The Axis Of Perdition - Urfe

Review

Der Alptraum erwacht erneut. Wo giftiger Nebel über dem Hirnmorast wabert, ist vermutlich auch irgendwo der Quell der Inspiration zu finden, aus dem die Briten THE AXIS OF PERDITION unermüdlich schöpfen. Zu den Schrecken, die sie bereits mit ihren bisherigen Werken entfaltet haben, gesellt sich nun ein weiteres Kapitel, eine ganz neue Trilogie nimmt ihren Anfang in nur einem Wort: „Urfe“.

„Urfe“, das ist ein Mann, der im gottverlassenen Ort Locus Eyrie das Tor zur Hölle findet, zum Abgrund, den er sich selbst geschaffen hat. Noch gepeinigt von Fragen und rätselhaften Ereignissen erkennt er nicht, wie er an diesem Ort, gleich einem Spiegelbild seines Schatten-Selbst, überragt von Pylon, immer tiefer hinabrutscht in ein gähnendes Loch, in die Tiefe seiner ganz persönlichen Abgründe. Und je weiter er vom schwarzen Loch in seiner Seele eingesogen wird, umso größer wird das Chaos, welches in umgibt, der Wahnsinn, unerträgliche Qualen und Pein, grauenerregende Gestalten.

Ein Alptraum? Tod? Fegefeuer? Limbus? Wer THE AXIS OF PERDITION bereits kennt und „Urfe“ schon erwartungsvoll entgegen gesehen hat, wird mit ihnen eine vertraute Welt betreten. Kalt, unheimlich, düster, lebensfeindlich ist die Atmosphäre, die alles überragende Soundtrack-Kulisse, vor der Leslie Simpson die Rolle von Urfe einnimmt. Es ist vor allem diese intensive Sprechrolle, mit der die Horrorkünstler etwas Neues in ihr cineastisches Werk einbringen, für manchen Hörer sicherlich ungewohnt, bisweilen sogar gewöhnungsbedürftig. Kein bedeutungsschwangeres Introgeschwafel, kein Pseudo-Blabla. „Urfe“ ist ein dichtes, poetisch erzähltes Konzeptwerk, ein fieser Horrortrip wie aus der Feder von Lovecraft oder Barker.

Mit Schauspieler Leslie Simpson erlebt der Hörer hautnah das Geschehen, ist wie Urfe gefangen an diesem mysteriösen Ort des Grauens, der, scheinbar weder fremden noch eigenen Gesetzen folgend, stets im Wandel sich immer mehr zum Schlechten wendet. Zum Ende der ersten CD philosophiert Urfe bereits über den Tod, befindet sich in Art Schwebezustand seines Geistes, kurz davor, jeglichen Sinn für Realitäten zu verlieren.

Im nächsten Abschnitt kommt es dann auf der zweiten CD zur wahrscheinlich kritischsten Stelle dieses kontroversen Albums. Denn hier setzt, ganz im Gegensatz zur Klangkulisse des bisherigen Hörspiels „echte“ Musik ein, verstörender, rasender, schleppender Black Metal und Industrial. Darauf werden viele Hörer bereits seit einer Stunde gewartet haben, während es für andere eher wie ein harter Schnitt zur bisherigen Atmosphäre wirkt. Sehr zwiespältig, aber eben auch spannend. Es ist beinahe so, als ob man selbst kurz aufhorcht, nur um gleich darauf wieder in den Höllenschlund Urfes hinabzufallen.

Spitzt die Ohren, sag ich Euch, und packt für diese Reise unbedingt Kopfhörer ein, denn der Abgrund steckt voller Details. Regen, Wind, unscheinbare Geschöpfe, unheimliche Geräusche, Sprachfetzen, irre Szenerien aber auch die filigrane Arbeit an den Instrumenten. Keine gewöhnliche Musik, kein gewöhnliches Album, kein gewöhnliches Hörspiel. THE AXIS OF PERDITION beweisen erneut ihr Händchen für sperrige, verschreckende und beklemmende Klangwelten und haben sich mit Simpson einen äußerst fähigen, wenn auch nicht perfekten, ‚voice actor‘ ins Boot geholt.
Das hier ist keine Kunst zum Vorbeifahren, hier gibt’s nur All-inclusive. Wenn sich Urfe am Ende dieses ersten, gewaltigen Teils im Schlußmonolog fragt „Am I dead?“, erreicht das schon die Eleganz und Ausdruckskraft von Roy Battys letzter Rede im Film Blade Runner. Das muss man erlebt haben.

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01.02.2009

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