Oceanwake - Lights Flashing In Mute Scenery

Review

Die fünf Finnen von OCEANWAKE schaffen es weiterhin produktiv zu bleiben. Mit einer schönen Regelmäßigkeit hauen die Mannen aus Luvia alle zwei Jahre einen neuen Longplayer raus. Denoch haben sie es geschafft, seit dem Erstling „Kingdom“ aus dem Jahr 2013 eine gewisse Entwicklung durchzumachen und ihren Sound zu verändern. Während die Wurzeln eher im Death Doom liegen, haben vielschichtige weitere Einflüsse, vor allem aus dem Post-Metal-Bereich Einzug gehalten. Setzt sich dieser Trend auch auf dem mittlerweile vierten Album, „Lights Flashing In Mute Scenery“, fort?

OCEANWAKE – Post Metal meets Doom

„Radiant Nightbreak“ beginnt mit düsteren Fuzzy-Gitarren, akzentuierten Percussions und gezupfter Begleitung und zeigt damit bereits, dass der Post-Metal bei OCEANWAKE nach wie vor präsent, wenn nicht sogar präsenter den je ist. Das einsetzende Riff ist dann selbst für Doom-Verhältnisse langsam und minimalistisch. Sowohl die heiseren Screams als auch die mit sehr viel Hall abgemischten Vocals zeigen aber klar auf, wohin man will: Moderne ist angesagt. Ja, klassische Doom-Elemente finden sich immer noch reichlich, dennoch klingen sie auf „Lights Flashing In Mute Scenery“ anders als bei artverwandten Formationen. Dies liegt vor allem an der staubtrockenen, bewusst sehr modern angelegten und vor allem gewöhnungsbedürftigen Produktion.

Der Beginn von „The Occult“ ist erneut doomig, die Shouts klingen zwar etwas voller, bleiben aber letztlich in der Post-Metal-Zone. Die cleanen Gitarren-Einschübe erinnern dann auch öfters an diverse Intrumental-Bands aus diesem Bereich, z.B. SEAS OF YEARS oder auch LONG DISTANCE CALLING. Der Mittelteil von „The Occult“ lädt eher zum Träumen ein, bevor das Anfangs-Riff und die Growls von Eero Haula den Traum wieder zum Albtraum werden lassen. „Season Of The Rain“ stellt im Vergleich einen fast schon zugänglichen Song dar, die clean gespielten Melodielinien sind die bislang gelungensten. Immer dann, wenn Melodien drohen, gefälliger und einschmeichelnder zu werden, nehmen sie allerdings unerwartete Wendungen, mit denen die Band wohl auch ihren eigenen künstlerischen Anspruch verdeutlichen möchte.

Dies ist aber leider auch ein Problem von OCEANWAKE: Vieles klingt gewollt, ist scheinbar nur deshalb da, weil man anders sein möchte. Dies zeigt auch „Travelogue“, das sehr zurückhaltend instrumentiert ist und zugunsten von Percussions komplett auf gewöhnliches Schlagzeugspiel verzichtet. Hätte man sich konsequenterweise auch auf den düster-verträumten Klargesang beschränkt, hätte eine atmosphärische Nummer, die in erster Linie an KATATONIA erinnert, herauskommen können. Die dennoch eingestreuten Screams wirken aber seltsam deplatziert.

In „Titanomachia“ krächzt Haula von Frost und vom nahen Ende und möchte damit offensichtlich Black-Metal-Reminiszenzen schaffen. Da aber ansonsten das bisherige Rezept beibehalten wird, gelingt dies nur bedingt und erste Längen schleichen sich ein. Auch im weiteren Verlauf ändert sich daran wenig, auch wenn in „Currents“ noch einmal ein wenig Raserei geboten wird. Der Rausschmeißer „Posthuma“ offenbart dann auch noch ein weiteres Problem: Hier klingt einiges nach Jam Session. Das kann zwar authentisch daherkommen, allerdings wirkt vieles nicht bis zum Ende ausgearbeitet. Die einzelnen, für sich genommen sicher stimmungsvollen Elemente bleiben Versatzstücke, so dass im Verlauf des – mit knapp 10 Minuten zu langen – Songs letztlich zu wenig fesselndes passiert.

Sperrig, atmosphärisch dicht, aber auch überambitioniert – „Lights Flashing In Mute Scenery“

Ja, OCEANWAKE gehen ambitionierter ans Werk als jemals zuvor. Dissonanzen werden hier und da eingestreut, die Gitarren bis zur Schmerzgrenze heruntergestimmt und der Verzerrer macht Überstunden. Kombiniert mit der eigenwilligen Produktion wirkt das daraus entstehende sperrig – genau das beabsichtigt die Band aber auch. Ab und an verkommt diese schwere Verdaulichkeit aber zum Selbstzweck und man wird das Gefühl nicht los, dass beispielsweise diese kauzig-schiefe Vocal-Passage gerade nur so klingt, damit der Song nur ja nicht zu eingängig daherkommt.

Ok, das sind natürlich nicht unbedingt ungewöhnliche Herangehensweisen im Post-Metal-Bereich, vielleicht ist es daher nicht fair, OCEANWAKE dies nun anzulasten. Vermischt man den Stil allerdings mit klassischeren, traditionelleren Elementen, wie hier aus dem Doom, fallen diese Praktiken einfach stärker auf.

Am Ende ergibt sich ein vielleicht überambitioniertes, aber sicher auch nicht schlechtes und in vielen Teilen atmosphärisch dichtes Werk. Auch wenn „Lights Flashing In Mute Scenery“ mit der Anzahl der Durchläufe wächst und der Zugang sich langsam erschließt, ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Album immer wieder aufgelegt wird und eben nicht früher oder später im Regal verstaubt, relativ gering. Vor allem für Liebhaber beider Genres, also Post-Metal und Death Doom, trotzdem eine Hörempfehlung!

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18.04.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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