The Axis Of Perdition - Tenements (Of The Anointed Flesh)

Review

Mit ihrem letzten Werk, dem Mammutprojekt „Urfe“, haben die Briten von THE AXIS OF PERDITION vor allem auch ihre Fans polarisiert. Es war eines dieser Alben, welches die eigene Anhängerschaft wie ein Skalpell spaltet. Der wüste, genrevernichtende Bastard aus Black Metal, Industrial, Avantgarde und Postmoderne (lange, bevor das innerhalb einer breiteren Szene en vogue war) wich auf der Urfe-Trilogie einer Art Ambient-Hörspiel. Unerhört! Ungehört – von Skeptikern wurde das Doppelalbum leider nie die verdiente Aufmerksamkeit entgegengebracht, denn dann hätten selbst die größten Kritiker entdecken müssen, dass THE AXIS OF PERDITION nur noch etwas konsequenter vorgegangen waren, als man das von ihnen erwartet hatte.

Mit dem dritten Teil „Tenements (Of The Anointed Flesh)“ verhält sich das ganz ähnlich. Der Impuls der schwarzen, zerstörerischen Masse, den sie in Gang gesetzt haben, feuert uns nun wieder mit aller Wucht entgegen. In einem kurzen Intro werden noch leise Erinnerungen an die letzten, entscheidenden Szenen des Vorgängers wach“, doch dann ist der Weg in den Abgrund frei und der Sound von „Deleted Scenes…“ zurück. Wenig überraschend wurde die Musik bereits 2005 entwickelt, also genau zur gleichen Zeit, in der das Rost- und Giftüberzogene Krankenhaus seine Pforten öffnete.

Verschrobener und fahriger Chaos Black Metal, rasend, dissonant und kalt, genauso lebensfeindlich und lichtverschlingend und bestens geeignet, die Lager unter den Fans wieder zusammenzuführen oder erneut zu splitten. Viele werden die Rückkehr zum vertrauten Klang, der auch von „The Ichneumon Method“ nicht weit entfernt ist, begrüßen. Noch mehr als der kleine Ausflug in reine Dark Ambient Gefilde („Dark Red Other“) fallen die melodischen, klaren Gesangslinien auf. Harmonie in Disharmonie, beinahe so hymnisch wie die Feuergesänge von ANAAL NATHRAKH („Ordained“), eine ganz eigene Sprache der Atmosphäre. THE AXIS OF PERDITION beherrschen gleich zwei davon, und nach „Urfe“ bin ich mir nicht mehr so sicher, welche ihrer gespaltenen Zunge besser liegt.

Zurück an vertrauten Ufern oder erneuter Aufbruch? „Awakenings“ sorgt mit finsterem Augenzwinkern am Ende für leichte Zweifel am Eindruck, die Briten wären jetzt endlich wieder da, wo sie hingehören. Sie haben das Fahrwasser für Alben wie „Paracletus“ bereitet, doch „Tenements“ scheint mir eher wie ein kurzer Zwischenstopp, der ein flaues Gefühl im Magen hinterlässt. Ein packendes Album, aufwühlend, doch die innere Unruhe findet kein Ziel. Unbefriedigend? Warten wir darauf, was dort im Untergrund erwacht…

23.05.2011

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