Turbonegro - Hot Cars And Spent Contraceptives

Review

„Hot Cars And Spent Contraceptives“ ist das erste Kapitel in der Turbojünger-Bibel, die Exegese fand hier einst ihren Ursprung. Man konnte gespannt darauf sein, wie der Werdegang dieser exaltierten Rock-Formation, deren Direktive darin lag, einer muffigen und rückständigen Szene eine richtungsweisende Frischzellenkur zu verpassen, weitergehen würde. Der spätere Hype, der speckige „Turbojugend“-Jeansjacken salonfähig, nein, zu einem unumgänglichen Modeaccessoire und Erkennungsmerkmal für eine Generation von Teilzeit-Homos machte, ließ sich zu diesem Zeitpunkt nicht mal erahnen. Selbst bei großen Teilen ihrer mehr als treuen Anhängerschaft dürfte dieses freche Stück Deathpunk auf keine einhellige Konformität stoßen, da es sich deutlich von den restlichen Alben unterscheidet, mit ihnen schlicht nichts gemein hat. Würde man Bandname, Titel, Cover usw. entfernen, die Musik von sonstigen Klischees extrahieren und einem ambitionierten Rock-Liebhaber um die Ohren pfeffern, würde kaum jemand TURBONEGRO dahinter vermuten. Das etwas verwaiste Debüt wird nun von Edel-Records wiederveröffentlicht, um fünf durchschnittliche Bonustracks erweitert, welche alle von den längst vergriffenen Compilations „Small Feces I“ und „Small Feces II“ stammen.

Anfang der Neunziger, als Hank von Helvete noch Harry Neger hieß, als sie noch nicht mit ihrer später unverzichtbaren Homo- und Leder-Ästhetik kokettierten und Gitarrist Euroboy noch nicht mit von der Partie war, schien sich noch niemand besonders für den rüden Punkrock, irgendwo zwischen BLACK FLAG, THE STOOGES und ALICE COOPER, der fünf bierbäuchigen Norweger zu interessieren. Nicht mal ein so vermeintlich verkaufsfördernder Name wie TURBONEGRO – die Band spielte zunächst mit dem Gedanken sich „Nazipenis“ zu nennen; man kann von Glück reden, dass es nicht so gekommen ist – manövrierte sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ihr holpriger Garagen-Noise, mit schmierig simplen Riffs, laut und roh, und straighten Rhythmen war nichts besonderes, austauschbar, dennoch, aufgrund dieser Kauzigkeit und Schrägheit, charmant und authentisch. Diese authentische Unauthentizität, dieses strikt unkommerzielle Moment, ist es auch, die „Hot Cars And Spent Contraceptives“ zu einem kurzweiligen und guten Album macht. Traditionell ist es windschief gebaut, enthält einige wirklich klasse Songs („Vaya Con Satan“, „Clenched Teeth“), schmeißt nur um sich mit auf einem schrägen Humor basierenden Zitaten, wobei jegliche Political Correctness komplett unter den Tisch gekehrt wird. TURBONEGRO klingen auf ihrem „schwächsten“ Album immer noch besser, als manch andere humoristische Collegeboy-Garagepunk-Möchtegern-Outfits.

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27.11.2007

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