



RIVERS OF NIHIL veröffentlichen mit dem selbstbetitelten fünften Album „Rivers Of Nihil“ den Nachfolger zu „The Work“ (2021). Davor drehte sich das Personalkarussell bei der Band aus Pennsylvania.
Vom sich drehenden Personalkarussell
Sänger und Gründungsmitglied Jake Dieffenbach ist seit 2022 nicht mehr Teil der Progressive-Death-Metal-Band. Anstatt nach einem neuen Sänger Ausblick zu halten, übernahm Bassist und Gründer Adam Biggs kurzerhand zusätzlich den Leadgesang. Zweiter Gitarrist und Background-Gesang ist seit 2023 Andy Thomas (BLACK CROWN INITIATE), der Jon Topore ersetzt. Thomas hatte bereits 2018 auf „Where Owls Know My Name“ klaren, melodischen Gastgesang beigetragen. Ein Stilmittel, dass im Laufe der Zeit immer häufiger bei den Flüssen des Nihil Einzug fand, man denke nur an das balladeske „Maybe One Day“ von „The Work“. Und, auch das kennt man, Gäste sind willkommen im Hause RIVERS OF NIHIL.
Gäste sind willkommen
Auch für das neue Album hat man sich einige Gäste dazu geholt. Patrick Corona am Saxophon, Stephan Lopez am Banjo und Grant McFarland am Cello, bezeugen nochmals die Experimentierfreudigkeit und stilistische Offenheit. Dazu Gastsänger. Besetzungswechsel und Gäste – man will geneigt sein zu vermuten, dass sich „Rivers Of Nihil“ von seinen Vorgängern deutlich unterscheidet, eine Art Neubeginn. Dazu passt auch die Aussage von Lead-Gitarrist Brody Uttley, der im Gegensatz zum aktuellen Album für „The Work“ noch einen Großteil der Songs auf dem Klavier geschrieben hatte.
Andererseits verspricht ein selbstbetiteltes Album meist die Rückbesinnung auf das Wesentliche, die Konsolidierung des eigenen Stils. Also frischer Neuanfang oder Zusammenfassung des bisherigen Sounds von RIVERS OF NIHIL oder wohin geht die musikalische Reise?
Die musikalische Reise mit „Rivers Of Nihil“
Tatsächlich vereint das Album beides miteinander. Ein wenig neu gefundene Identität, insbesondere der Gesang ist noch vielseitiger als bisher ausgefallen, bei gleichzeitiger Beibehaltung des vielschichtigen Stils der eigenen Vergangenheit mit ausgewogener Mischung der technischen, progressiven wie experimentellen Seiten von RIVERS OF NIHIL.
Der vielfältige Opener „The Sub-Orbital Blues“, bereits vorab im Juni 2023 veröffentlicht und damit erster Song mit Biggs als Leadgrowler und Thomas an Gitarre und Klargesang. Wer aufgrund des Titels nach Blues sucht, muss sich dafür aber auf Molekularebene begeben. Virtuose, progressiv-vertrackte Rhythmen, ausgefeilte Riffs und Leads, experimentell wie kraftvoll, brachial und energiegeladen. Aber immer wieder setzt der Klargesang besondere Akzente, gibt es prägnante, einnehmende Melodien, gelungene Chöre, das Saxophon erweitert zusätzlich das Klangbild. Mit den erweiterten Möglichkeiten gerade im Gesang so etwas wie der Beginn einer neuen musikalischen Ära der Band!
Das düstere „Dustman“ mäandert nach spacigem Anfang zwischen druckvollem, aggressivem Technical Death Metal und orchestral-epischen Passagen, dazu teils dissonantes Riffing. Demgegenüber setzt das komplexe „Criminals“ auf die typischen 8/4-Takte, verspielte Riffs, vehemente Double-Bass, auf viel wohldosierte Dynamik und unterschwellige Banjo-Klänge. Ein kleiner Abzug in der B-Note stellt der Klargesang im Refrain dar, da haben RIVERS OF NIHIL schon größere Hooks gezaubert.
Im proggig-verschachtelten wie bedrückenden „Despair Church“ kommen die Tech-Death-Qualitäten der Amis stärker zum Tragen. Da wären insbesondere die sehr unterschiedlichen Stimmen, zwischen Growls und Klar, von Biggs, Topore wie auch Schlagzeuger Jared Klein, die Akzente setzen. Teils mit doomiger Verzweiflung, teils in epischen Gefilden, dazu sorgen Klavier und Saxophon für Kontraste.
Atmosphärisch dicht ist das gemächliche wie melancholische „Water & Time“. Technisch präzise Gitarrenlinien, besonders hervorgehobener Chorus mit Synthesizer, welcher die Hauptmelodie leitet. Auch hier wieder das entrückt wirkende Saxophon, harschen Gesang gibt es nur gegen Ende. Das dynamische, vielseitige „House Of Light“, eindringlich wie zugänglich, bietet sämtliche liebgewonnenen Trademarks von RIVERS OF NIHIL wie harte Gitarren, progressive Elemente, eingängige Melodien, dazu krasse Breaks, die das Gewitter plötzlich in langsamere Teile überleiten, als auch dem von Andy erweiterten Gesang. Das bringt den Sound der Band nochmal auf eine intensivere, epische Dimension und macht das Stück zu einem der besten auf dem aktuellen Album.
Die harsche, kompromisslose brutale Seite ihres Schaffens bringen die Amis mit der aufputschenden wie durch und durch dunklen Abrissbirne „Evidence“ zum Ausdruck. In eine ähnliche Kerbe schlägt das apokalyptische wie druckvolle, mit knackigen Riffs versehene „American Death“ mit melodischem Refrain, das im Vergleich zum Rest aber qualitativ etwas abfällt. Ist quasi nur gut.
RIVERS OF NIHIL schließen das Album mit „The Logical End“, das wieder jazziges Saxophon und Cello sowie mehrstimmigen Gesang mit Death Metal kombiniert, sowie dem epischen Titelsong ab. Was für ein irrer Ritt!
Ein irrer Ritt mit den RIVERS OF NIHIL
Das neue, monumentale wie facettenreiche Album ist beides – Zusammenfassung des bisherigen Schaffens, gehievt auf eine aktuelle Entwicklung als Band wie auch eine Art Neuanfang. Frisch und vertraut zugleich. Natürlich erfordert das Werk mit seinen vielen musikalischen Abgründen beim Hören eine gewisse Aufmerksamkeit, ist aber nie wirklich sperrig oder zu verkopft. Die neuen musikalischen Möglichkeiten durch den Neuzugang von Andy Thomas hat die Gruppe genutzt und ihren Sound bereichert. Tiefer, atmosphärisch dichter, einnehmender.
Meine Freundin sagte gerade, dass das Album sehr sinnlich sei, respektive sehr sinnliche Vibes versprühen würde und da ist was dran—selten war Extrem-Metal dermaßen sexy!
Mir gefällt das Album auch sehr gut. Wirkt sehr positiv und ausbalanciert auf mich und überfordert deshalb auch nicht in seiner Komplexität. Ich hatte die bislang noch gar nicht auf dem Radar und bin sehr zugeneigt. Sexy Vibes empfange ich dann aber eher bei Lana Del Rey aber hey jedem das seine.
Ich finds nicht so pralle. Ich mag die 3 Vorgänger gerne, besonders ‚Owls‘. Das hier kommt mir aufgesetzt vor. Schema F mit bewährten Rivers Of Nihil Zutaten. Least Favorite Song: American Death.
Find die Platte ebenfalls ziemlich stark. Konnte bisher nicht so viel mit der Band anfangen. Kenne den Backkatalog aber auch zu wenig um beurteilen zu können was sich jetzt geändert hat.