Tribunal - In Penitence And Ruin

Review

Nanu, Gothic Metal auf 20 Buck Spin, dem Knüppel-Label aus den Staaten, das sonst eher bekannt ist für Bands wie ULTHAR oder CEREBRAL ROT? Tatsächlich macht das mehr Sinn, als man zunächst vermuten würde, stehen TRIBUNAL doch auch mit einem Bein im Doom Metal und schließlich findet auch dieser durchaus auf dem Label statt – beispielsweise die Vinyl-Version des PALLBEARER-Debüts. Auch klar sein sollte damit eigentlich direkt: Auf „In Penitence And Ruin“, Nachfolger des Debüts „The Weight Of Remembrance“, haben wir es nicht mit der zuckerigen Sorte des Gothic Metal zu tun, vielmehr mit der abgrundtiefen Variante.

TRIBUNAL – Mit der große Dramatik-Keule ausgeholt

„In Penitence And Ruin“ ist so ein Album, dass einen erst einmal direkt packt, ganz besonders wenn man die Band vorher noch nicht kannte. Namen wie SHAPE OF DESPAIR, DRACONIAN oder natürlich auch MY DYING BRIDE schwirren sofort durch den Kopf, in Sachen Dramatik holen TRIBUNAL definitiv sofort mit der ganz großen Keule aus. Angst vor prominentem Cello-Einsatz sollte man definitiv nicht haben, aber auch hier zeigt sich im Opener „Incardine“ schon mit dem Einsetzen der Gitarren, dass sich die emotionale Abwärtsspirale direkt anfängt zu drehen.

Eines kann man TRIBUNAL auch nicht absprechen: Die Kanadierinnen (mit Kerl an der Gitarre) gehen äußerst ambitioniert zu Werke. Sängerin Soren Mourne verfügt nicht nur über ein eindringliches Organ, sondern spielt direkt auch noch Cello und Bass, Gitarrist Etienne Flinn zeigt sich in Sachen Growls außerdem sehr variabel und deckt die komplette Bandbreite von tiefer Death-Doom-Gurgelei bis zu heiseren Black-Metal-Screams inklusive aller Zwischentöne ab. Folgerichtig ist „In Penitence And Ruin“ das erste Genre-Highlight des Jahres? Die Antwort lautet leider: Nein!

Einer der Gründe dafür: TRIBUNAL steht manchmal die eigene Ambitioniertheit im Weg. Beispielsweise intoniert Mourne so gewollt dramatisch, legt so viel Schmerz in ihre Stimme, dass es stellenweise einfach drüber wirkt und sie – viel schlimmer – dabei manchmal auch vergisst, packende Gesangslinien zu schreiben. So schaffen es die Vocals eben doch nicht, die gewünschte Emotionalität auf den Hörer zu übertragen. Gleiches gilt auch für die Gitarren, denn hier werden zwar durchaus einige knackige Riffs ausgepackt, auch getragene MY-DYING-BRIDE-Melodien (u.a. „A Wound Unhealing“) sind vorhanden, zu oft kippt das Ganze dann aber auch in langweilige Akkordfolgen, gerade wenn das Tempo stark gedrosselt wird.

Auch der inflationäre Einsatz des Cellos beginnt mit der Zeit ein wenig zu nerven, hier wäre mehr Fingerspitzengefühl wünschenswert gewesen, was letztlich für die gesamte Platte gilt. Das dick aufgetragene Beauty-and-the-Beast-Wechselspiel im Gesang kann das langweilige Grundgerüst eben doch nicht verbergen. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Gerade in Sachen Gothic Metal gibt es sicher ganz viel schlechteres, an dem sich TRIBUNAL aber auch kaum messen lassen wollen.

Viel Dramatik, schwächelndes Songwriting – „In Penitence And Ruin“

Eines kann man „In Penitence And Ruin“ kaum absprechen: Potential. Dabei lassen TRIBUNAL aber auf ihrem zweiten Longplayer zu viele Chancen ungenutzt. Größte Schwäche ist dabei das Songwriting, das leider an vielen Stellen schwächelt. Die Band versucht zwar, das Ganze mit extra viel Dramatik zu kontern, schießt dabei aber zu oft über das Ziel hinaus.

So erreicht man als Hörer immer wieder Stellen, an denen man denkt, gar hofft, dass das Album jetzt endlich explodiert, wird dabei aber eben meistens enttäuscht. So lässt einen die Platte letztlich viel zu kalt, und damit ist leider nicht der eisige Hauch des Todes, sondern vielmehr tödliche Langeweile gemeint. Schade, da hier sicher Könner an ihren Instrumenten am Werk sind und auch die druckvolle und doch natürliche Produktion einiges kann. Mit stärkeren Songs kann es für TRIBUNAL noch weiter nach oben gehen, so ist auf dem Zweitling eher Stagnation, wenn nicht sogar ein leichter Rückschritt angesagt.

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21.04.2025

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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