Ola Englund - Starzinger

Review

Womöglich ist der Blondschopf OLA ENGLUND der breiten Masse eher aufgrund seines YouTube-Kanals bekannt, als durch sein musikalisches Schaffen. Das wäre durchaus schade. Denn obwohl der Schwede es versteht, seine Online-Shows mitreißend und bodenständig zu moderieren und dabei eine Menge an Know-How in Sachen Equipment und Aufnahmetechniken zu transportieren, ist sein Mitwirken bei THE HAUNTED und seiner eigenen Band FEARED meistens überragend. Nebenbei vertreibt der Mann auch seine eigene Marke “Solar-Guitars”, was ihn insgesamt zu einer vielbeschäftigten Person macht.

“Starzinger” trumpft mit illustren Gästen und einer aalglatten Produktion auf

Das 2019 erschienene Solo-Debüt “Master Of The Universe” portraitiert Englunds Nerdigkeit extrem gut, leitet sich der Album-Titel von seiner liebsten Comic-Serie ab und finden sich einige Albernheiten wie der Song “Pizza Hawaii” darauf wieder. Diesem Rezept folgt der Gitarrist auch auf “Starzinger”, immerhin trägt ein Song den Titel “Demon(etized)”. Eine klare Anspielung auf Englunds augenscheinlich rüpelhaftes Verhalten vor der Kamera. Dort rülpst er gern und laut und verwendet nicht selten das F-Wort, wodurch das jeweilige Video auf YouTube dann abgestraft wird. Als musikalische Gäste sind dieses Mal der mysteriöse Drummer DELTA EMPIRE als auch Jeff Loomis (ARCH ENEMY, NEVERMORE) vertreten.

Ola tasting shit?

Die Produktion ist wirklich glasklar und fett. Da lassen sich kaum Ecken und Kanten finden. Sicherlich steht den teils spacigen Arrangements der Songs der klinische Sound gut zu Gesicht. Ein Wagnis geht OLA ENGLUND mit den neun Instrumental-Stücken aber nicht gerade ein. Verkostet er auf seinem Social-Media-Kanal wöchentlich Süßigkeiten aus aller Welt und riskiert dabei auch mal einen Fehlgriff, lässt er auf “Starzinger” hingegen nichts anbrennen. Dabei wird gegniedelt bis zum Abwinken und immer wieder mit Synthesizern geflirtet, was allerdings verzichtbar gewesen wäre.

OLA ENGLUND mag Pathos

Man mag es kaum für möglich halten, dass dieser Bursche einst die sechs Saiten bei SIX FEET UNDER zum Knarzen gebracht hat, wenn man die in Schokosauce getunkten Melodien auf der Singleauskopplung “Sun & The Moon” hört. Englund lässt seinem Hang zum Prog-Metal freien Lauf und versucht sein dauerhaftes John-Petrucci-Worshipping auch nicht ernsthaft zu verschleiern.

Ohne Gesang und rekonstruierbare Strukturen lässt sich “Starzinger” in keinem Fall nebenher hören. Das Problem ist allerdings, dass sich der Spaßfaktor beim wiederholten Durchlauf kaum erhöht. Ein wenig zu akademisch wirkt die Darbietung einerseits, andererseits besticht der Musiker durch überbordende Virtuosität.

Man befindet sich als Ola-Sympathisant also in einer ausweglosen Zwickmühle. So gern man das Album auch mögen will, so häufig sucht man im Alltag einen Grund die Platte später fertig zu hören. Für Gitarristen hat OLA ENGLUND so ziemlich alle Kniffs und Tricks in Petto, während er für seine Soli unvorhersehbare Skalen schreddert und auch mal zu einem Tapping-Part greift. Rhythmisch setzt sich Delta smart in Szene, die Effekt-Settings stammen vom Meister höchstpersönlich. Unter alldem leidet der Wiederkennungswert der einzelnen Songs leider etwas.

Wer einen breit gefächerten Musikgeschmack besitzt und sich gern auch abseits der ausgetrampelten Metal-Pfade bewegt, wird mit “Starzinger” ein paar vergnügliche Stunden haben. Wer ausschließlich auf Moshpit-Action, Pommesgabel und Mitsingen steht, wird kaum Spaß haben.

16.05.2021

Left Hand Path

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