Santana - Blessings And Miracles

Review

Über 20 Jahre ist es her, als der gebürtige Mexikaner CARLOS SANTANA mit „Supernatural“ (na, wem spukt „Maria Maria“ noch im Ohr herum?) insgesamt acht Grammys abstaubte und schlappe 30 Millionen Exemplare des Albums absetzte. Auch danach folgten erfolgreiche Alben wie „Shaman“ (2002) oder „All That I Am“ (2005), die den Status des Altmeisters weiter manifestierten. Von den Best–of–Listen des „Rolling Stone“ mag man ja halten was man will, doch mit Platz 15 bei der Wahl der „100 größten Gitarristen aller Zeiten“ muss sich SANTANA definitiv nicht verstecken.

Die pandemiebedingte Zwangspause scheint der mittlerweile 74–jährige Urvater des Latin Rocks jedenfalls sinnvoll genutzt zu haben und beglückt die Musikwelt nach 2–jähriger Produktionszeit nun mit einem neuen Studioalbum, dem insgesamt 26. mit seiner 1966 gegründeten Band. Das Werk hört auf den spirituell angehauchten Namen „Blessings and Miracles“ und liefert 15 neue Songs des legendären Gitarrenvirtuosen.

Album Nummer 26 für CARLOS SANTANA

Auch anno 2021 sind Señor SANTANAs Kreativität und musikalisches Genie noch lange nicht erschöpft, wie der neue Longplayer eindrucksvoll unter Beweis stellt. Dabei ließ sich der „Hall of Fame“–Angehörige durchaus spirituell leiten: „Wir müssen Licht, Geist und Seele nutzen – sie sind unzerstörbar und unveränderlich. Das sind die drei Hauptelemente dieses Albums“, heißt es laut seiner offiziellen Homepage. Musikalisch wird dieses Motto jedenfalls höchst bemerkenswert umgesetzt: Mit tatkräftiger Unterstützung renommierter, genreübergreifender Gastmusiker wie Rob Thomas (MATCHBOX TWENTY), Country–Galionsfigur Chris Stapleton, Steve Winwood (zweifacher Grammy–Gewinner), Kirk Hammett oder Pop–Sternchen Ally Brooke, um an dieser Stelle nur einige zu nennen, klingt „Blessings and Miracles“ insgesamt frisch und charismatisch.

Die unverwechselbare Handschrift des Masterminds bleibt dabei stets erkennbar: Wo SANTANA draufsteht, ist auch SANTANA drin. Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster mit der Prophezeiung, dass der Silberling zumindest all jene begeistern wird, die auf atmosphärische, stimmungsvolle und dennoch rockige Gitarrenmusik abfahren. Wer sonst eher härtere Sachen inhaliert, sollte die Finger davon lassen.

Licht, Geist und Seele

Wie gewohnt positioniert sich der Maestro gar nicht so sehr im Vordergrund, sondern agiert mit seiner Klampfe aus der vermeintlich zweiten Reihe, von wo er namhafte Gastmusiker ins Rampenlicht schickt. Wer aber daran zweifelt, dass der gute alte Carlos das Geschehen souverän und ambitioniert im Griff hat, dem sei beispielsweise das kurze, impulsive „Move“ empfohlen. Mit Rob Thomas am Mikro, SANTANAs unverkennbarem Gitarrensound und genialen Hooks ist der Song zweifellos eines der Aushängeschilder des musikalischen Potpourris.

Mit „A Whiter Shade of Pale“ ist zudem eine Coverversion des Welthits von PROCOL HARUM (1967) am Start, den SANTANA auf seine ureigene Weise gitarrenlastig interpretiert. Garniert wird die Nummer übrigens mit dem Gesang von Goldkehlchen Steve Winwood – nicht gerade die schlechteste Wahl. Ein weiterer Präzisionstreffer wird mit der Single–Auskopplung „She’s Fire“ gelandet. Im Teamwork mit der Grammy– und Golden–Globe–Gewinnerin Diane Warren und Rapper G–Eazy geht der emotionale Song sofort unter die Haut, doch die schluchzende Gitarre des Chefprotagonisten ist natürlich das Sahnehäubchen.

Weitere Anspieltipps wären der 6–minütige solide Rocker „America For Sale“, in dem sich SANTANA mit Kirk Hammett ein packendes Gitarrenduell liefert; das mit signifikanten Country– und Reggae–Einflüssen dekorierte „Joy“ mit Chris Stapleton sowie das flotte „Peace Power“ mit Corey Glover (LIVING COLOUR). Allesamt sauber arrangierte Nummern mit Esprit und Charme, die mühelos ins Ohr gleiten. Auch das stimmungsgeladene Instrumentalstück „Santana Celebration“ und die zuckersüße Ballade „Breathing Underwater“ (mit Töchterchen Stella am Mikro) sorgen für positive Vibes.

Noch lange kein Abgesang

Jeden einzelnen Song durchzukauen würde in Anbetracht der musikalischen Vielfalt und der prall gefüllten Gästeliste den Rahmen sprengen, nur so viel sei gesagt: Wirklich schwache Momente konnte ich nicht ausfindig machen; die Skip–Taste blieb jungfräulich.

Das war sicher nicht sein letzter großer Wurf, da gehe ich jede Wette ein. „Blessings and Miracles“ ist sicher noch kein Abgesang, im Gegenteil: Trotz seines fortgeschrittenen Alters (oder vielleicht gerade deswegen?!) verwöhnt der Latin–Rock–Pionier seine Fans und diejenigen, die sich angesprochen fühlen, mit einem starken, musikalisch breit aufgestellten und höchst ambitionierten Album mit Starbesetzung und überragenden Gitarrensoli. Kurzum: „Blessings and Miracles“ untermauert SANTANAs Status als lebende Legende zweifellos.

Text: Christian Flack

18.10.2021

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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