Pil & Bue - The World Is A Rabbit Hole

Review

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Die Existenz des norwegischen Rock-Projektes PIL & BUE um Goldkehlchen Petter Carlsen, der u. a. LONG DISTANCE CALLING-Fans ein Begriff sein könnte, stand zwischenzeitlich mal etwas auf der Kippe, da Schlagzeuger Aleksander Kostopoulos einige Zeit nach Veröffentlichung des letzten Albums „Forget The Past, Let’s Worry About The Future“ ausgestiegen ist. Zwischenzeitlich hat aber Gøran Johansen hinter den Fellen und Kesseln Platz genommen, sodass die Band nun wieder in trauter Zweisamkeit unterwegs und somit komplett ist. Das also dürfte den großen Zeitabstand erklären, der zwischen besagtem Vorgängeralbum und dem hier vorliegenden „The World Is A Rabbit Hole“ liegt.

Das norwegische Shoegaze-Duo PIL & BUE scheint etwas im Dreck gespielt zu haben

Johansens Arbeit hinter dem Schlagzeug macht sich relativ schnell bemerkbar, denn sein Stil ist deutlich straffer, härter und weniger verspielt als der von Kostopoulos. Es scheint, als würde sich das Songwriting entsprechend arrangieren. Die Garage-Vibes, die den Vorgänger noch angenehm erdeten, haben nun überhand genommen und dominieren das Klangbild, während die abkühlenden, verträumten Shoegaze-Vibes ziemlich weit in den Hintergrund gerückt sind. So weit sogar, dass man fast von einer Randnotiz sprechen kann, die gelegentlich atmosphärisch dazwischen flirrt. Prinzipiell ist das aber eine erfrischende Überraschung, zumal nach einer derart langen Durststrecke und einem Besetzungswechsel, der immerhin die Hälfte der Band betrifft, irgendeine Veränderung im Sound zu erwarten war.

Tatsächlich klingen PIL & BUE hier ein bisschen roher und – in Ermangelung eines besseren Wortes – ungewaschener als zuvor. Sicher macht die Produktion hier auch ein Stück weit den Unterschied, wurde der Fuzz auf Carlsens Baritongitarre schließlich um einiges erhöht. Entsprechend gerät seine Gesangsleistung auch ein bisschen energischer, fast schon irgendwie verzweifelt, wenn er beispielsweise in „Select 2 Players“ förmlich gegen die eigenen Gitarrenwände anzuschreien scheint oder seine Stimmbänder im abschließenden Titeltrack hörbar strapaziert. Doch obwohl der Sound dahingehend übersteuert, wirkt er nicht zugemauert, sondern schön durchtexturiert.

Ein Kaninchenbau mit strukturellen Schwächen?

Aber irgendwie funkt es nicht so richtig. „Forget The Past, Let’s Worry About The Future“ enthielt Songs, die bei vergleichbarer Trackanzahl-Gesamtspielzeit-Bilanz (sechs Songs mit etwas über einer halben Stunde Spielzeit bei beiden Alben) bestimmt auf den Punkt kamen und damit nachhaltig hängen blieben. Die großen Hooks haben maßgeblich dazu beigetragen, gerade bei Songs wie „No Is The Answer“, „Shakkakakka“ oder „Fear Flee Freeze Fight“. Obwohl in seiner Gesamtheit nur unwesentlich länger, kommen die Songs von „The World Is A Rabbit Hole“ gefühlt etwas weniger zackig aus dem Quark und entfalten ihre Pracht erst auf dem zweiten Hör. Dadurch fordert die neue Platte auch etwas mehr Geduld beim Hören ein.

Erschwert wird das vor allem denjenigen, die Carlsens Gesang ohnehin für zu hysterisch und hoch empfinden, gerade in den Momenten, in denen er an Intensität zulegt. Dahingehend macht das spritzige „Everyone’s Just A Kid“ noch die beste Figur, da der Track neben seiner impulsiven Natur eine klasse Hook sein eigen nennt. Das einleitende „Rube Goldberg Machines“ scheint noch am offensivsten mit der Shoegaze-Komponente des Vorgängers zu flirten, nur leider geht die generische Hook hier ein bisschen unter. Auch „True Disaster“ tut sich schwer, die Hook nachhaltig im Gehörgang einzubetonieren, auch wenn der Druck, mit dem sie appliziert wird, ordentlich was hermacht.

Aller Neuanfang ist schwer

„The Resonator“ schießt dagegen wiederum übers Ziel hinaus und gerät damit schon ein bisschen über die Schwelle hin zum Kitsch, auch wenn die Message des Tracks eine durchaus interessante Selbstreflexion der Band darstellt. Dabei ist es hier tatsächlich Carlsens Gesang jenseits des subjektiven Fürs und Widers hinsichtlich seiner allgemeinen Leistung, der die Hook aufgrund seiner schrillen Darbietung etwas zu sehr mit Cheese überlädt. Aber am Ende ist „The World Is A Rabbit Hole“ dennoch ein hörenswertes Album geworden, das sich erfolgreich vom Vorgänger abgrenzt, dabei aber nicht ganz an dessen Klasse aufschließt. An der Chemie zwischen Carlsen und Johansen dürfte es zumindest nicht liegen, da die beiden schon ziemlich gut aufeinander eingespielt wirken.

Auch an der Klangästhetik liegt es nicht, dass „The World Is A Rabbit Hole“ nicht ganz so geschmeidig runtergeht wir Öl. Es ist in dem Fall wirklich das Songwriting, das manchmal einfach etwas zu generisch ist, um die im Durchschnitt knapp sechsminütigen Songs interessant auszugestalten …

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26.08.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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