte.

NORNES erschaffen somit tolle Musik. Mit der eingangs genannten Einschränkung: Anfang August, mit dem Dolomiti in der Hand und den Füßen im Sand passen wohl besser VAN HALEN vom Band.

Es sei denn, man trägt den Herbst ganzjährig in sich. Soll es ja auch geben. In diesem Fall sind alle Bedenken, natürlich abgesehen von den grundsätzlichen (Zustand der Welt/Menschheit), irrelevant.

23.11.2025

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