Scariot - Momentum Shift

Review

Brandsohle und die daran befestigte Laufsohle müssen aus Sternenmetall sein. Es muss so sein. Steve D. hat lange Zeit den Tieftöner beiseite gelegt, um nach dem Material zu suchen, das nötig ist, völlig unverwüstliche Schuhe fertigen zu können. Nachdem er das Sternenmetall in unzugänglichem Gebirge, den Karpaten nicht unähnlich, unter unwägbaren Entbehrungen und unsagbaren Gefahren hatte bergen können, machte er sich auf, um diesen Wunderschuster (man munkelt, es sei eigentlich ein zwergischer Schmied) in diesem Dorf weit, weit weg aufzusuchen. Und der machte ihm ein Paar Schuhe, wie es kein zweites je geben sollte. Ein Paar, das äonenlang jeden denkbaren Tanz verkraften konnte. Ganz ohne neue Absätze. Einen jeden Tanz. Egal wie oft, wo und wann. Jeden Tanz! Und so zog sich Steve D. das Paar Schuhe an und tanzte auch auf jeder verfickten Hochzeit!!!

Scheiße, in welcher Band hat der Kerl eigentlich NICHT die Saiten bearbeitet? In vorliegendem Fall tanzt er sich die Füßchen… ich meine: spielt er sich die Fingerchen mal wieder ganz besonders wund. DiGiorgio ist natürlich ein Glücksgriff für SCARIOT, aber auch ohne den „Bassderwisch out of hell“ wäre „Monumentum Shift“ ein absoluter Überflieger geworden. So sollte moderner, vielschichtiger Metal ertönen! Die Norweger mit dem Vieltänzer haben uns da ein wahres Kleinod an die Lauscher gekloppt.
Herrlich. Da sehen aktuelle COMMUNIC auch nicht besser aus, eher ganz im Gegentum! Hier wird thrash-lastiges Geballer mit erhobenen und nahezu poppig-eingängigen Refrains fusioniert (und natürlich hört jeder interessierte Metaller sofort raus, wer da am Langholz fuhrwerkt). Sicherlich erreichen SCARIOT nicht ganz die famose Fähigkeit von ANACRUSIS, Thrash mit allerhöchster Eingängigkeit paaren zu können, dreschen dafür aber auch ne Kante härter und komplexer durch die Gegend.

Oben auf thront der klare und unheimlich charismatische Gesang Oyvind Haegelands, der zu einem guten Teil für die Eigenständigkeit der dargebotenen Klangkunst verantwortlich zeichnet. Man möchte ihm zunächst eine Verwandtheit zu NEVERMOREs Fronttarzan bescheinigen, doch hat der Mann weit mehr zu bieten und erinnert, gewiss mit anderer Stimmfärbung, hin und wieder an eine Mischung aus Nasty Ronnie und Jonny Lindkvist. Untermauert werden die höchst abwechslungsreichen Songs von Asgeir Mickelsons songdienlichem Powerdrumming und selbstredend von DiGiorgios Fingerbrech-Geblubber. Dem stehen die Klampfen höchstens deswegen etwas nach, da sie ein kleines bisschen zu höhenlastig wirken. Trotzdem knallt die Platte bestens! Das Songwriting ist durchweg auf höchstem Niveau (diese Breaks beim Opener- vortrefflich!!!) und erreicht mühelos die Klasse progressiv angehauchter Acts wie ANTITHESIS oder INTO ETERNITY. Mit „Sickening World“ wird letzteren im Übrigen gezeigt, wie man mal wieder einen schweinegeilen Ohrwurm-Refrain mit mehrstimmigen Chören hinlegt. Suchtfaktor!!! Das nachfolgende „Noble Quest“ kommt mit Reminiszenzen an NOCTURNAL RITES daher, weist aber im Mitteilteil einen arg feinen Kontrapunkt in Gestalt einer wütenden Thrash-Attacke dar, die herrlich brutal und old-schoolig aus den Boxen knattert. Hier sind Parallelen zum letzten SADUS-Album zu erkennen. So muss Metal sein! Dann wird es mit „Forming Humans“ sogar noch mal sperrig und die Sache schielt zu nicht geringen Teilen in die MESHUGGAH-Ecke, während man zudem ein wenig an die herrlich umständlichen und verqueren Solo-Eskapaden eines James Murphy erinnert wird. Dass man mit „Symbolic“ einen DEATH-Hit der ebenso betitelten 95er Scheibe covert, nimmt eigentlich nicht wunder. Hier bleibt nur zu konstatieren, dass die Nummer auch mit melodischem Gesang bestens funktioniert. Das abschließende „The Universal“ vereinigt alle Merkmale der Band in sich und stellt einen wahrhaft furiosen Schlusspunkt dar. Wenn eine Band ihr Album „Furioso“ nennen darf, dann ist es SCARIOT, liebe Pavoristen! Einpacken und Daumen lutschen! Und die völlig überbewerteten SANCTITY verblassen mit ihrem lahmen Geschrubbe ebenso vor dieser Spitzenscheibe. Lang lebe SCARIOT!!! Was ne Platte… DANKE!

Als nächstes folgt übrigens ein Bericht über eine Basshure, die für wirklich JEDE Band ihre Beine breit macht. Und es macht jedes Mal für alle Beteiligten unverschämt viel Spaß!!!

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17.05.2007

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