The Foreshadowing - Forsaken Songs

Review

Galerie mit 36 Bildern: The Foreshadowing - Rockharz Open Air 2012

Still war es um THE FORESHADOWING seit ihrem letzten Album „Seven Heads, Ten Horns“ im Jahre 2016. In der Zeit dazwischen warfen uns die Italiener lediglich ein paar musikalische Bröckchen hin – gerade genug, um zu zeigen, dass sie noch am Leben sind, aber für den grummelnden Fan-Magen waren diese Bissen nur etwas für den hohlen Zahn. Mit den „Forsaken Songs“ schieben die Doomster jetzt einen etwas größeren Happen nach. Aber macht der auch satt?

THE FORESHADOWING präsentieren ein kleines Sammelsurium

Der Titel winkt quasi mit dem Zaunpfahl hinsichtlich der Bestimmung des Releases: Die EP ist eine Sammlung einzelner, bisher nur digital veröffentlichter Tracks und auf „Forsaken Songs“ finden die bislang „obdachlosen“ Stücke nun ein gemeinsames Zuhause.

Der einzig neue Song und hoffentlich Vorzeichen für ein anstehendes fünftes Album ist der Opener „We The Others“ – eine unverkennbare THE FORESHADOWING-Nummer mit leichtem 80ies Einschlag. Sie offenbart unumwunden, dass die Band ihrer Soundbasis treu geblieben ist. Das römische Quartett setzt auch weiterhin auf seine wirkungsvolle Mischung aus doomigen Riffs, melodischen Leads, pointiertem Drumming, viel Keyboard und Marco Beneventos markanten Vocals. Rückblickend ließen daran schon die beiden Singles „Paranoid Boyd“ (2018) und „Memento“ (2022) wenig Zweifel.

Die „stripped Version“ (oder auch „Twilight Revival“) von „Forsaken Son“ ist eine emotionale, sehr auf den Kern des Stücks fokussierte Neuauflage des „Second World“-Tracks, reicht aber an die Ausdruckskraft der vollinstrumentierten Ausgabe nicht heran.

Mit der Coverversion des TALK TALK-Klassikers „Such A Shame“ zeigt die Band erneut ihre Liebe für die 80er, dystopische Gedankenspiele und menschliche Dilemmas. Sie hält sich nah am Original, jedoch ohne die „Pseudo-Fröhlichkeit“ des Originals. Wie schon TALK TALK greifen THE FORESHADOWING im dazugehörigen Video das literarische Thema von Luke Rhineharts „Der Würfler“ auf.

Ihr Game Of Thrones-Tribute „The Rains Of Castamere“ ist zwar mittlerweile neun Jahre alt, erzeugt aber noch immer Gänsehaut und ruft unter anderem die schaurigen Bilder der „Roten Hochzeit“ zum Ende der dritten Serienstaffel wieder in Erinnerung. Die Version der Doomster betont, vor allem aufgrund der tiefen, warmen Stimme Marco Beneventos, die unheilvolle Facette des Requiems – eine ergreifende Doom-Metal-Interpretation, die sich mit den Fassungen von THE NATIONAL oder SERJ TANKIAN messen kann.

„Forsaken Songs“ – ein Überbrückungs-Trostpflaster

THE FORESHADOWING lamentieren also noch immer subtil-hinterfragend statt mit offensiver Wut, schön gemächlich und ohne jegliche Aggression. Mit diesem Zwischenspiel bringen sie sich zumindest in Erinnerung zurück.

Um eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein. Natürlich stillen die „Forsaken Songs“ nicht den Hunger auf neues Material, nähren aber die Hoffnung auf selbiges. Konkrete Anzeichen größerer Band-Aktivitäten sind aktuell nicht erkennbar, einige Hinweise zwischen den Zeilen deuten aber darauf hin, dass die Chancen für ein baldiges neues Album nicht ganz so schlecht stehen.

Bevor es so weit ist, zeigen THE FORESHADOWING im Herbst erst einmal wieder Gesicht, und zwar auf einer gemeinsamen Tour mit SATURNUS und IN THE WOODS.





30.07.2023

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5 Kommentare zu The Foreshadowing - Forsaken Songs

  1. Watu sagt:

    Den ganz großen Wurf haben The Foreshadowing bei mir persönlich nie gelandet, mochte ihre Musik immer sehr, aber es klang mir immer auch etwas zu gefällig und zu einseitig. Dennoch warfen Sie immer meine große Hoffnung, nachdem Amorphis schon seit langem im überladenen Balast untergegangen sind. The Foreshadowing zeigen, wie man sich auf das Wesentliche konzentriert. „The Rains of Castamere – a Requiem for Wolves“ ist natürlich Gänsehaut pur. Würde mir auch ein neues Album wünschen und hoffe, dass die Band sich noch mal steigern konnte und nicht kommerzieller geworden ist.

  2. nili68 sagt:

    Kann man nett weghören. Ob „nett“ im positivsten Sinne, oder doch etwas zu gefällig, weiß ich noch nicht, trotz durchaus starker Melodien. Düster oder übermäßig melancholisch ist hier, trotzdem auch doom angegeben ist, nämlich gar nichts. Das ist alles aber Geschmackssache, denn das Songwriting kann schon was. Viele Worte, ohne wirklich was zu sagen? Ja, so fühle ich mich nach dem Gehörten auch..

  3. marcmorgenstern sagt:

    Ich kommentiere hier nicht oft – hier mache ich es, weil ich a) erst durch den Review auf diese bockstarke Band aufmerksam werde, b) es mich wundert, dass alle Alben seit 2007 keinen einzigen Kommi haben und ich c) nicht mit der Meinung meiner zwei Vorposter einverstanden bin, bzw. eine andere Meinung habe. Tolle Band! Wer einer „kitschfreien“ Mischung aus Gothic, Doom und Darkmetal eine Chance geben möchte, mag gerne reinhören – aus meiner Sicht egal welches Album aus der Vergangenheit – ich finde sie alle stark.

  4. itsutterrubbish sagt:

    @marcmorgenstern Du bist nicht alleine…

    9/10
  5. Se Wissard sagt:

    Schließe mich an. Auch wenn ich im Kopf bei der Stimme immer irgendwie das Gefühl habe, es singt der Raiffeisenbankfilialleiter von Bielefeld-Brackwede, dennoch ist der Gesang ungewöhnlich, hebt sich ab und trägt zur trübsinnigen Atmosphäre einiges bei. Und der große Wurf ist der Band mit Oionos ja bereits geglückt und das nicht nur, weil ich das Sting-Cover „Russians“ für so unheimlich gelungen erachte. Sollte definitiv mehr Anklang im (Gothic?) Doom-Sektor finden.