Spider Kitten - Behold Mountain. Hail Sea. Venerate Sky. Bow Before Tree.

Review

Wikinger-Doom? Abgesehen von den britischen SOLSTICE fällt mir da wenig zu ein. Das mag allerdings auch daran liegen, dass mir der Nordmann prinzipiell nicht der erste Bezugspunkt im Metal-Universe ist. Ich kann mir einfach nicht helfen: Wenn ich nach musikinduzierten Szenarien rauer Küstenlandschaften inklusive ebensolcher Kerle und schließlich erhabenem Mitsingen aufrechter Oden an Drachenboot und Schwertkampf mal versehentlich in den Spiegel schaue, dann… na ja. Dann bekomme ich beide Erfahrungen irgendwie nicht unter einen Helm. Und ich trage auch nicht mal einen auf dem Fahrrad. Und wenn ich meine Nase nach draußen halte, sehe ich auch nirgendwo den Geist der Götter unserer Ahnen, sondern im Sommer eher die scheiß Pollen und im Winter das beknackte Glatteis.

Aber jeder, wie er mag.

Mutter Natur und den Blick zurück mögen, zumindest auf ihrer neuen, sprechend betitelten EP „Behold Mountain. Hail Sea. Venerate Sky. Bow Before Tree“, nämlich sehr wohl die gleich den mächtigen SOLSTICE dem Empire entstammenden wandelbaren walisischen Doomster von SPIDER KITTEN. Unter diesem schönen Namen und in wechselndem Line Up sowie unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung – man vergleiche nur das vorherige Werk „Cougar Club“ – zelebrieren die Kollegen heuer eine dramatische, fast epische Form des Sludge, nicht des klassischen Metal, die zwar aus jeder Pore nach echtem Schweiß und echtem Dreck müffelt, sich dabei aber wahrlich (im blutgetränkten Schnee) gewaschen hat.

Trotz aller Dramatik und dem unbedingten Willen zur großen Geste inklusive Schwertgeklirre etc. wirkt das Pathos SPIDER KITTENs so doch anders als zum Beispiel dasjenige BATHORYS während Quorthons stilbildender Wikinger-Phase. Im stoisch und etwas entrückt, aber kraftvoll rockenden „Lindisfarena“ klingen die Waliser eher wie eine direkt der Edda entsprungene, leicht bekiffte Kreuzung aus den süddeutschen OBELYSKKH und am Rande diesen Post-Doom-Whatever-Truppen des sehr coolen Alerta-Antifascista-Labels – mit weit geöffneten Armen und Herzen Walhalla und Gaia gegenüber. Und in den anderen beiden Songs dieser Platte eigentlich auch.

Mit beschwörendem, im Chor fast mantra-artigem Gesang und mächtig stampfenden Riffs, dazu im langen Epos „Gore Swan“ einem Cello, während der Mast knarzt und die Wellen den Bug umspülen, gelingt es den Männern jedenfalls problemlos, das Kopfkino anzuknipsen. Das funktioniert jetzt im Herbst vielleicht besser als im Sommer, kann nach einiger Anlaufzeit aber voll überzeugen.

Coole, regelrecht kalte Sache, das. Vielleicht lasse ich den Rasierer dann doch mal weg und ziehe die eine oder andere gerechte Brandschatzung an fremden Gestaden in Betracht.

09.11.2014

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