Saxon - Strong Arm Of The Law

Review

Einst im Mai trat Klein-Stendahl in einen der damals noch existierenden Plattenläden, um ein wenig zu stöbern. Ein weißes Cover mit einem eigenwilligen Bandlogo erregte Aufmerksamkeit. SAXON. „Strong Arm Of The Law“ nannte sich die Scheibe, das war schon mal interessant, denn „Breaking The Law“ klang ähnlich und wurde seinerzeit für gut befunden. Auch die restlichen Tracks enthielten Schlüsselworte wie „Hell“, „Metal“, „Thunder“, „Hungry“ usw. und mussten demzufolge gut sein. Nach dem Erwerb der LP wurde das Ding aufgelegt und was sich da entfaltetete, brachte eine Hochstimmung, wie sie beim erstmaligen Hören dieser Scheibe von vielen Jüngern empfunden wurde und später nie wieder erreicht werden sollte. Man könnte also sagen, dass der heutige Stendahl in jeder Neuveröffentlichung genau diese berauschende, euphorisch-enthusiastische Stimmung sucht (vergeblich, klar), die er damals die Gunst hatte erleben zu dürfen.

Denn diese LP war der Wahnsinn. „Heavy Metal Thunder“, der Opener, eröffnet mit Donnerklängen, um dann in ein herrliches Speedriff überzugehen, Biff shoutete damals noch, und dann dieser Refrain, nie mehr erreicht von SAXON, diese Klasse, auch von keiner anderen Band. Und auch während Biff den Chorus intoniert, halten die Gitarren nicht still, treiben den Song permanent nach vorne. „Pull your head back / Hold your hands high / Shake your body / And it’s too loud / And you put them up / Fill your heads with heavy metal thunder / Heavy metal thunder…“ Wer diese Zeilen nicht auswendig kann, ist nicht Metal, Punkt. „To Hell And Back Again“ macht genau da weiter, hochmelodische Strophe, dabei dennoch mit Tempo vorgetragen, dann der geile Refrain, begleitet von hämmernden Streitäxten. Der Kitsch und das süßliche Anbiedern an Mainstreamklänge kamen später; hier wurde kompositorisch aussergewöhnlich gut nach vorne gespielt, konsequent auf die Zwölf. „Strong Arm Of The Law“ war der erste Midtemposong des Albums, auch hier eine wunderbare Melodie. „Taking Your Chances“ gab wieder Gas, sie wollten was erleben, damals, vor 27 Jahren…

20.000 Ft ist der unauffälligste (Speed)-Song des Albums, dann folgt mit „Hungry Years“ ein stampfender Brecher, der die Vorliebe der Gitarristen für JIMMI HENDRIX, aber auch für AC/DC offenbarte. Letztere wurden später noch oft zitiert, aber nie mehr so gut. Nach dem flotten „Sixth Form Girls“ mit einprägsamen Refrain folgt noch die unglaubliche Kulthymne „Dallas One PM“, ein Song, der zur Legende wurde. Der Beginn, die rhythmische Steigerung, das Riff, der Mittelteil mit der das Attentat auf Kennedy begleitenden Radiostimme und das daran sich anschliessende (großartige) Gitarrensolo sind nicht von dieser Welt. Pete Hinton war der beste Produzent, den SAXON je hatten; er zeichnete auch für die Vorgängerscheibe „Wheels Of Steel“ verantwortlich, übrigens auch sehr empfehlenswert. Sie hatten Ideen damals, die Briten. MOTÖRHEAD, SAVAGE, CHATEAUX, TROJAN, DEMON, JAGUAR, PRIEST, MAIDEN und andere, alle waren sie trotz bescheidener produktiontechnischer Möglichkeiten sehr kreativ in dieser Zeit, in der CD und Computer noch keine Rolle im Alltag spielten. Die Phase dauerte nicht lang; sie bleibt jedoch unvergessen. „Strong Arm Of The Law“ sollte für immer die beste SAXON-Scheibe bleiben.

01.03.2007
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