Sael - The Sixth Extinction

Review

Meine bisher einzige Begegnung mit der französischen Band SAEL fand im Rahmen des ULVER-Tributs „My Own Wolf: A New Approach“ statt, auf dem sie den Norwegern mit einer Interpretation von „Wolf And Passion“ (Nattens Madrigal) huldigten. Aus technischer Sicht konnten mich SAEL damit bereits vollends überzeugen, allein die kreative Seite des Vierers blieb – das lässt sich bei Cover-Songs wohl auch schwerlich vermeiden – weitestgehend im Verborgenen. In diesem Sinne freut es mich, dass SAEL mit „The Sixth Extinction“ bei mir den wasserdichten Beweis antreten, dass sie mehr – viel mehr! – als eine ULVER-Coverband sind.

Und was für ein eindrucksvolles Zeugnis schwarzmetallischer Kunst „The Sixth Extinction“ geworden ist! Anders als viele ihrer Landsleute, die unter dem Terminus „Post Black Metal“ Einflüsse aus Shoegaze und Postrock verarbeiten, bevorzugen SAEL die Bezeichnung „Progressive Black Metal“ – ich hätte es wahrscheinlich nicht besser auf den Punkt bringen können. SAEL bewegen sich zwar im engeren Dunstkreis des Black Metals, verflechten diesen aber immer wieder mit Ausflügen in umliegende Gefilde: Todesmetallische Anleihen lassen sich genauso entdecken wie thrashige oder gar doomige Abschnitte (letztgenannte Angabe ist mit Vorsicht zu genießen, weil sie in Relation zur schwarzmetallischen Raserei steht – Doom Metal klingt natürlich anders!). Das Beste hieran ist: SAEL haben es eigentlich(!) gar nicht nötig, in anderen Stilarten zu „wildern“ (obwohl sie das par excellence tun!), denn der Black Metal-Anteil allein reicht schon aus, um mir ein verzücktes Lächeln ins Gesicht zu zaubern: Die rasenden Leadgitarren klingen nicht nur herrlich frostig, sondern sind wunderbar ausgestaltet und arrangiert; die Rhythmusfraktion ist unfassbar tight und liefert das perfekte Fundament für Gänsehaut-Melodien en masse. Bassist MGP traut sich auch mal, mehr als die bloße Begleitung zu spielen – und hat dabei Gespür für Dramaturgie und tolle Arrangements gleichermaßen. Ach ja, für die Synthetik ist genannter MGP ebenfalls verantwortlich – und macht dort auch alles(!) richtig. Einzig die Vocals sind für meinen Geschmack einen Tick zu wenig variabel – auch wenn sich neben dem Kreischgesang einige wundervolle (zum Teil mehrstimmige) klare Passagen finden.

Alles in allem ist es SAEL mit „The Sixth Extinction“ gelungen, einen bezaubernden und mitreißenden schwarzmetallischen Rausch einzufangen, den ich am ehesten noch auf IN LINGUA MORTUAs „Bellowed By Sea – Racked By Tempest“ in ähnlicher Weise erlebt habe. Die sieben Songs sind von vorne bis hinten spannend und mit viel Liebe zum Detail arrangiert, sie wirken auf mich fast wie eine mäandernde Reise durch verschiedene Nuancen „schwarz“. Dass das Logo von Christophe Szpajdel (muss ich dazu wirklich noch Referenzen geben?) und das Artwork von Costin Chioreanu (u.a. ULVER, MAYHEM) stammen, passt dann auch wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Reinhören!

09.07.2010

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