S.C.A.L.P. - Tears And Blood

Review

„Hallo! Ist da Bauer Janssen?“
„Jau! Was kann ich denn für Sie tun? Hab wenich Zeit.“
„Ist schnell erledigt. Ich wollte nur mal fragen, ob ich mir von Ihnen ein paar gescheite Säue ausleihen kann. Ich könnte die auch abholen, hab ’n Kombi.“
„Wat? Sind Sie ein Perverser oder so was?“
„Nein, nein… ich brauche nur ein paar Säue, vor die ich diese Perle hier werfen kann!“

Ja- und der Gute meint damit das vorliegende „Tears And Blood“ von SCALP aus Russland.
Eine kleine, aber höchst feine Perle, die sich die göttliche Metalmuschel da aus der Schale gequetscht hat. Bestechender Lüster; sicher noch etwas barock, aber eben eine echte Perle des Deathdoom, dessen Vertreter im Vergleich zu anderen Genres sicher überschaubar bleiben.

Es gelingt der Band, stimmungsvoll und gleichermaßen energisch sowie nachhaltig vorzugehen.
Das liegt neben den hervorragenden und effektiven Riffs, der technisch einwandfreien Umsetzung und der hörbaren Spielfreude (ja gibt es auch in langsameren Gefilden!) auch an der leicht höhenbetonten Produktion, die eine besondere Atmosphäre vermittelt und der Mucke richtigen Flair verleiht. Dazu passt bestens die Stimme des Fronters, der angegrowlt, doch stets verständlich krakeelt, dass es eine Freude ist. Zwar sind die cleanen Passagen nicht immer ganz in der Spur, doch das wird durch das charismatisch-markante Organ mehr als wettgemacht (ist so ähnlich wie bei Dave Mustaine, auch wenn der natürlich anders klingt).
Parallelen zu PARADISE LOST oder auch PARAMAECIUM sind auszumachen, doch preschen die Russen bespielsweise auf „Broken Pines“ wesentlich flotter als die Aussies nach vorne und können auch mit schneller groovenden Äxten die Melancholie des Doom transportieren.

Zudem gestalten SCALP ihren feinstens instrumentierten 8-Tracker abwechslungsreich, so dass der Langeweile zu keiner Zeit Vorschub geleistet wird.

Man kann es hart, man kann es episch, man versteht es, gut zu solieren, man weiß aber auch, z.B. auf dem Titeltrack mit Klampfe und Keys ein wenig unkitschigen Herz-Schmerz zu offerieren, der die Nachhaltigkeit der Songs durch hohe Emotionalität garantiert. Auf diesem Song beweisen die Jungs zudem, dass sie sich problemlos in Augenhöhe mit Brian Griffins EM SINFONIA halten können, auch wenn bei letztgenannten ein Larry Mumbrum weiß, wie man akzentuierter auf die Felle zu hauen hat.

Also ab zum Juwelier des Vertrauens, auf die ganzen Akoyas scheißen und die russische Metalperle sichern.
Um die Säue muss man sich dabei überhaupt keine Sorgen machen, die findet man an jeder Ecke!

14.10.2006

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