Fragments Of Unbecoming
Fragments Of Unbecoming

Interview

Eine der besten deutschen Melodic Death Metal Bands Marke Göteborg sind mit Sicherheit FRAGMENTS OF UNBECOMING. Gerade auch mit dem neuen und dritten Album "Sterling Black Icon" konnte die Gruppe ihren Status weiter ausbauen und zeigt sich nunmehr reifer und variabler denn je. Gitarrist Sascha Ehrich gab freundlicherweise sehr ausführlich Auskunft über so einige Fragen.

Fragments Of UnbecomingHallo Sascha! Auf „Skywards“ und „Bloodred Tales“ wurde der Gesang noch von Stefan übernommen. Was war der Grund dafür, dass für das neue Album ein zweiter Sänger in Form von Sam verpflichtet wurde?

Die Live-Situation hat uns in erster Linie relativ schnell aufgezeigt, dass es für FRAGMENTS OF UNBECOMING nur ein Vorteil sein kann, einen Hauptsänger bzw. von einem Instrument unabhängigen Frontmann zu haben. Stefan hat den Job bisher gut gemacht, keine Frage, jedoch hat ihm die Doppelaktivität Grenzen aufgezeigt, welchen er ungern dauerhaft unterliegen wollte. Zudem arbeiten wir bereits seit längerer Zeit mit Sam zusammen und wissen es sehr zu schätzen, mit zwei sehr unterschiedlichen Gesangsstimmen arbeiten zu können. Es macht unsere Kompositionen wesentlich variabler. Als wir anfingen, die Songs aufzunehmen, mussten wir uns schnellstmöglich für eine Lösung zwecks Sänger entscheiden. Oberste Prämisse hatte immer die Tatsache, dass wir keinen Gastsänger nur im Studio haben wollten, der dann live nie dabei ist. Das würde das Bild der ganzen Musik erheblich verfälschen. Deshalb lag es auf der Hand, Sam zu fragen, ob er denn nun ein permanentes Mitglied werden wollte. Spätestens nach Fertigstellung von „Sterling Black Icon“ sind wir mehr als glücklich, dass wir mit Sam jenes Fragment finden konnten, welches unseren Kompositionen bis dato teils merklich, teils unterbewusst fehlte. Stefan kann sich fortwährend auf Backings und hauptsächlich seine Gitarrenarbeit konzentrieren und Sam kann ebenfalls frei agieren – zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!

Sam singt ja noch bei LEGACY. Ursprünglich sollte er ja nur bei euch aushelfen und sich eigentlich mehr auf LEGACY konzentrieren. Wie kam es dazu, dass er nun doch auch Mitglied von FRAGMENTS OF UNBECOMING ist?

Wir haben uns letztlich mit LEGACY auseinandergesetzt und mögliche Probleme bei Sams Doppelbelastung ausdiskutiert. Bis auf die Tatsache, dass wir anstehende Gig-Termine mit ihnen regelmäßig absprechen, sind keine Komplikationen in Sichtweite. Sam macht es großen Spaß bei uns und ebenso hätten wir niemals von ihm verlangt, seine Hauptband zu verlassen. Unter dieser Voraussetzung war es ihm ein Leichtes, diesen Schritt in unseren Kreis zu machen und das 5. Fragment zu werten.

Laut Info hattet ihr auch zwischenzeitlich einen Kandidaten aus den USA, welcher aber nicht in Deutschland bleiben konnte. Was ist denn da genau passiert, dass es nicht geklappt hat?

Wirklich schade, dass Todd Collins nicht in Deutschland bleiben konnte. Im Grunde genommen hat er aber den Fehler gemacht, sich seine Integration wesentlich zu leicht vorzustellen. Er ging davon aus, innerhalb sehr kurzer Zeit einen Job und Wohnung finden zu können, ohne auch nur ein Wort Deutsch sprechen können zu müssen. Leider wurde er schnell eines Besseren belehrt und hatte nach nur kurzer Zeit kaum eine andere Wahl, als die Heimreise anzutreten. Für uns nicht der größte Schlag, aber dennoch sehr bedauerlich, da er wirklich ein sehr guter Sänger war und auch stilistisch zu uns gepasst hätte. Möglicherweise wäre die Kombination aus ihm und Sam das Nonplusultra gewesen, wer weiß….

Worin seht ihr eigentlich die größten Unterschiede zwischen „Skywards“ und dem aktuellen Album „Sterling Black Icon“? Ich finde, ihr bringt nun etwas mehr langsamere, heavy Passagen.

Atmosphäre und Epik werden auf „Sterling Black Icon“ wesentlich größer geschrieben, als wir dies zuvor taten. Prinzipiell ist der Gewinn von Sam ein wesentliche Veränderung in unserer Musikgeschichte, da er stimmlich jedem Song ein eigenes Gesicht gibt, niemals monoton klingt und in Kombination mit Stefans Stimme wahre Gänsehautpassagen erzeugt. Desweiteren ist der Gesamtsound zu erwähnen: im Gegensatz zu „Skywards“ haben wir „Sterling Black Icon“ in verschiedenen Studios aufgenommen (Schlagzeug – PMT Studios, Gitarre, Bass, Gesang – Sound Tunnel Studio), um letztlich das Material im Iguana Studio zu mischen und zu mastern. Letzteres erwies sich als goldrichtige Entscheidung, da unser Produzent Christoph jenen Sound zu Tag gebracht hat, den wir uns von Anfang an wünschten und gezielt dahingehend aufnahmen.

Musikalisch sind wir wesentlich eingängiger geworden, haben uns auf Stärken von „Skywards“ konzentriert und versucht, vergangene Schwächen weitestgehend auszumerzen. Verschiedene Stilmittel finden sich in unterschiedlichen Kompositionen wieder und werden nicht innerhalb eines Songs aneinandergereiht, wie wir es früher ab und an taten. Wir sind unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen, eigenständig und doch eingängig zu klingen. Wie ich schon zuvor erwähnte, sind die Kompositionen wesentlich atmosphärischer ausgefallen, das Gaspedal wurde hier und da zu Gunsten von Epik ein wenig zurückgenommen. Die Stücke sind zwar bezogen auf die Melodieausarbeitung wesentlich feiner gesponnen, greifen aber doch stets nahtlos ineinander über und erzeugen einen angenehmen Fluss. Auch wenn wir hier und da noch ein wenig technischer geworden sind, so kann man dies kaum hören, der Teufel steckt eben im Detail.

Ich glaube, es hat sich gelohnt, dass wir uns beim Komponieren ausreichend Zeit gelassen haben und man wirklich merkt, dass manche Songs über einen Zeitraum von fast einem Jahr reifen konnten. Das Ergebnis offenbart eine Gradwanderung zwischen Melodieverliebtheit und rasender Aggressivität. Schwarz trifft auf weiß, mischt sich in richtigem Verhältnis und wird doch nicht grau….

Wie liefen die Recording-Sessions zum aktuellen Album ab?

Wesentlich stressfreier als beim letzten Mal. Auch wenn aller Anfang etwas schwer war und die Schlagzeugaufnahmen aufgrund des Technikers etwas nervenaufreibend waren, so lief doch der darauf folgende Aufnahmeprozess grundsätzlich relaxt, was nicht heißt, dass wir uns sehr lange Zeit lassen konnten. Feste Termine für Mix und Master haben uns ab und an schon den Zeitdruck spüren lassen. Erfahrungsgemäß benötigten wir aber bis dato nicht Monate, um allein mit Sounds z.B. der Gitarren zu experimentieren. Da wir konkrete Vorstellungen hatten, wie „Sterling Black Icon“ klingen sollte, hatten wir von Anfang an ein klares Ziel vor Augen, was den gesamten Entstehungsprozess im Studio wesentlich vereinfachte.

Bitte gehe ein wenig auf die Texte ein.

Ehrlich gesagt kann ich nicht allzu detailliert über das Textkonzept von „Sterling Black Icon“ schreiben, da ich nur einen einzigen Text selbst verfasst habe, alle anderen lyrischen Ergüsse stammen teils von Sam, Stefan und Timo (Sänger von VENERAL DISEASE, welcher spontan zwei Texte für uns verfasst hat). Zumindest kann ich daher aber über „Live For This Moment, Stay ‚Til The End“ etwas rezitieren: In diesem Song geht es prinzipiell um jene Thematik, dass man als Mensch mindestens ein Mal im Leben jenen charismatischen und unvergesslichen Punkt erreicht, an welchem man leibhaftig, vor allem bewusst spürt, dass es sich lohnt, ausschließlich für diesen einen Augenblick zu leben oder gelebt zu haben. Eine jüngst eigens gemachte Erfahrung war Grund genug, dieses Thema aufzugreifen. Selbstredend ist die Grundthematik in diesem Stück identisch, jedoch in einer zur Musik besser passenden Verpackung: das Aufeinandertreffen mit seinem negativsten Gegenüber, das Aufbäumen und souveräne Niederschlagen einer hoffnungslos ausgelieferten Widrigkeit, die Trennung vom eigens Negativen ist Grundlage dieser Lyrik: „…Black but shining – your very inside:
to most negative irradiance always aside. Unshorn? Never! I force your descent, I live for this
moment and stay ´til the end…”

Wie entstehen eigentlich Eure neuen Songs?

Zunächst erst mal in einzelnen Teilen zu Hause, d.h. Stefan und ich schreiben den Großteil des gesamten Materials in Ruhe, alleine, jeder für sich. Alle Arrangements, speziell der Gitarren, werden fast ausschließlich auf diese Art entwickelt. Stefan und ich kategorisieren Ideen generell nach verschiedenen Stilrichtungen. Ergo, wir komponieren selten nur für ein einziges Stück, sondern arbeiten immer parallel an unterschiedlichen Passagen. Anders wäre der Kompositionsprozess auch nicht denkbar, da wir nur ein Mal pro Woche für etwa zweieinhalb Stunden proben. Hier werden dann Teile des fertig komponierten Materials miteinander verknüpft, Übergänge und Reihenfolgen, Wiederholungen und Hinführungen mit der gesamten Band arrangiert. Auch hier werden einzelne Passagen verschiedenen unfertigen Stücken zugeordnet. So tasten wir uns nach und nach an einen fertigen Song, dessen Soli und Gesangstext immer erst dann entstehen kann, wenn er schlussendlich abgesegnet wird. Dieser Prozess kann wenige Proben, aber auch Monate dauern, je nach dem, welche kompositorische Dichte das Stück aufweist.

Ich zähle mal einige Bands auf. Ich würde gerne wissen, was Ihr von diesen haltet. UNANIMATED, A CANAROUS QUINTET, ETERNAL LIES, CARDINAL SIN, EDGE OF SANITY, EUCHARIST, AT THE GATES.

UNANIMATED: Wunderbare Kombo, “Ancient God Of Evil” ist einer jener Meilensteine, die jeder zumindest mal gehört haben sollte. Leider gibt es nur noch eine handvoll Bands, die jenes Flair in Ansätzen versprühen. Vielleicht covern wir mal „Dying Alone“…
Übrigens läuft die Scheibe gerade während ich diese Zeilen schreibe – welcher Zufall

A CANAROUS QUINTET: Gute Band, allerdings nicht übermäßig zu bewerten. Die Alben gehen gut ins Ohr, haben typisches Schwedenflair, allerdings bevorzuge ich doch desöfteren eher andere Vertreter.

ETERNAL LIES: Lange nichts von den Jungs gehört. Das Sängerproblem mausert sich wohl als kleine Bandpest? Ich will schwer hoffen, dass es nicht bei jenem sehr guten Debüt bleibt, denn die Jungs haben definitiv Potential und klingen glücklicherweise alles andere als modern! ETERNAL LIES rocks!

CARDINAL SIN: Was habe ich mich damals gefreut, als auf der Homepage von Wrong Again Records eine Ankündigung stand, dass CARDINAL SIN dabei sind, den ersten Longplayer einzuspielen. Bin mir nicht sicher, ob das nur eine Finte war oder ob sich die Kombo kurze Zeit später doch wieder aufgelöst hat. In jedem Fall ist „Spiteful Intents“ genial, aber doch zu wenig Output für solch eine Melodiemaschine wie Zwetslot! Schade, schade!

EDGE OF SANITY: Über jeden Zweifel erhaben! Meine erste, bewusst wahrgenommene Death Metal Band und selbst heute für mich noch mit einer der wichtigsten persönlichen Einflüsse, auch wenn man das nur schwer hören mag. EDGE OF SANITY komponieren stets nach meinem Geschmack: Brutalität und Melodie in perfekter Mischung. Allein der Gesang war für mich immer höchst beeindruckend. EDGE OF SANITY sind der Beweis dafür, dass Hass und Aggressivität ebenfalls „Gefühl“ bedeutet. „Spectral Sorrows“ ist göttlich!

EUCHARIST: „Mirrorworlds“ klingt wie AT THE GATES auf einer Sommerwiese. Die erste Scheibe mag ich nicht so wirklich (ähnlich wie bei UNANIMATED), dagegen ist der Nachfolger der Hit. Speziell das Instrumental hat es mir sehr angetan. Als ich die Scheibe das erste Mal hörte, dachte ich wirklich, das wären AT THE GATES.

AT THE GATES: “Slaughter Of The Soul” klingt wie EUCHARIST im Schnee… nein, Blödsinn! Die wohl mit bekannteste Göteborg-Scheibe überhaupt. Wer AT THE GATES nicht kennt, hat die komplette Schwedenära verpennt. Bei „Slaughter Of The Soul“ stimmt einfach alles: only killers, no fillers, superber Sound und transparenteste Death Metal-Produktion ever!

Wie bringt Ihr eure weiteren Bands LEGACY und VENERAL DISEASE mit FRAGMENTS OF UNBECOMING unter einen Hut?

Wie gesagt, zwecks Konzertaktivitäten sprechen wir uns ab, ansonsten klappt alles bisher vortrefflich. VENERAL DISEASE und LEGACY nehmen gerade jeweils ein neues Album auf uns selbst diese Tatsache stört den jeweils anderen nicht in punkto Probenrhythmus oder generelle Zeitinvestition.

Euer Debütalbum hat ja verdientermaßen weitgehend sehr gute Kritiken bekommen. Hattet Ihr mit diesem Feedback gerechnet? Was hat sich seit damals für Euch hauptsächlich verändert?

Das Feedback hat sich niemals auf unser Songwriting oder unsere Einstellung zur Band oder der Musik im Allgemeinen ausgewirkt. Sicherlich war es ein Stückweit Bestätigung oder auch Kompliment dahingehend, dass sich viele Hörer schon länger ein melodisches Old-School-Album gewünscht hatten. Allein die Tatsache, dass viele beteuerten, unsere Musik erinnere sie an alte Zeiten, war ein riesen Kompliment! Sagen wir mal so, wir waren uns relativ sicher, dass man uns nicht durchweg in Grund und Boden rammen würde, dazu waren die Komposition einfach von unbestreitbarer Qualität. Dennoch haben wir nicht wirklich damit gerechnet, eine derart große Fanbasis aufbauen zu können. Umso mehr freut es uns, dass man uns, auch wenn wir eine deutsche Band sind, international mit anderen Bands misst und auf gleiches Niveau stellt. Allein dies ist Lohn für alle Mühen.

Die Veröffentlich von „Skywards“ war nicht nur wichtig, da es unser erstes volles Album war, nichtsdestoweniger war es jenes wichtige Standbein, auf welchem man aufbauen konnte. Die Weiterführung zu „Sterling Black Icon“ hätte niemals funktionieren können, gäbe es keinen Vorreiter wie „Skywards“.

Wie sieht es in nächster Zeit mit Touren/Auftritten auf? Ist da was in Planung?

Auftritte sind in einer Vielzahl geplant, vieles davon wird sich in Kürze nach und nach bestätigen und dann auf unserer Homepage www.fragmentsofunbecoming.com veröffentlicht werden. Touren sind aufgrund der bandinternen Jobsituation weiterhin nicht vorstellbar, auch wenn ich persönlich sehr gerne in den Staaten touren würde.
Nächster Termin, den keiner verpassen sollte, ist unsere CD-Release-Party in Weinheim (Café Central) am 14. April 2006! Am 15. April sind wir dann in Essen zusammen mit DARKANE und SADUS zu sehen und am 16. April in Siegen. Weitere Termine auf unserer Page!

Was bedeutet Metal für Dich?

Metal ist für mich keine Lebenseinstellung, es ist schlichtweg jene Musik, die ich mit Herzblut assoziiere, sowohl als Hörer, als auch Musiker. Metal ist so vielfältig, abwechslungsreich und emotional, wie ich es von Musik verlange. Nicht zu vergessen, dass einen dieser Musikgeschmack prägt. Keine Musik hält mich so in ihrem Bann, wie es Metal vermag.

06.04.2006

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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