Zoax - Zoax

Review

ZOAX aus England sind nicht verwandt mit Elmex oder Aronal, es handelt sich ebenfalls nicht um eine komplexe Tech-Prog-Djent-Band. Und ja, der Sänger sieht aus, wie ein durchgeknallter und nicht eindeutig zurechnungsfähiger Anhalter, denn man lieber nicht am Straßenrand aufgabeln sollte. Und um alle Unklarheiten zu beseitigen, was die Engländer ZOAX auf ihrem ersten Album musikalisch liefern klingt wie poppige MANTAR, die RED HOT CHILI PEPPERS beim Singen und Klatschen in der Reha oder der Beitrag von SYSTEM OF A DOWN zum nächsten Café del Mar-Sampler. ZOAX schaffen das, was man als Idealfall bezeichnen darf: Sie bedienen sich als Altbekanntem, mischen einmal durch und erschaffen somit unterm Strich etwas Neues. Sie bleiben rauh und störrisch, sind aber im selben Moment zugänglich. Damit sichern sich die Herren die Wildcard, welche für siffige Clubs genauso eingelöst werden kann, wie für große Mainstream-Festivals.

Ungewöhnlich ist die Kürze und der Aufbau der Songs. Kurz vor der Eruption stürzt so manches unkonventionelles Songgerüst in sich zusammen, der vorgezeichnete Weg wird jäh abgebrochen und das Lied von jetzt auf gleich beendet. Gerade diese Unvollkommenheit, gepaart mit der unfassbaren Vehemenz mit der Sänger Adam Carroll sich an das Ohr des Hörers pappt, macht „Zoax“ so spannend. Die Tatsache, dass die Band so scheinbar massentauglich erscheint und dann doch im richtigen Moment den Stinkefinger auspackt und die Erwartungshaltung nicht erfüllt, das macht den Reiz aus. Die daraus entstehende Irritation steigert schlicht das Interesse an ZOAX und wenn dieses Gefühl auch nur annähernd live umgesetzt werden kann, dann ist der Sack praktisch schon fest verschnürt. Textlich lassen sich ZOAX nicht sonderlich aus, beschränken sich bei einem Großteil der Lieder auf wenige immer wiederholende Sätze und lassen die Musik sprechen, trotzdem klingen „The Bad Blood“ oder „Devil Dance“ alles andere als eindimensional.

„Roses On The Way“ zündet kurz, man sieht die Massen schon vorm inneren Auge auf dem Southside oder Rock am Ring dazu im Sonnenuntergang mit geflochtenen Blumenkränzen im Haar und sonnenverbrannten Nasen dazu springen. Trotzdem ist der Chor zu kernig und das Lied trotz aller Leichtigkeit so ernsthaft gut, dass man nicht von gefälligem Mainstream sprechen kann. Gleiches gilt für „Zuperheroez“ und „Mirrors“, das sind Songs, die wie eingefangenes Glück klingen. Wie eine schöne und ganz tief vergrabene Erinnerung, vollkommene Zufriedenheit, irgendwann mal ausgelöst durch Kleinigkeiten – ZOAX kratzen trotz aller Kürze ganz heftig an Emotionen.

Musikalisch pflügen ZOAX einmal quer durch die Neunzigerjahre, lassen den Bass funken, besinnen sich auf die Tanzbarkeit von Rock, versprühen sogar lässigen Reggae-Charme und schaffen es über die gesamte Albumlänge dem Hörer sehr nah zu kommen, ihn wirklich zu berühren. Die Musik fließt, ist ungeschliffen und hält sich an nichts, ohne mit spitzen Schreien oder verschachteltem Riffgehampel zu irritieren. Die zu erreichende Schnittmenge ist somit sehr groß und die Frage nach dem Können stellt sich erst gar nicht. So eine Bandbreite abzudecken und dazu noch Unbeschwertheit im Vordergrund zu platzieren, schafft man nur, wenn man sich absolut sicher am Instrument ist, wenn die Gruppe harmoniert und die Musik wirklich von ganz tief drinnen den Weg nach außen bahnt.ZOAX nutzen auf „Zoax“ die Gunst der Stunde und haben ihre unverfälschte Energie auf das erste Album gepackt. Lasst euch anstecken und denkt nicht darüber nach, in welches Genre diese instinktive Musik gehört. Why so serious?

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04.05.2016

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