
Der Teufel sitzt im Booking-Büro
Special
Der Festival-Sommer ist noch nicht richtig hinterm Horizont verschwunden, da rollen schon wieder die ersten Bandbestätigungen für die Saison 2026 an. Wir brauchen uns auch gar nicht darüber streiten, dass speziell größere Veranstaltungen quasi in der Pflicht stehen, für ein genreübergreifendes und vielfältiges Bühnenprogramm zu sorgen. Das Reload Festival schießt dabei aktuell den Vogel ab.
Scheiße mit Gold aufwiegen?
Schon allein die Ankündigung auf der Veranstaltungsseite liest sich dermaßen blumig, dass ich um 8 Uhr morgens zur Cowboy-Schorle greifen könnte. Da ist die Rede von „Zwischen hämmernden Gitarren und wütenden Drums bringen sie ihre Boom-Boom-Boom-Boom-Beats in die Moshpits …“ und dass das Reload Festival „um eine ungewohnte, aber willkommene Facette reicher“ wird. Um welche Combo geht es eigentlich? Keine Geringere (was nur schwer möglich ist) als die VENGABOYS mit ihrem 90er-Eurodance-Gekasper.
Intoleranz ist geil!
Ja, ja. Ich weiß, was ihr jetzt denkt: „Der Bursche schreit sonst immer nach mehr Toleranz und Offenheit und jetzt regt er sich über ein paar harmlose Holländer:innen auf, die er sich ja nicht anschauen muss.“ Sicher ist, dass ich mir die VENGABOYS nicht anschauen würde. Nicht, weil die Band ihr Handwerk nicht versteht, das tut sie in gewisser Weise bestimmt. Aber während sich ehrliche und hart arbeitende Musikschaffende Abend für Abend im Proberaum abrackern, um auch einmal vor größerem Publikum aufzutreten, reicht es offenbar nicht, wenn diese Band auf Mallorca oder Ibiza ihre eigentliche Zielgruppe bei Laune hält. Außerdem will ich verdammt sein, wenn ich mir Acts anschaue, die ich nicht mag.
Schlager, Volksmusik und kein Platz für Nachwuchs …
Wenn es um deplatziertes Booking geht, sind die VENGABOYS natürlich nicht die einzigen und schon gar nicht ersten ihrer Art. Eigentlich kräuseln sich meine Nasenhaare bereits zu Korkenzieherlöckchen, wenn die örtliche Blasmusik oder Feuerwehrkapelle ein Festival eröffnet. Mal ehrlich: Wer hört zuhause ernsthaft Marschmusik oder Heimatklänge? Lange Zeit bin ich schier wahnsinnig geworden, wenn ich beobachten musste, wie sich hunderte, mit Klobürsten bewaffnet und in unterirdische Einhornkostüme geschlüpft, zu GUTALAX ertüchtigten. Wie viele Menschen wohl im Besitz der Diskografie der Tschechen sind?
Schlimm wurde es für mein Seelchen, als HEINO und später dann auch BLÜMCHEN das Wacken Open Air bespielen durften und unzählige Menschen sie abgefeiert haben. Erstgenannter trat 2013 zusammen mit RAMMSTEIN auf und letztgenannte kam als Gast von LORD OF THE LOST auf die Bühne, was sich wenigstens der künstlerischen Freiheit der Bands zuschreiben lässt.
Wenn die Kasse klingelt …
Es wäre eigentlich tröstlich, wenn ich dem Bookingwahnsinn die Geldgier der Veranstaltenden vor den Karren spannen könnte. Aber werden wirklich mehr Tickets abgesetzt, nur weil im Nachmittagsslot ein unpassender Act spielt, über den sich – machen wir uns nichts vor – die meisten zahlenden Besucher:innen schlapp lachen? Vermeintliche Lücken im Line-up ließen sich anders schließen. Da fragt sich manch Konservativ-Metaller:in: „Wo kämen wir denn hin, wenn die unheiligen Äcker des Metal plötzlich von Menschen bevölkert werden, die Glitzer statt Corpsepaint im Gesicht oder Blumenkränze im Haar statt umgedrehten Kreuzen um den Hals tragen?“
Vielleicht liegt es aber auch an dem unstillbaren Durst, anders sein zu müssen. Youtuber:innen, Influencer:innen und die Vanlifer:innen von nebenan führen uns ja tagtäglich an der Nase herum. Oder wie es ein kleiner, grüner Jedimeister sagen würde: „Individualisten ihr sein müsst.“
Wenn dieses Gehabe allerdings auf eine größere Organisation wie ein Musikfestival abfärbt, wackelt der Schwanz mit dem Hund. Nebenbei bemerkt, unterscheiden wir uns nicht mehr voneinander, wenn wir uns alle auf die gleiche Art und Weise voneinander unterscheiden.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Und weil ich mich gerade so schön in Rage schreibe, verliere ich gleich noch ein paar Sätze zu den KASSIERERN. Warum wird diese unsägliche Pseudo-Combo immer wieder damit beauftragt, mir durch schlechte Songs, fehlende Kenntnis an den Instrumenten und einen superpeinlichen Frontmann auf die Nerven zu gehen? Legendenstatus hin, Legendenstatus her. Wer ruft den eigentlich aus? Die fehlende Kompetenz ist vielleicht legendär, aber ansonsten stellen Bands wie die KASSIERER nichts anderes dar als einen Schlag in die Gesichter vieler talentierter Musiker:innen, die sich danach mit einem feuerroten Abdruck aller fünf Finger als Brandmahl der Hoffnungslosigkeit zeigen oder für immer ein Dasein in den dunkelsten Ecken des Underground fristen müssen. Da bekomme ich einen Hals, so dick wie ein Oberschenkel.
Im Grunde spricht aus mir ein verbitterter, alter Mann, der es nicht ertragen will, dass seiner Passion, die er im Heavy Metal gefunden hat, Unrecht getan wird. Wenn sich wider Erwarten Fans der VENGABOYS, HEINO und Co. auf diese Seite verlaufen und ihnen beim Lesen die Zornesröte im Gesicht aufsteigt, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Ich will niemanden aufgrund des Musikgeschmacks diskreditieren. Wenn ich diese und ähnliche Acts im Billing eines nicht genre-übergreifenden Festivals sehe, habe ich aber eigentlich mehr Fragen als eine Meinung …
Von daher werfe ich vielleicht doch alle Zweifel über Bord und skandiere laut: „Make Some Noise For The VENGABOYS“!
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Oliver Di Iorio




























Was tut ihr eigentlich so für den Nachwuchs? Bands großer Labels kassieren bei euch nahezu durchgehend hohe Wertungen und um nicht den Eindruck zu erwecken, dass das nicht aufgrund von Werbepartnerschaften passiere, finden sich zwischen den Zeilen immer wieder Reviews deutlich „kleinerer“ Künstler, die teils mit „Kurz notiert“ abgeschmackt werden oder teils mit fadenscheinigen Begründungen niedrige Wertungen erhalten, damit man sich bei Metal.de jeglicher Vorwürfe selbst entlasten kann.
Es ist derweil vollkommen richtig, u.a. Bookingagenturen und gewisse Strukturen hinter den Kulissen zu hinterfragen, aber ihr spielt in diesem Affenzirkus doch genauso mit. Bei euren Signing Sessions am Summer Breeze z.B. habe ich noch keine sog. Nachwuchsband gesehen, da sieht man zu mind. 95% das Who-is-who der Metalszene, was ja auch logisch ist, weil sonst weniger Leute kämen und der Veranstalter irgendwann die Frage aufwerfen würde, ob der Platz für euren Booth nicht eventuell doch verschwendet sein könnte.
Der Kunde will, der Kunde kriegt.
Und Blasmusik ist der Inbegriff handgemachter Musik und Tradition und ist als Eröffnung für ein Festival doch eine nette Geste einer Kapelle, bei der bisweilen zwanzig Menschen auf der Bühne stehen und wahrscheinlich insgesamt sogar noch das bessere Publikum abbekommt als auf gängigen Volksfesten.
Die großen Festivals darf man vermutlich nicht mehr als größeres Musikkonzert ansehen, sondern als Show- und Entertainmentprogramm. Und da mögen die Vengaboys ja bestens reinpassen.
Deswegen dann auch kleine Festivals mit kleineren Bands unterstützen, wenn ich das Billing vom Reload so anschauen, sind die Vengaboys noch das kleinste Übel.
Für dieses Mimimi eines traurigen Gatekeepers gibt es von mir 8/10 Punkte auf der Watutinki-Skala. 😉
Sorry, der musste hier sein, denn was erwartest Du auf solchen Festivals?
Wenn die Bands nicht von der Bühne gepfiffen werden, haben die Booker alles richtig gemacht und es war immer schon so, dass kleine Bands, Newcomer Bands erst einmal ganz klein anfangen und nicht auf großen Festivals auftreten. Man musste sich auch vor 30, 40 und mehr Jahren seine Sporen erst einmal verdienen und vom Jugendzentrum über kleine Clubs zu etwas größeren Clubs und dann über erste Support Gigs lernen und sich eine Basis erarbeiten. Wenn das dann mal lief, dann wurden die Konzerte, die Touren und die Bands, für die man im Vorprogramm spielte, langsam größer.
Auf großen Festivals gab es nie völlige No-Names direkt aus dem Probenraum. Höchstens, wenn es im Vorlauf oder an Vormittagen eine klitzekleine Nebenstage für irgendwelche Bands gab, die einen kurzen Auftritt gewonnen haben.
Wenn du Newcomer oder Undergroundbands supporten willst, dann geh in Clubs, geh auf Newcomer Festivals, kauf deren Merch (wenn sie schon eins haben) und deren Musik, aber winsle nicht rum, wenn auf großen Festivals Deine Kumpels aus der Schule oder dem JUZ nicht am Samstagnachmittag auf ner großen Bühne stehen dürfen, um den wahren und einzig echten Metal zu zelebrieren und damit zu retten.
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, aber das sind eben Ausnahmen.
P.S.
Es ist schon traurig, dass manche Gatekeeper so eingleisig (ich will nicht sagen beschränkt) sind und sich scheinbar nicht einmal vorstellen können, das es Menschen, auch Metalheads gibt, deren musikalischer Horizont weit über die trve Lehre hinausgeht.
Der Trend zwischen den Metalbands noch Kirmesmusik einzubauen wird von den Besuchern doch seit jeher selbst schon offeriert. Ich kann mich an BM Festivals Mitte bis Ende der 2000er erinnern, wo neben diverser Rechtsrockscheiße eben auch Lady Gaga und Co die ganze Nacht durchgelaufen ist. Manche finden das halt lustig und Humor ist ja immer so eine Sache, jedenfalls hat das Festival es geschafft, damit im Gespräch zu sein. Auch hier wieder „Ziel erreicht“.
Muss man Angst haben, dass der Metal stirbt? Sicher nicht. Abseits dieser Bühnen gibt es genug, was man feiern kann. Es wurden schließlich oft genug Parks und Ringe mit HipHop Bands gerockt, dass da mal was auf ein Metalfestival schwappt, ist doch nur natürlich. Am Ende heißt es halt einfach Kopf aus und Party und wenn man die Kommentare bei Insta und co anschaut, ist es genau das, was die Kunden wollen.
Was der Rant am Ende über die Kassierer sein soll, verstehe ich letztlich dann aber gar nicht…
Morjen morjen,
ehrlich gesagt kann ich den Artikel innnerlich sehr gut nachvollziehen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und würde gerne mal wissen wer eigentlich die Unsitte erfunden hat, daß wenn man auf ein Konzert geht erstmal stundenlang rumstehen muß und eine Vorband anhören muß und den Auf- und Abbau abwarten muß, bevor man endlich die Band sehen kann, für die man bezahlt hat?
Ich rege mich da ja nicht nur bei Festivals auf – daß man endlos viel Zeug ertragen muß, daß einem gar nicht interessiert –
nur, daher bin ich noch nie so so was hingegangen und werde es auch nicht tun , mir hängt es auch meilenweit zum Hals heraus, daß man sich immer Vorbands anschauen muß – die mich in 99% der Fälle nicht interessieren und NULL zur Musik der Hauptband passen!
Eigentlich kann ich mich nur an eine Vorband erinnern in all den Jahrzehnten, die für mich total paßte und die ich gerne hörte, das war 1986 als Keel für die Dio Sacred Heart Tour eröffnete.
Ansonsten war ich immer optimal genervt, zerquetscht und körperlich fertig, bis die Hauptacts endlich auf die Bretter kamen- noch dazu hundemüde in den 80ern, denn da wurde es schnell 22 Uhr, bis es endlich losging – das entnervte mich derart – daß ich von 1996 bis 2007 auf gar kein Konzert mehr gegangen bin.
Ist in den Kinos doch derselbe Mist, ich zahle für einen Film und soll mir dann bitteschön Werbung ansehen, die sich über eine halbe Stunde streckt? Auch das nervte mich derart, daß ich in den 90ern letztlich mein eigenes Kino einrichtete und mich seitdem höchstens eine Handvoll Mal noch ein Kinobetreiber zu Gesicht bekam, wenn ich ein Release so gar nicht abwarten konnte .
Es gab sowohl Konzerte als auch Filme, da bin ich schlichtweg wieder gegangen bevor es losging, weil ich einfach maximal genervt war. Und es gab Konzerte und Filme, da verpaßte ich den Anfang, weil ich von vornherein später anreiste, um nicht stundenlang rumstehen zu müssen mit geschwollenen Beinen und kaputten Kreuz.
Auch ganz schlimm fand ich es in den 80ern – da fingen die alle viel später an zu spielen, als angekündigt, besonders in den kleinen Clubs – da bin ich abends zum 8 Uhr Konzert von Tush – und die Clubbetreiber wollten erstmal die Bude voll haben- was man mir erklärte, wenn ich nachfragte, und so richtig was los ist ja erst ab 22 Uhr – und die Band mußte dann warten, bis es so weit ist und dann anfangen zu spielen mitten in der Nacht.
Würde ich mich auf ein Festival quälen um diese oder jene Band zu erleben, und man würde mir ne Tanzband oder Blaskapelle vorsetzen – wäre ich das letzte Mal dort und gleich wieder weg.
Ich lobe mir da Bands wie Dream Theater, die sind sogar schon ganz ohne Vorband getourt und spielten dann einfach selber 3 Stunden am Stück, das ist Fanbedienung.
Besonders grausig fand ich 1983 Michael Schenker im Vorprogramm von Iron Maiden – ich konnte damals mit der Musik gar nichts anfangen, heute höre ich es gerne. Bis der von der Bühne war, wurde ich halbtot gequetscht, war klatschnaß und bekam hinterher 3 Wochen die Grippe, zumal das im November oder Dezember war und draußen Schnee lag und wir ellenlang zum Auto durch die Kälte mußten.
Auch ganz fürchterlich empfand ich Exodus als Opener für Accept – ich glaube auf der Metal Heart Tour in den 80ern.
So manchen Veranstalter sollte man mal dazuu zwingen sich selbst in die Meute zu stellen und das über sich ergehen zu lassen, am besten, wie in den frühen 80ern, ohne Ohrenschutz.
Bis der Hauptact gekommen ist, hatte man in der Regel schon Tinnitus und konnte nicht mehr.
Ein Freund von mir mußte direkt nach Schenker/Maiden 1983 mit schweren Tinnitus und einem Ohr sogar ganz taub – ins Krankenhaus. Der fiel wochenlang in der Schule aus und konnte nie wieder richtig hören.
Außer Watte hatten wir da nix für die Ohren!
Also, ich kann den Artikel verstehen – aus mannigfaltigen Gründen !
Ich kann den Ärger um ehrlich zu sein nachvollziehen. Ist auch ein Grund warum ich Festivals mittlerweile auch so gut wie nicht mehr in Betracht ziehe wenn sie eine bestimmte Größe erreichen.
Das Booking unpassenden Babds im Vorprogramm mancher ist mir auch schon extrem aufgefallen. Da gab es bisher bei dem was ich schon erlebt habe so, ich sag mal kleinere Schnitzer, wie die Brothers of Metal vor Lordi oder echte Klogriffe wie Lord of the Lost vor Iron Maiden. Ich denke da liegt aber viel auch bei den Konsumenten im Argen. Viele Bands denen ich folge und die eine gewissen Größe erreicht haben, sind oft Monate im Vorfeld fast komplett ausverkauft, bei steigenden Ticketpreisen, die oft finde ich nicht gerechtfertigt sind was aber ein anderes Thema ist und kaufen dann vor Ort Merch, Getränke und Co. Ich denke das Rechnet sich für die Veranstalter extrem, während Bands, je kleiner das Konzert wird, immer weniger bekommen oder im schlimmstenfall gar nichts. Letzten Endes zählt für die am anderen Ende vor allem die Kohle die dabei rum kommt, die Künstler und die Fans sind egal. Bei den aktuellen Ticketpreisen habe ich ohnehin angefangen sehr stark zu selektieren was ich mir wann anschaue, zu wem ich fahre und ob es mir das wert ist. Und gerade die Megaverandtaltungen ziehen die Leute, egal wie lieblos das mittlerweile größtenteils ist.
Das ist mit Abstand der schlimmste Kommentar, den ich hier seit langem gelesen habe. Mehr Boomer-Kartoffel geht nicht. Am besten wäre es wohl, wenn niemals eine Support Band mehr irgendwo spielt, damit niemand mehr Rückenschmerzen bekommt.
Ich war vor 10 Jahren zum letzten Mal auf einem Festival. Nicht, weich ich mittlerweile zu alt dafür wäre, ich hatte nur irgendwie keine Lust mehr. Das lag nicht daran, dass dort irgendwelche Acts aufgetreten sind, die nicht ins Billing gepasst hätten – um die hätte ich ja einen Bogen machen können. Zwingt mich doch keiner, mir das anzusehen bzw. -hören. Okay, das mit den Vengaboys ist schon, äh, exotisch, um es diplomatisch zu formulieren. Da ist der Veranstalter trotz Party-Publikum vielleicht übers Ziel hinausgeschossen. Vielleicht aber auch nicht – und wenn es funktioniert, macht es womöglich Schule und beim Party.San treten schon bald Aqua auf, um „Barbie Girl“ zu schmettern. Weiß man nicht.
Ein großer Konzertgänger bin ich übrigens auch nicht mehr. Seit 2019 habe ich lange Zeit kein Konzert besucht, erst in diesem Jahr war ich hier bei mir in der Gegend bei „einer Band aus meiner Jugend“, den H-Blockx. Und siehe da: Es war ein guter Auftritt, aber die Vorband war besser. So was kommt dann eben auch mal vor.
„Letzten Endes zählt für die am anderen Ende vor allem die Kohle die dabei rum kommt“
Natürlich zählt am Ende die Kohle, denn nicht nur die Bands und deren Roadies wollen bezahlt werden, auch die Veranstalter und vor allem die Locations und die dort beschäftigten Veranstaltungstechniker wollen bezahlt werden, weil sie von ihrem Job leben und ihre Familien ernähren müssen.
Es wird leider immer übersehen, wie viele Menschen da im Hintergrund arbeiten und eben von dieser Arbeit leben müssen.
Die Veranstaltungsbranche ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland, wie zu Corona bekannt wurde, als es eben für diesen riesigen Wirtschaftszweig ganz dunkel wurde.
Sich auf der einen Seite beklagen, dass jungen/neuen/noch nicht so große Bands keine Bühne geboten wird, weil „genrefremde Bands“ gebookt werden, auf der anderen Seite über Support Acts zu jammern, hat fast schon etwas Schizophrenes.
Ähnlich lustig wie der Wunsch, dass die großen unangepassten und rebellischen (so will man sie doch) Rocker pünktlich und zu familientauglichen Uhrzeiten auftreten.
Manchen kann man eigentlich nur raten zuhause zu bleiben und sich seine Musik dort anzuhören, dann besteht nicht Gefahr, dass man mit Musik in Kontakt kommt, die einem nicht gefällt. Auch entgeht man der Gefahr, dass die Musiker nicht alles so spielen wie auf dem Album und pünktlich anfangen bzw. enden wird zuhause auch alles.
Bei manchen Gatekeepern drängt sich mir der Gedanke auf, ob da überhaupt Interesse an Musik vorhanden ist, oder ob es ihnen nicht nur um irgendetwas drumherum geht. So nach dem Motto >Ich gehe ausschließlich auf Underground Black Metal Gigs, weil es dort noch trve ist. Die Musik interessiert mich dabei nur am Rande. Hauptsache es wird nur Trve Old School gespielt.<
Also die Kritik am Booking der Vengaboys kann ich durchaus nachvollziehen. Partiell auch für Kritik an den Kassierern, wobei das halt Geschmackssache ist. Kenne durchaus Leute, die das feiern.
Was ich aber definitiv nicht nachvollziehen kann ist Werners Kritik an Vorbands. Mal ganz ehrlich, es wäre richtig traurig, wenn es Vorbands nicht gäbe. Bin häufig auf Konzerten gewesen und hatte danach eine neue Band im Regal. Ebenso gehe ich häufig auch auf Konzerte, nur um die Vorband zu sehen, ohne Interesse am Main act zu haben.
Und das es in den 80ern laut war ist klar, aber dass es nix für die Ohren gab ist schlicht falsch. Schließlich verrät mir ein Blick auf die Wikipedia Seite von Ohropax, dass die Firma 1907 gegründet wurde.
Ich kann Oliver gut verstehen und frage mich, warum wir überhaupt über Bands wie die Vengaboys auf nem Metalfestival diskutieren müssen, wer hier nur ne kleine lustige Idee der Veranstalter erkennen mag wird sich künftig fragen müssen, wann genau das wohl alles angefangen hat mit den Plastik-Radiohit-Kapellen aufm Festival, dort, wo einst nur Metal gespielt wurde; mal soft, mal knallhart, mal albern, mal stockfinster und peinlich, mal klassisch oder modern..egal….aber immer Metal.
So steht es geschrieben: Metal findet aufm Metalfestival statt 😀
Wie auch immer, man geht hin oder lässt es bleiben, und um so mehr Metalfans es unterlassen tausend Euro oder mehr an einem Wochenende zu verjubeln mit den Vengaboys im Billing, desto mehr Ballermann-Enthusiasten werden sich einfinden und eben noch das Maiden-Shirt (oder irgendwas in dieser Richtung…) überstreifen… weil….Metal und so… und feiern wie auf der Sonneninsel
Angebot und Nachfrage
Abschliessend das hier; Kurt Götz schrieb einst: „wer in einem gewissen Alter nicht merkt, das er in der Hauptsache von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht“
Klar, wer nicht trve ist und wessen musikalischer Horizont nicht enger als der eines Einäugigen mit grauem Star ist, ist ein Idiot.
Sorry, holgi, wie alt bist Du? 15, 14?
@hansi
ich fürchte du hast mich missverstanden, daher mein zweiter Versuch:
vorweg; (ich selber bin Musiker und das seit 40 Jahren)
…mein musikalischer Horizont reicht von Klassik bis Noisecore, er geht dabei locker über Popmusik, Punk, Rock N Roll, Blues, Soul, Jazz, Funk, HipHop bis hin zu Metal aller Spielarten. (ich selber bin Musiker und das seit 40 Jahren)
will ich all das aufm Metalfestival sehen/hören? nein, warum? weil ein jedes Genre eine eigene Seele besitzt, Metal als auch Punk oder Düsterrock gefallen sich idR düster und unheimlich, Jazz gerne mal hochtechnisch und elitär/verkopft, Pop eher lebensfroh und Schlager eindeutig feierlaunig, ein Festival selber bildet einen thematischen Rahmen, und Bands passen dann in diesen oder auch nicht, ist der Rahmen durchlässig muss das Publikum mitziehen, die einen können/wollen das, die anderen nicht, man geht hin oder lässt es…
man sagt; „wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht“, kann man so sehen, ich sage eher; „alles hat seine Zeit“
es spricht nichts gegen Grenzen einreissen und den Horizont erweitern, es spricht dagegen einiges gegen alles verwässern um so viel wie möglich zu erwirtschaften im Rahmen eines Musik-Festivals
Metal ist immer noch ein Genre „am Rand“, auch wenn es längst nicht mehr so ist wie es vor 40 Jahren war und der Kommerz im erfolgreichen Metal verlässlich Hochstand feiert, sind die meisten Bands im Genre als auch ihre Fans „speziell“, und das ist gut so da genau das ein Genre wie Metal, welches sich stilistisch durchaus extrem breit aufstellt, am Leben behält, oder fordert sich uU auch zu hinterfragen und Kontroversen auszufechten wenn es um „den heiligen metallischen Gral geht“ 😀
früher kämpfte man zB über Synthis im Metal oder nicht, Haarspray oder nicht, wir alle kennen das Gezänk
wenn man ein ganzes Leben im Genre verbringt, mitmischt, leidet und feiert, zweifelt und euphorisiert wird, ist man mehr als nur Konsument, und ist man mehr als ein Konsument, ist das genre auch mehr als nur die Summe aller Teile
kurzum: wer hier mit Abscheu die Vengaboys aufm Festival zur Kenntnis nimmt muss mMn nicht erklären warum, ich möchte wissen warum diese dort sein sollen, und ich möchte wissen warum aufm Metalfestival
Vengaboys haben mit Metal nix zu tun, ich finde den Fehler, wer nicht sucht, nicht
fast vergessen:
mein Spruch von Kurt Götz zielte in jene Ecke, in der alles egal, alles gleich gut/schlecht, launig/missmutig/euphorisch abgehalten wird, wo nichts reizt, nichts untergeht, alles immer irgendwie okay ist und keine Kunst das Gemüt befeuert, dort, wo man stumpf vor sich hin summt und mitschwingt, wo man unter sich und zugleich unter vielen ist und sich Kontroversen in Wohlgefallen auflösen
in meiner Welt sind Ecken und Kanten Pflicht, und wer daran hobelt egalisiert uU bis hin zur Bedeutungslosigkeit
Ich schreibe sonst nie – lese immer nur mit -, aber jetzt habe ich doch das Bedürfnis, etwas zu schreiben.
Ich finde die Vengaboys ebenfalls unpassend. Aber nicht per es, weil es kein Metal wäre, sondern, weil es ganz allgemeine eine Party-/Stimmung-/Gute Laune-Kapelle ist.
Bei mir ist es so: Ich gehe seit langem auf keine Festivals mehr. Unter anderem wegen vieler Dinge, die Werner erklärte. Ich raffe es mal knapp zusammen: Viel zu lange Wartezeiten bei allem, wo man anstehen muss; zu viele Bands, die mir egal sind, oder teilweise gar missfallen; alles, einfach alles dort kostet Geld, (zu) viel Geld; aber vor allem ist es dieses Happy-Party-Time-Gedöns drumherum. Natürlich gehe ich nicht auf Festivals (oder Konzerte generell), um schlechte Laune zu haben oder welche zu bekommen. Ich blicke zwar vor allem in Richtung Wacken, aber mich nervt, dass immer mehr Festivals den Charakter eines „Für alle ist was dabei“-Kindergeburtstags haben. Blaskapellen, Mambo-Kurt, durch Schlamm robben, saufen, saufen, saufen und dann besoffen „SLÄÄÄIIJAAAAAAAAA“ und „MÄTÄÄÄÄÄLLL“ schreien, und was da nicht noch alles so abgeht. Wie erwähnt, ich kratze hier nur an der Oberfläche. Wem’s gefällt, gern. Ich sagen niemandem, wie man Spaß zu haben hat, oder einen Alltagsausgleich zu schaffen hätte. Aber es ist absolut nicht MEIN Fall, so zu feiern.
Ich habe nichts gegen Blaskapellen und Mambo-Kurt – oder die Vengaboys. Aber ich kein rein gar nichts mit diesem Karnevalsanstrich anfangen. Ich meine, was passiert, wenn die Vengaboys auftreten und performen: Einige werden dabei schön, und das bei im Schnitt 1,5 bis 2 Promille „Boom, boom, boom, boom“ mitjohlen. Nochmal: Alle sollen Spaß haben, wie sie es für richtig halten. Und auch soll ein Festival oder Konzert Spaß machen. Mal soll gern seine Kutte aus dem Schrank holen, mitsingen, Luftgitarre und -schlagzeug spielen. Und das gern auch mit nem Bierchen in der Hand. Aber mir wird es oft einfach ZU ausgelassen. Von diversen Begegnungen mit einigen, die „nicht mehr ganz alleine“ waren, will erst gar nicht anfangen, aber diese Begegnungen waren mindestens nervig, wenn nicht gar auf verschiedene Weisen wirklich übergriffig.
Kurzum: Ich habe nichts gegen Pop, Techno, Rap und was sonst, manches höre ich selbst ganz gern. Aber wenn die Vengaboys da auftreten, weiss ich jetzt schon, wie das ablaufen wird. Und natürlich werden sie für genau sowas gebucht.
Ich persönlich steht rein gar nicht auf die brutale Lautstärke der PA, und – abgesehen Jubeln, wenn der Lieblingssong angestimmt wird, vom Mitsingen oder Reinrufen, welcher Song als nächster kommen soll und dergleichen -, auch die sehr alkoholgetränkte Laustärke mancher Besucher/innen bei allem, was sie tun; es sei denn, sie schlafen. Die Vengaboys werden das also eher noch unterstützen. Das ist eine Partysause, die genau dafür gebucht wurde.
Aber genau diese und andere Dinge sind für mich ein Grund, nicht mehr auf Festivals zu gehen und nur noch auf ausgesuchte Konzerte. Wie neulich Testament, Obituary, Nervosa und Destruction – zugegeben, die PA war mir auch da zu laut. Aber drei Bands, die genau mein Ding sind, und die vierte geht auch in Ordnung (Destruction – jaja, schimpft ruhig, hehe), preislich in Ordnung, jo, das passte mir. Kein Schlamm, keine Partyanheizer/innen, keine Daueranstehen, keine ewige Anreise mit Platzanweisern, blablabla. Ich habs da gern eher simpel: Tickets kaufen, hinfahren, ankommen, Ohrenstöpsel zücken, reingehen, nach 3-6 Stunden Ohrenstöpsel wieder raus, vielleicht mit netten Leuten noch eben was quasseln und dann heimfahren. Mir wären im Zweifel 200 Leute im großen Saal sogar lieber als 2000 in der Konzerthalle. Ich mags eben gern, auch, wenn das spießig oder langweilig klingen mag, etwas weniger partyhaft. Ich will ein paar geile Songs hören, mitsingen, die Luftgitarre rausholen, die Haare vor- und zurückschmeissen und dann wurde ich bedient. Dankeschön, tschüß.
Darum wäre auch ich gegen die Vengaboys auf so einem Festival. Andererseits gibts da eh schon ein derartiges Rahmenangebot, dass die den Kohl nicht im Mindesten fett machten. Party schön und gut, aber nicht so, dass Karneval und/oder Erwachsenen-Kindergeburtstag vorkämen.
Insofern: Wenn schon keine Vengaboys, dann bitte auch das andere Drumherum nicht. ODER man akzeptiert das, oder will es sogar, aber dann sollte man sich über die Vengaboys bitte nicht echauffieren, denn wo ist zu denen denn der Unterschied zu sovielen anderen Dingen, die man vor Ort noch serviert bekommt? Da kann man dann genauso gut Techno und Dancefloor hören, um danach zur True-Metal-Stage zu gehen, oder im Schlamm zu baden… Selbst, wenn man es nicht tut, und da NUR wegen der Live-Metalmusik hingeht, angeboten wird es trotzdem. Welchen Unterschied machen da die Vengaboys? 🙂
Schönen Abend…
Puh, hätte nicht gedacht, dass das Thema solche Wellen schlägt, als ich den Artikel zum ersten Mal gelesen habe. Ich habe nichts gegen Genre-fremde Bands um eine Veranstaltung ein bisschen aufzulockern aber Vengaboys auf einem Metal-Festival? Ne, wirklich nicht. Aber auf solche Veranstaltungen gehe ich halt dann einfach nicht. Am Ende regelt ja doch auch alles immer irgendwo der Markt. Was mich auch zu dem längeren letzten Kommentar führt.
@Genervter Leser: Gut gemeinter Tipp auch wenn ich dir da wahrscheinlich nichts Neues erzähle: Vielleicht solltest du deinen Blick was Festivals angeht mal etwas von den großen Veranstaltungen wie Wacken weg lenken. Gerade Festivals, die in ihrer Ausrichtung etwas spezialisierter sind ziehen auch weniger Eventpublikum an. Klar, ganz wirst du um nervige Besoffene nicht herumkommen auf solchen Veranstaltungen aber das ist ja kein Metal-/Musik-Festival-only Problem. Zumindest glaube ich nicht, dass es sowas wie Vengaboys auf einem Party.san geben wird. Gerade in Deutschland hat man hier doch mehr als genug Auswahl. Muss dann am Ende aber natürlich auch immer alles zum eigenen Geschmack passen.
Ich meide schon seit 10 Jahren die großen Festivals
1. zu Voll
2. Scheiß LineUps
3. viel zu teuer
Wenn ich im Billing schon sehe, dass die Vengaboys oder Blümchen oder auch (mein Favorit!) Lord of The Lost sehe, dann kaufe ich niemals eine Karte geschweige denn fahr ich dort hin…
Das sagt eigentlich auch schon alles über die Veranstaltung und dem entsprechenden Publikum aus.
Die brauchen mich nicht , ich die nicht und gut ist!