Deserted Fear
"Doomsday" ist eigentlich ein scheiß Titel!

Interview

DESERTED FEAR haben mit „Doomsday“ gerade ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht, das ein echter Grower geworden ist. Wir sprachen darüber im Interview mit Gitarrist Fabian Hildebrandt.

Cover Artwork von DESERTED FEAR "Doomsday"

Cover Artwork von DESERTED FEAR „Doomsday“

Ihr habt mit „Doomsday“ ein neues Album rausgebracht! Wie fühlt es sich an, ein neues Album in diesen schwierigen Zeiten rauszubringen?

Wie fühlt es sich an, gut und komisch zugleich. Dadurch, dass kurzfristig 8 von 10 Releaseshows abgesagt wurden, mussten wir am Tag der Veröffentlichung das erste Mal seit vielen Jahren die Füße hochlegen. Wenn wir an die vergangenen Releaseshows zurückdenken, dann tut das schon weh. Aber die Shows werden ja nachgeholt und wir konnten kurzfristig hier und da noch etwas klarmachen, sodass wir wenigstens 5 Konzerte spielen können. Die spontane Releaseshow in der Chemiefabrik Dresden gestern war der Wahnsinn! Es sind Leute aus allen Ecken Deutschlands gekommen und es war ein unbeschreibliches Gefühl, nach zwei Jahren wieder auf der Bühne zu stehen. Für die meisten Fans war es auch das erste Konzert seit Beginn der Pandemie und es war ein ganz besonderer Abend, den wir wohl nie vergessen werden! Es tut gut, endlich wieder aus dem Trott der letzten zwei Jahre rauszukommen und auch unsere Fans freuen sich riesig über das neue Album!

Für mich klingt „Doomsday“ typisch nach DESERTED FEAR, gleichzeitig aber auch melodischer, melancholischer, düsterer. Wie ordnest du selbst das neue Album musikalisch ein? 

Ja, sehe ich ganz genauso! In dem Album stecken viele Emotionen, die wir mit der Musik zum Ausdruck bringen.

Wie beurteilst du die musikalische Entwicklung von DESERTED FEAR? 

Ich denke, das ist eine Sache, auf die wir stolz sein können, zumindest wird uns das immer gesagt haha. Aber ja, ich denke, wir haben uns auf jedem Album ein Stück weiterentwickelt. Wir haben in den letzten Jahren extrem viel gelernt. Auch ein Studio im Haus zu haben, hilft da natürlich. Jederzeit Ideen aufnehmen und auch easy Mal alleine stundenlang vorm Rechner rumexperimentieren zu können, Parts zu tauschen oder Melodien bis auf den letzten Ton auszutüfteln, gibt viel mehr kreativen Freiraum.

Wann begann das Songwriting für dieses Album? Wie wurden die Songs geschrieben, wie haben sie sich im Laufe der Zeit entwickelt und verändert? Hattet ihr ein Ziel oder einen Plan für die neuen Songs?

Das Album ist wie aus dem Nichts entstanden. Wenn ich ehrlich bin, war nach dem ereignisreichen Jahr 2019 ganz schön die Luft raus. Wir waren mit der „Drowned By Humanity“ Platte sau viel unterwegs. Wir haben ja alle normale Jobs, Mahne (Manuel Glatter, Gesang und Gitarre, Anmerk. d. Verf.) ist zudem nochmal Vater geworden und er und Simon (Mengs, Schlagzeug, Anmerk. d. Verf.) haben sich nebenberuflich selbstständig gemacht. Das waren alles total schöne Ereignisse, aber letztendlich war es auch sehr anstrengend. Insofern brauchten wir die Corona bedingte Pause mehr als wir uns das selbst eingestehen wollten. Frustriert von dieser Zwangspause haben wir unsere Instrumente wochenlang in die Ecke gestellt und gar nix gemacht. An irgendeinem Abend habe ich mir dann die Gitarre und ein Bier geschnappt und einfach mal wieder bissel vor mich hin gespielt, gar nicht mit dem Ziel ein neues Album zu schreiben. Aber mir sind sofort paar fette Riffs eingefallen, die ich dann direkt aufgenommen habe. Ich habe sie dann meinen Jungs gezeigt und dann war das Feuer plötzlich wieder da und wir haben uns wieder regelmäßig getroffen und an Songs geschraubt.

Ihr habt im Eisensound Studio in Jena aufgenommen. Was waren die größten Herausforderungen im Studio?

Das Eisensound Studio ist, wenn man so will, ja meine Wohnung in unserem Haus. Ein etwas überdimensioniertes Homestudio sozusagen haha. In erster Linie war es natürlich wieder sehr bequem, im eigenen Studio aufzunehmen. Wenn es mal an einem Tag nicht so läuft, dann macht man einfach ein anderes Mal weiter und ist dann nicht gezwungen abzuliefern, weil schon die nächste Band am Ende der Woche vor der Tür steht. „Doomsday“ ist auch die erste Platte, die ich selbst gemixt und gemastert habe und ich konnte dem Album den Sound geben, den ich während des Songwritings im Kopf hatte. Oft hört man auch erst im fertigen Mix Dinge, die man doch anders machen möchte oder hat plötzlich neue Ideen, wie eine weitere Melodie im Hintergrund. Das konnten wir alles noch umsetzen, was neu und ziemlich cool war!

„Doomsday“ ist natürlich ein düsterer Titel und passt damit auch sehr gut in die aktuelle Lage mit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine. Worum geht es inhaltlich auf dem Album?

Ganz ehrlich, „Doomsday“ ist eigentlich ein scheiß Titel, aber wie du schon sagst, wir bewegen uns scheinbar schneller als je zuvor auf so einen Tag zu und wir als Band sollten unserer Reichweite nutzen, um das zu thematisieren. Auf der Platte geht es nicht um diesen einen Tag, aber um die Dinge, die uns dort hinführen. Es geht darum, wie wir miteinander umgehen, wie wir unsere Natur behandeln und welche Werte wir unseren Kindern mitgeben.

Der Vorgänger „Drowned By Humanity“ (2019) katapultierte euch sogar auf Platz 20 der deutschen Albumcharts. Wie war das für euch?

Wir dachten plötzlich wir müssen nicht mehr arbeiten gehen haha. Spaß beiseite, klar ist das irgendwie total krass und surreal, aber letztendlich macht einem das nicht annährend so viel Freude wie vor 600 Leuten bei der Releaseshow in Jena oder Essen zu spielen. Das ist in diesem Moment zwar ebenso total krass und surreal, aber es ist echt und total emotional, im Gegensatz dazu irgendeine Nummer zu sein, zwischen Mainstream Künstlern, von denen du teilweise noch nie was gehört hast.

Seit zwei Jahren leben wir nun in dieser Zeit mit der Pandemie. Welche Auswirkungen hatte das auf DESERTED FEAR, was auf euer persönliches Leben? 

Naja, in erster Linie hat es uns wie gesagt als Bandmitglieder ganz weit voneinander entfernt, aber als Freunde umso mehr zusammengeschweißt. Ich wohne ja mit Mahne und seiner Familie in einem Doppelhaus und gerade die Zeit, als man keine Freunde und Familie treffen konnte, der Kindergarten zu hatte und wir entweder ständig Zuhause oder auf Arbeit waren, war sehr intensiv. Da haben wir viel zusammen gemacht und waren füreinander da. Und wir hatten plötzlich Zeit, die wir vorher nicht hatten. So haben wir für die Kids nicht nur die massivste Schaukel der Welt selbst gebaut, sondern Simon konnte seine Selbstständigkeit als kletternder Baumpfleger und Mahne sein Hochzeitsfotografie Gewerbe weiter aufbauen.

Ihr hattet mit OBITUARY, AT THE GATES, MORBID ANGEL und INSOMNIUM in den letzten Jahren gespielt. Wie waren diese Erfahrungen für euch? Irgendwelche interessanten Geschichten/Anekdoten? 

Haha, wer hätte gedacht, dass wir mal AT THE GATES supporten? Als wir mit DESERTED FEAR angefangen haben, da gab es die Jungs ja noch gar nicht wieder. MORBID ANGEL waren die erste legendäre Band, die wir supporten durften. Wenn ich jetzt David Vincent wäre, dann hätte ich das Interview mit den Worten „Stell mir die Fragen die ich noch nie zuvor gehört habe“ starten müssen. Hahaha, hat er wirklich damals Backstage zu einem Journalisten gesagt, aber mit einem Lächeln. Es ist schon ein krasser Typ mit einer speziellen Aura. Das ist jetzt nix zum Abgucken, aber zu uns war er total cool und die Leute nehmen ihn glaube ich ernster als er sich selbst. INSOMNIUM sind sowieso die geilsten Typen und OBITUARY und AT THE GATES, sind unsere Helden. Die waren sehr beeindruckend. Warum? Weil wir für sie einfach eine weitere Band am selben Abend waren und nicht die kleine Supportband. Das war echt schön und jeden Abend seine Lieblingsband Live zu sehen und mit ihnen ganz normal übers Leben zu quatschen, war super cool.

Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?

Diese Woche jetzt erst mal die vierKonzerte in Nürnberg, Lenzburg, Backnang und Köln, darauf freuen wir uns riesig! Dann mal schauen, wann wir die ausgefallenen Konzerte nachholen können. Im Sommer stehen ein paar Festivals wie das Chronical Moshers und das Rock Harz an. Ansonsten wollen wir es nicht gleich wieder übertreiben und lassen es etwas ruhiger angehen haha.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben! Wir hoffen, dass jetzt langsam wieder Leben in die Clubs in diesem Land kommt und Festivals wieder wie früher stattfinden können. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das erste Konzert nach zwei Jahren schon so anfühlt, als wäre nie etwas gewesen. Die Leute hatten so unglaublich Bock und so muss es jetzt weitergehen, es war viel zu lange still! Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch hier noch mal Danke zu sagen, für diesen unglaublichen Support, die vielen Kommentare und Nachrichten auf Social Media und für jede einzelne Bestellung in unserem Webshop, der Wahnsinn! Tausend Dank, wir sehen uns!

Galerie mit 19 Bildern: Deserted Fear - Rockharz 2022
09.03.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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