Up In Hell - Trance

Review

Es lohnt sich wirklich, den einen oder anderen Tellerrand dann und wann geflissentlich zu ignorieren und sich auch einmal Platten zu Gemüte zu führen, die man sonst nicht mal angucken würde. UP IN HELLs Debüt „Trance“ ist so ein Teil. Vermutet hatte ich dahinter einen drögen Metalcore-Aufguss, der bestens stinklangweilig sein würde. Das war es nicht. Dann war mein erster Eindruck, es handele sich eventuell um eine drogengeschwängerte Southern-Rock- oder Stoner-Rock-Kapelle. Stimmt aber auch nicht.

Herausgestellt hat sich jetzt, nach einigen (vielen) Durchläufen der mehr als einstündigen Platte, dass UP IN HELL Kölner sind, und zwar Kölner mit einer Vorgeschichte in diversen größeren Bands. Das können wir allerdings ignorieren, denn „Trance“ ist eine andere Marschrichtung, und die heißt: Metal’n Roll. Ganz so lustig und rock’n-rollig ist die Platte aber dann auch wieder nicht (nimmt man „Mary Jane“ aus, das im Grunde purer Rockabilly ist). Die hämmernden, gnadenlos tief gestimmten Gitarren und das pumpende Drumkit machen dafür doch zu viel Druck, der Shouter kotzt sich reichlich aus und wirkt ganz schön angepisst. Zwar fließt den Jungs der Metal durchaus durch die ungewaschenen Arme, ein Faible für verrauchte, Tarantino-artige Passagen haben sie aber auch. Genauso wie für den Groove neuerer PANTERA („Boomerang“), die Stimmlage von James Hetfield in Verbindung mit NDW-Melodien („Blowin´“), den akustischen Haschgeruch alter BLACK SABBATH und indischer Folklore („Save Me“) und die Eingängigkeit moderneren Metals. Etwas schade ist, dass „Trance“ ein wenig an Emotionslosigkeit bzw. dem Eindruck derselben leidet, genauso wie an der staubtrockenen Produktion und einer gewissen „Deutschheit“, die sich durch die Platte zieht. Was ich damit meine: zur Internationalität und damit zum großen Erfolg fehlt noch ein Stück des Weges.

Trotzdem: „Trance“ ist ein recht zeitloses Album, das durchaus Aufmerksamkeit aus verschiedenen Lagern verdient, denn: was UP IN HELL mit ihrem Debüt fabriziert haben, ist die Reinkarnation des Angepisstseins früher NIRVANA, die coole Version von METALLICAs ‚Load‘, der rauchig-verschwitzte Soundtrack zu einem noch nicht gedrehten Tarantino-Streifen und gleichzeitig der Beweis, dass Metalcore und Rockabilly doch zusammen gehen. Kurzum: ein schwitziges, abgefucktes Stück Metal in matt schillernden Facetten, das zeigt, dass diese Musikrichtung vielleicht doch noch nicht tot ist. Nächstes Mal alles ein bisschen kürzer und knackiger, eine Platte von nicht 70, sondern vielleicht 45 oder 50 Minuten, und aus der Band wird noch was. Gut gemacht!

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31.01.2007

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1 Kommentar zu Up In Hell - Trance

  1. hellgore sagt:

    Gebe dem Reviewer vollstens recht. Ich ziehe nur einen Punkt mehr für die m.E. nicht nur trockene, sondern einfach schlechte Produktion ab. Ansonsten mal was Anderes und durchaus interessant.

    5/10