The Who - Live At The Fillmore East 1968

Review

THE WHOs „Live In Leeds“ von 1970 gilt ja gemeinhin als eins der besten Livealben der Rockgeschichte. Jetzt erscheint anlässlich des 50. Jahrestages des Konzerts mit „Live At The Fillmore East 1968“ quasi ein Vorgänger, der in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert und Zeitdokument ist.

„Live At The Fillmore East 1968“ ist ein Zeitdokument

Zunächst: Die mitgeschnittene Show entstammt dem Tourfinale der britischen Rocklegende, das am 5. und 6. April 1968 in Bill Grahams legendärem Club Fillmore East in Manhattans Lower East Side ursprünglich vier Konzerte umfassen sollte. Da das Land durch die Ermordung von Martin Luther King einen Tag zuvor erschüttert wurde, einigte man sich aus Angst vor Unruhen darauf, dass THE WHO nunmehr nur eine Show pro Abend spielen sollten. Doch nicht nur das Land war durch das Attentat in Aufruhr, auch die Band selbst kam durch Keith Moons Vorliebe für Böller und daraus resultierende Hotelrausschmisse nicht zur Ruhe. Was folgte, war eine Fotosession für das „Life“ Magazin, die eine völlig übermüdete Band unter dem Union Jack zeigte.

Aber auch technisch hatte die Kürzung auf zwei Konzerte im Fillmore East unmittelbare Folgen für die jetzt vorliegende Ausgabe: Beide Shows sollten mitgeschnitten werden, aber wegen eines technischen Fehlers oder menschlichen Versagens wurde vom ersten Abend nur ein Teil tatsächlich aufgezeichnet. Vom zweiten Tag fehlen „Substitute“ und „Pictures Of Lily“. Jetzt hat THE WHOs langjähriger Tontechniker Bob Pridden, der übrigens auch bei den Konzerten im Fillmore East an den Reglern stand, das Konzert von den originalen Vierspurbändern restauriert und neu abgemischt.

THE WHO: Böller und Hotelrausschmisse

Herausgekommen ist mehr als nur ein Zeitdokument, sondern ein rundes Livealbum von THE WHO. Dazu muß man natürlich im Hinterkopf behalten, dass die Band damals bereits – den Trend der neuen Zeit bestimmend – ausufernd improvisierte und das ursprünglich kurze „My Generation“ auf über 33 Minuten Spielzeit streckte. Übrigens auch der Grund, warum „Live At The Fillmore East 1968“ als Doppel-CD erscheint; besagter Track musste auf die zweite CD ausgelagert werden. THE WHO verstanden sich aber auch auf die Kürze, und so nehmen die eigenen Bandklassiker „I’m A Boy“, „Happy Jack“, „I Can’t Explain“ und „Tattoo“ sowie die geliehenen Standards „Summertime Blues“ oder „Shakin‘ All Over“ nicht mehr Platz ein als nötig.

Natürlich sind die Aufnahmen unheimlich authentisch, was nicht zuletzt die vorhandenen Spielfehler unterstreichen. Wie immer strotzt die Band aber vor Spielfreude, und die im ‚British English‘ vorgetragenen längeren Ansagen locken immer wieder ein Grinsen ins Gesicht. Soundtechnisch ist „Live At The Fillmore East 1968“ selbstredend etwas limitiert: Einen breiten Stereomix sollte man also nicht erwarten, sondern die Gitarre mittig, den Bass links, und ansonsten pure Energie. Das reicht. Abgerundet wird das Album durch eine gediegene Aufmachung mit zahlreichen Fotos und ausführlichen Linernotes, die auch auf die Schwierigkeit des jetzt erfolgten Mixes eingehen.

Unheimlich authentische Aufnahmen

Fans dürfen also gerne zu „Live At The Fillmore East 1968“ greifen, nicht zuletzt weil es sowieso nur wenige Liveaufnahmen der frühen WHO gibt. Zudem repräsentiert das Album eine andere Zeit und umfasst eine andere Tracklist als „Live In Leeds“. Einsteiger wiederum werden mit letztgenanntem Album wahrscheinlich etwas besser bedient.

05.05.2018

- Dreaming in Red -

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