1
Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.



Bevor euch Eckart nächste Woche wieder einen Neunziger-Black-Metal-Klassiker durchdeibelt, müsst ihr noch eine Woche STORMWITCH aushalten. Dafür belohnen die Schwaben diesmal mit noch besseren Songs, dem hübschesten Backcover der deutschen Metalgeschichte und einer erstmals wirklich guten Produktion. Apropos: nicht nur die in Brokat und Epauletten gezwängten Pudelfrisuren auf der Plattenrückseite überzeugen stilsichere Achtziger-Fans. Auch die Vorderseite hat es in sich. Nach der Zwei-Meter-Prügeltante, der man mit ihrem Morgenstern nicht im Dunkeln begegnen möchte (“Walpurgis Night”) und einem schlafwandelnden Mädchen, das sich mit dem Fantasialand-Maskottchen am Grab des Albums selbst trifft (“Tales Of Terror”), fanden sich für das dritte Album offenbar gleich drei Bekannte aus dem Umfeld der Band, die noch Bock hatten, einen Karnevalsladen zu plündern und den Hexensabbat in den schrillstmöglichen Farben zu zelebrieren. Mehr Kult geht nicht!
STORMWITCH auf dem Zenit
Die viel bemühte Regel des dritten Albums – ‘Make it or breakt it’ – hatten sich STORMWITCH seinerzeit zu Herzen genommen. Das Gitarrenduo Kaufmann/Spengler schnitzt sich die besten Riffs der Karriere aus der Hüfte und formt diese in elegante Arrangements. Mit dem stampfenden Titelsong, dem flotten Opener “Rats In The Attic”, “Eternia” und dem später sehr erfolgreich von HAMMERFALL gecoverten “Ravenlord” haben die Hexen gleich vier exzellente Songs am Start, die genau das richtige Maß zwischen Eingängigkeit und Anspruch treffen.
Die übrigen Songs fallen mitnichten ab. Die Dracula-Hommage “Jonathan’s Diary” überzeugt mit verschachteltem Arrangement, “Slave To Moonlight” mit angezogenem Tempo und das Instrumental “Dorian Gray” mit feierlicher Atmosphäre. Einzig “Allies Of The Dark” ist wenig mehr als gehobener Standard – für ein Achtziger-Album eine wirklich gute Quote. Wie schon gesagt funktioniert auf “Stronger Than Heaven” erstmals die Produktion in einem internationalen Kontext. Theoretisch hätten STORMWITCH seinerzeit ordentlich durchstarten können, der große Erfolgt blieb allerdings aus – sieht man vom süddeutschen Raum und Ungarn ab, wo 1989 das Live-Album “Magyarországon” entstanden ist.
Stärker als der Himmel? Ja, eigentlich schon …
Obwohl STORMWITCH in der Folge zumindest vor der Reunion noch ein paar hörenswerte Alben veröffentlicht haben – vor allem der Nachfolger “The Beauty And The Beast” sei hier genannt –, ist klar, dass der Heilige Gral auf ihren ersten drei Alben zu finden ist. Alle drei Alben zählen zu unperfekten Highlights der heimischen Metal-Historie, die vielleicht nicht ganz so stark wie viele andere Klassiker sind. Stärker als das Himmelreich sind sie allemal und mehr wollen wir ja gar nicht.

Stormwitch - Stronger Than Heaven
Johannes Werner
Stormwitch - Stronger Than Heaven - Blue/yellow [Vinyl LP]



























Kommentare
Sag Deine Meinung!