Torche - Meanderthal

Review

Ein Grollen erbricht sich aus der Tiefe. Erhellend, doch bedrückend, mit der schöpferischen Potenz des Urschlamms brodelt rotgelbe Lava an die Oberfläche, quillt über den Rand und erstreckt sich über in gleißendes Sonnenlicht getauchte postnukleare Wüstenlandschaften. In erwartungsvoller Haltung stimmen die letzten Überlebenden in einen Klagegesang ein. Doch von unerreichbaren Weiten dringt ein seltsam beruhigendes Oratorium an unser Ohr, kommt näher, hüllt die Verbliebenen ein, verkündet Hoffnung, trägt sie davon und schleudert sie hinaus in den Äon. Von dort blicken wir nach unten auf den im Sterben liegenden Stern. In knackigen 40 Minuten jagen TORCHE apokalyptische Bilder durch unser Gehirn, die so angsteinflößend gar nicht sind.

Es bleibt nichts anderes übrig, als einzutauchen in die lichtvollen Messen dieses zwar irgendwie schweren, doch leichtverdaulichen Brockens: „Meanderthal“ ist ein Wirbelsturm von martialischer Größe und zarter Schönheit zugleich. Hier liegen süße Melodien über einer krachenden Basis, der man weitestgehend den Doom-Gehalt der Vorgänger entzog. Klang das selbstbetitelte Debüt dieser inoffiziellen FLOOR-Nachfolgeband noch mehr nach einer versumpften Version der MELVINS, trägt die Band aus Miami, Florida nun einheitlich Hawaii-Hemden und bunte Bermuda-Shorts. TORCHE selber sprechen von Pop-Sludge. Das trifft es meiner Meinung nach ziemlich gut.

Die Gitarren verlieren sich in schimmernden Texturen aus melancholischen Klangmustern, sie können aber auch mit monolithischen Riffstrukturen aufwarten, die von einer sicheren Rhythmussektion kraftvoll gestützt werden. Epische Melodiebögen, punkflotte Riffs, sludge-gehemmtes Trommelfeuer verdichten sich zu einer undurchsichtigen Nebelwand, hier und da zerschneidet Steve Brooks Stimme die Schwaden mit einer schwärmerischen Strophe. Exemplarisch ist ein Song wie „Sundown“, der im Vorspiel zunächst dröge herumrifft und erst mit dem Refrain die Sonne aufgehen lässt. Andere wie „Healer“ und „Speed Of The Nail“ halten sich nicht mal an ein Vorspiel, sondern strecken sich gleich den wärmenden Strahlen entgegen. „Grenades“ und „Across The Shields“ sind richtiggehend Hits, die förmlich nach großen Stadien oder Grillpartys schreien. Solche Feel-Good-Hits hätten die QUEENS OF THE STONE AGE auf ihrer letzten Platte so notwendig gebraucht. Erst gegen Ende wird es noch einmal doomig-trist: „Without A Sound“ treibt MASTODON-like, „Amnesian“ trägt eine Drone-Duftnote.

TORCHE ist es gelungen, zwei auf den ersten Blick unvereinbare, musikalische Nischen miteinander zu verknüpfen, ohne Vorwürfe eines Sellouts befürchten zu müssen. „Meanderthal“ könnte bis in die Billboard-Charts hinaufschießen, das Label Hydra Head zu großen Ruhm führen. Wer hätte nur gedacht, dass Sludge-Metal einmal so etwas zustande bringen würde?

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27.06.2008

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