Pagliacci Empire - 1

Review

Im tiefsten Südwesten der Republik ruft diese Alternative-Hard-Rock-Truppe das Reich der Clowns (italienisch: „Pagliacci“) aus. Doch musikalisch gehen PAGLIACCI EMPIRE mit größter Ernsthaftigkeit zu Werke und beweisen damit große Reife. Man weiß wo man herkommt und wo man hin möchte und präsentiert sich mit einem eigenständigen und höchst spannenden Rock-Sound, der auf mitsingtaugliche Refrains, anspruchsvolle Texte und abwechslungsreiches Riffing setzt.

Obwohl die Songs des Freiburger Quintetts ziemlich sauber strukturiert und wenig verschachtelt sind, erweist sich „1“ als ein überraschend sperriges Debütalbum, in das man sich erst einmal hineinhören muss, bevor es seine volle Wirkung entfalten kann. Das liegt in erster Linie an den vielen Ecken und Kanten, die den Sound einerseits angenehm erdig halten und ihm einen individuellen Charakter verleihen, über die man aber andererseits auch immer wieder stolpert. Hier dürfte zukünftig noch etwas Feinschliff betrieben werden, um die eigenen Stärken noch besser hervorzuarbeiten und kleinere Schwächen zu beseitigen.

Wieviel Sorgfalt PAGLIACCI EMPIRE auf ihre Texte verwenden, zeigt der deutschsprachige Über-Song „Faust“, der Motive des gleichnamigen Goethe-Klassikers mit einer klassischen Beziehungs-Geschichte verbindet. Hier präsentiert sich auch Sängerin Lena von ihrer Schokoladenseite, deren Stimme vor allem in den tieferen Tonlagen wunderbar warm und emotional tönt, auch wenn ihr in den oberen Bereichen manchmal ein wenig die Luft ausgeht. Dass man das Grundmotiv von „Faust“ in „Faust 2“ noch einmal aufgreift, in Form eines treibenden Akustik-Stücks gekonnt variiert und mit einem von Gitarrist Richard Oax gesungenen englischen Text versieht, zeigt die Ambitionen der Musiker und stellt ein gelungenes Experiment dar, wenngleich es qualitativ nicht ganz an den ersten „Faust“ heranreicht – die Parallelen zu Goethes literarischem Zweiteiler sind wirklich bemerkenswert.

Doch Ambitionen hin oder her, im Kern spielen PAGLIACCI EMPIRE eben doch ehrliche, handgemachte Rockmusik, bei der gute Songs im Mittelpunkt stehen. Und im Spannungsfeld von Alternative-Rock und traditionellem Hard-Rock passiert hier eine ganze Menge, so dass jedes Stück unverwechselbar und hörenswert wird. Mal ist es ein sofort ins Blut übergehender Groove („Back On Track“), mal sind es brilliante Gitarrensoli („Demolution“), mal ein poetisch-überragender Text („Faust“) und mal ein ohrwurmiger Mitsing-Refrain („Outta Here“) – etwas besonderes findet man überall. Zukünftig sollten die Freiburger ihre Stärken noch weiter bündeln, ein bemerkenswertes Debütalbum ist „1“ jedoch allemal geworden.

Erhältlich ist „1“ nicht nur als MP3-Download bei verschiedenen Anbietern, sondern auch als klassische CD-Version über die Band-Homepage, wo man viele Songs auch erst einmal gratis anchecken kann. Darüber hinaus bieten PAGLIACCI EMPIRE auch einen 1 Gigabyte großen USB-Stick an, der alle Songs sowohl als MP3-Dateien (320 kbps) als auch im FLAC-Format enthält und darüber hinaus das CD-Artwork und die Songtexte in digitaler Form mitbringt. Dies stellt ein interessantes Vertriebsformat dar, das auch andere Bands durchaus einmal in Betracht ziehen könnten.

27.05.2012

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