Porcupine Tree
Kings Of Prog

Konzertbericht

Billing: Porcupine Tree
Konzert vom 06.11.2022 | Rudolf-Weber-Arena, Oberhausen

„Vor 12 Jahren waren wir das letzte Mal in Deutschland. Für diese lange Zeit möchte ich mich im Namen der Band entschuldigen“, verlautet PORCUPINE TREE-Frontmann Steven Wilson nach dem heutigen Eröffnungssong „Blackest Eyes“. Wie genau die Entschuldigung aussieht, formuliert er kurz darauf aus. Die Prog-Band spielt heute ein Set von satten drei Stunden, inklusive einer 20-minütigen Verschnaufpause nach den ersten zehn von insgesamt 20 Songs.

Die volle Dosis „Closure/Continuation“

Im Mittelpunkt der ersten Hälfte steht das aktuelle Album „Closure/Continuation“, das die Band heute in Gänze spielt. Die oft ausladenden Songs der Platte funktionieren live noch besser als im Albumkontext. Bei „Of The New Day“ vermasseln PORCUPINE TREE den Einsatz und müssen erneut anfangen. Es ist der einzige Fehler in einer ansonsten musikalisch perfekten Darbietung. Dass selbst solchen Übermusikern so etwas passiert, lässt die Performance noch menschlicher und sympathischer wirken als Wilsons oft humorvolle Ansagen.

Trotz aller Qualität des neuen, laut Wilson „exzellenten“ Albums, sind es vor allem alte Hits, die das Publikum in Ekstase versetzen. „Even Less“ zeugt davon schon beim melancholischen Intro, noch mehr im Refrain, den tausende Kehlen lauthals mitsingen. Und wo wir schon dabei sind: Die Oberhausener Arena ist heute nahezu ausverkauft. Nur auf den Oberrängen und seitlich der Bühne sind ein paar Plätze frei geblieben. Nach über einem Jahrzehnt Pause sind PORCUPINE TREE dieser Tage anscheinend populärer denn je. An Arenashows solcher Größenordnung war zu von „Fear Of A Blank Planet“ oder „The Incident“ nicht zu denken.

PORCUPINE TREE auf ihrem Höhepunkt

Die Band selbst dankt diesen Erfolgsschub mit jeder Menge Spielfreude und einer Reihe von Hits, insbesondere im zweiten Teil des Sets. Mit dem Ende der Pause setzt das Intro des „Fear Of A Blank Planet“-Titelsongs ein. Das Publikum tobt, die Videoleinwände zeigen rasende Bilder und bei den harten Riffpassagen ist Headbangen vorprogrammiert. PORCUPINE TREE entfachen auf der Bühne ein Feuerwerk für alle Sinne.

Kurz vor Abschluss des Hauptsets holt die Band mit „Anesthetize“ noch einen ihrer größten Prog-Brocken hervor. Der fesselt wie schon beim Erscheinen 2007 durch einen durchdachten Spannungsbogen. Anschließend folgt mit „Sleep Together“ einer der düstersten Songs des Abends, bevor PORCUPINE TREE die Bühne verlassen.

Wer braucht schon Hits?

Doch damit ist selbstverständlich noch nicht Schluss. Die Band lässt sich nicht lange bitten. Noch bevor das Licht auf der Bühne wieder angeht, sind Wilson und Keyboarder Richard Barbierei zurück für eine intime Version von „Collapse The Light Into Earth“. Anschließend geht es mit „Halo“ ans Ausrasten.

Vor dem Konzertabschluss spricht Wilson davon, dass PORCUPINE TREE nie eine Hitsingle hatten. Zum Ausgleich soll ein Medley von den Hitsingles andere Bands folgen. Da seien beispielsweise „Sweet Child O‘ Mine“ von GUNS N‘ ROSES, „Comfortably Numb“ von PINK FLOYD und LYNYRD SKYNYRDs „Sweet Home Alabama“ dabei. Das zumindest kündigt Wilson an, bevor er ein solches Medley als „schlechteste Idee“ aller Zeiten abtut.

PORCUPINE TREE liefern den perfekten Abschluss

Stattdessen kommt es, wie es kommen muss. „Trains“ sorgt am Ende noch einmal für die großen Gefühle. Obwohl der Song nie als Single ausgekoppelt wurde und kein Musikvideo hat, ist er doch ein ganz besonderer im Schaffen von PORCUPINE TREE. Dessen ist sich auch Wilson bewusst. Den Wiedereinsatz der Gitarre im großen Break des Mittelteils zögert er so lange wie möglich hinaus. Fast wirkt es, als wolle er nicht, dass der Abend endet. Der finale Refrain markiert nicht nur aufgrund des lauthals mitsingenden Publikums ein würdiges Ende für einen rundum grandiosen Abend.

Immer noch lässt die Band offen, ob „Closure/Continuation“ und die derzeit laufende Tour das Ende oder einen Neuanfang für PORCUPINE TREE darstellen. Nach einem solchen Konzert kann man nur hoffen, dass letzteres der Fall ist.

Galerie mit 21 Bildern: Porcupine Tree - Closure/Continuation Tour in Oberhausen

Setlist:

1. Blackes Eyes
2. Harridan
3. Of The New Day
4. Rats Return
5. Even Less
6. Drown With Me
7. Dignity
8. The Sound Of Muzak
9. Last Chance To Evacuate Planet Earth Before It Is Recycled
10. Chimera’s Wreck
11. Fear Of A Blank Planet
12. Buying New Soul
13. Walk The Plank
14. Sentimental
15. Herd Culling
16. Anesthetize
17. Sleep Together
18. Collapse The Light Into Earth (Zugabe)
19. Halo (Zugabe)
20. Trains (Zugabe)

14.11.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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