Watzlawick - Prologue

Review

Als Namenspatron haben sich diese jungen Italiener den berühmten Kommunikationswissenschaftler, Psychologen und Autor Paul Watzlawick ausgesucht, welcher ausserhalb Fachkreisen hauptsächlich durch sein Buch “Anleitung zum Unglücklichsein“ Berühmtheit erlangte. Da man, laut Paul W. nicht nicht-kommunizieren kann, wollen uns WATZLAWICK damit vermutlich kund tun, eher die intellektuelleren Hörer anzusprechen. Wobei es aber nicht unbedingt auf gewisse IQ-Zahlen oder angehäuftes Wissen ankommt, wenn man WATZLAWICKs Musik genießen will.

Als grobe Stilrichtung kann man, wenn man denn unbedingt möchte, “Post-Rock“ angeben, wobei damit nicht endlos treibende, sich langsam entwickelnde Riffs gemeint sind, sondern eher der schrammelige, fette Gitarrensound, die gelegentlichen Disharmonien, die Hardcore-Einsprengsel und die von zart bis hart variierenden Gesänge. TOOL und MASTODON spielen ebenso eine Rolle wie MESHUGGAH oder diverse Mike Patton-Projekte. Eine Schiene also, die nicht mehr ganz neu ist, die aber einen unglaublichen Gestaltungsspielraum lässt. Genregrenzen sind nur noch auf dem Papier vorhanden, Elektro-Einsprengsel stehen einträchtig neben Hardcore-Riffing, ein wenig Wüstenrock mit mehrstimmigen Vocals hier, Pathos, Frauengesänge und Synth-Streicher da – WATZLAWICK sind keine Kopie, sondern brennen hier ein ganz eigenes Feuerwerk ab, das es absolut in sich hat!

Lediglich an den sauberen Gesängen muss sich Frontmann Luca Cantini noch üben, hier beflecken noch ein paar ungewollt schräge Töne die ansonsten astreine Klangkulisse. Doch abgesehen davon fällt die EP nur im positiven Sinne auf. Der Sound ist zwar klar und differenziert, an den passenden Stellen aber wird dezent übersteuert, was der emotionalen Komponente der Musik nochmals einen eindringlicheren Anstrich gibt. Die Melodien und Riffs haben zu 100% Biss und bleiben hängen, auch wenn sie teilweise noch etwas zu stark an MASTODON erinnern, wie besonders im letzten Song, “Embrace“, offenkundig wird. Nicht falsch verstehen – der Song ist wohl DER Anspieltipp der Platte, denn recht viel dramatischer kann man einen Tonträger nicht beenden, aber im Anfangsteil wird man das Gefühl nicht los, hier etwas Nordamerikanisches zu hören.

Also: WATZLAWICK beweisen auf ihrer ersten Veröffentlichung, dass sie Großes leisten können, sollten sich aber noch ein wenig aus dem Schatten der Vorbilder lösen. Nicht nur Genrefans bekommen eine halbe Stunde hochklassige Musik, die einen Einstieg nicht allzu schwer macht und facettenreich und homogen zugleich wirkt.

04.02.2010

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