The Hellacopters - Head Off

Review

Zwei Jahre nach GLUECIFER werden nun auch THE HELLACOPTERS das Zeitliche segnen. Nach dreizehn Jahren und sieben mehr als grandiosen Platten heißt es nun Abschied nehmen. Danke. Amen. Aus. Und vorbei. Ein leiser Abgang ist nicht geplant und der Albumtitel suggeriert schon, dass sie kurz und schmerzlos, doch mit einem Arschtritt abtreten wollen: Ihr neues Album „Head Off“ liefert nochmals ausreichend Sprengstoff, um sich noch lange an die Schweden zu erinnern.

Während manche Bands ihr Haltbarkeitsdatum missachten und überschreiten, verabschieden sich die Pioniere und etabliertesten Exporte des skandinavischen Rock mit einem lauten Knall. Zugegeben, so laut wie zu ihren „Supershitty“-Tagen, als sie noch einen mit Rotz und Diesel betriebenen Schwertonner nach dem anderen auf die Straße des Rock wuchteten, ist dieser nicht mehr. Mit dem Alter sind sie ruhiger geworden, den Rotz haben sie abgewischt, die speckigen Jeans gegen adrette Stoffhosen eingetauscht. „Rock’n’Roll Is Dead“ klang schon arg geglättet, Kanten und Wildheit waren genommen. Der Unterschied von Pop und Rock’n’Roll eben. Mehr Pop hätten viele Fans vermutlich nicht verkraftet bzw. akzeptiert. „Head Off“ ist nun die Essenz einer Band, die ihr Ziel erreicht hat: Schwindelig machende Riffs, wilde Ritte auf verzerrten Gitarren, soulige Background-Vocals und swingend zackige Melodien ohne Schnörkel. Ein letztes Mal zeigen sie, wofür die Band über all die Jahre geliebt wurde.

Dabei stammt kein einziges Stück aus der Feder eines HELLACOPTERS-Mitgliedes. Stattdessen präsentiert uns die Band zwölf Songs (13 auf der limitierten Erstauflage) von Interpreten, die allesamt zu ihren Freunden zählen oder mit denen sie sich einen Tourbus geteilt haben, darunter THE HUMPERS, THE GAZA-STRIPPERS und THE PEEPSHOWS. Als eigentliches Cover konnte ich nach mehreren Durchläufen nur „Veronica Lake“ von den NEW BOMB TURKS identifizieren. Aber Ähnlichkeiten bei Riffs und Leads finden sich häufig. Es klingt auch alles viel zu stimmig, als dass man hinter „Head Off “ eine komplette Cover-Platte vermuten würde. Der rote Faden dieses Albums ist das Stringente ihrer gesamten Karriere! Nie verschwiegen sie ihre (mehr als offensichtlichen) Einflüsse, nie machten sie einen großen Hehl aus ihrer Bewunderung für Bands wie STATUS QUO und KISS. Nun vergreifen sie sich eben an eher unbekannten Songs und es fällt nicht mal großartig auf. Das mag schon etwas heißen. Die ersten, gleich mitreißenden Sekunden vom Opener „Electrocute“ (im Original von den DEMONS) geben die Marschrichtung vor, ein sprudelndes Riff mit Schlaghosen, Achselschweiß und ausladender Sonnenbrille, der Groove klingt unnachahmlich nach HELLACOPTERS und ist doch geklaut. Für einen respektablen 70er-Hits-Nachschub ist gesorgt: „No Salvation“ von den TURPENTINES könnte von „By The Grace Of God“ stammen, „In The Sign Of The Octopus“ (THE ROBOTS) strotzt nur so vor Pathos und Tastenkleister und das bereits genannte „Veronica Lake“, schon als Single bestens bekannt, gewinnt hier an Tiefe und Reife.

Mit diesen Covern formulieren THE HELLACOPTERS ihren Rock-Entwurf noch weit radikaler aus, als sie es mit ihren eigenen Stücken getan haben. Auf diesen Schlussakt können sie mehr als stolz sein – viele Bands gelingt dieser Absprung nicht, wissen nicht, wann man es lieber lassen sollte, Halbgares zu veröffentlichen. Dieser ist komisch zwar, aber konsequent. Und auch eine Möglichkeit, den Rock’n’Roll zu retten.

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10.05.2008

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