Graveyard
"Die letzten Shows, die wir spielten, machten uns nicht mehr wirklich Spaß."

Interview

In den letzten Jahren ging es ganz schön turbulent zu bei GRAVEYARD. Im September 2016 löste sich die Band überraschend auf, bereits Anfang 2017 erfolgte dann die Reunion. Allerdings fehlte Gründungsmitglied Axel Sjöberg (Schlagzeug), der durch Oskar Bergenheim ersetzt wurde. Inzwischen haben GRAVEYARD ein neues Album mit dem treffenden Titel „Peace“ veröffentlicht, welches sehr gut die neue positive Aufbruchstimmung im Hause der Schweden einfängt. Die Gruppe scheint wieder mit sich selbst im Reinen zu sein. Wir sprachen mit Truls Mörck über die Musik gewordene Friedenspfeife.

Vom Ende und vom Neuanfang

GRAVEYARD sind wieder zurück, und das ist gut so! Im September 2016 kam es zur Auflösung eurer Band. Bitte erzähle uns, was damals passiert ist, dass ihr die Band aufgegeben hattet!

Ich würde sagen, dass der Hauptgrund für unsere Entscheidung, die Band aufzulösen, daran lag, dass Axel (Sjöberg, Schlagzeuger, Anmerk. d. Verf.) die Band verließ. Nach einer längeren Zeit mit Touren unter schlechten Umständen fühlten wir uns ausgebrannt und erschöpft, und wir konnten für uns selbst nicht mehr sehen, dass wir mit der Band weitermachen können. Die letzten Shows, die wir spielten, machten uns nicht mehr wirklich Spaß. Auf der Bühne war alles gut, aber davor und danach funktionierten die Dinge nicht mehr so, wie sie sollten.

Bereits im Januar 2017 kam es dann zur Reunion von GRAVEYARD, aber anstatt mit Gründungsmitglied Axel hattet ihr einen neuen Schlagzeuger in Oskar Bergenheim. Wie kam es dazu und wie ist die Stimmung in der Band nun, was hat sich verändert? Was hattet ihr in der Zwischenzeit gemacht, standet ihr weiter untereinander in Kontakt? Habt ihr noch Kontakt mit Axel?

Nach einigen Monaten, in welchen wir nicht wirklich miteinander Kontakt hatten, kam der Reiz, Musik zu spielen, wieder zurück. Zu dieser Zeit war Axel keine Option. Aber ich, Jonathan und Joakim entschieden uns dazu, uns wieder zu treffen und zu versuchen, gemeinsam wieder zu spielen. Nachdem wir einige Zeit als Trio ohne Schlagzeuger gejammt hatten, entschieden wir uns dazu zu versuchen, ein neues Mitglied zu finden und als vollständige Band gemeinsam zurückzukehren. Heutzutage sind GRAVEYARD eine viel souveränere und energievollere Band, die eine Vision für die Zukunft in sich trägt. Ich sehe Axel manchmal, wir sind Freunde. Er fragte mich kürzlich, ob ich etwas Synthesizer-Lärm für einen Song seiner neuen Band BIG KIZZ aufnehmen könnte.

Das neue GRAVEYARD-Album – „Peace“

Euer neues Album trägt den Namen „Peace“. Welche Bedeutung steckt für euch, für GRAVEYARD, hinter diesem Albumtitel? Seid ihr als Band im Frieden mit euch selbst?

Ich denke, es gibt viele Gründe, weshalb wir uns dazu entschieden, das Album „Peace“ zu nennen. Teilweise geht es einfach um Friedhöfe (engl. Graveyards, Anmerk. d. Verf.). Wie Friedhöfe so friedvoll sind und wie man dort in Frieden ruhen kann. Es geht aber auch darum, wie du schon sagtest, wie wir versuchen, eine Art Frieden in uns selbst zu finden. In uns selbst und innerhalb der Gruppe. Es ist auch einfach eine positive Botschaft an die Welt.

Cover Artwork von "Peace" der schwedischen Rock Band GRAVEYARD

Cover Artwork von „Peace“ der schwedischen Rock Band GRAVEYARD

In dem Zusammenhang müssen wir natürlich über das Cover von „Peace“ sprechen. Wie ist die Verbindung zum Titel und den Texten? Und was hat es mit der kaputten Trommel auf sich?

Das Cover stammt von unserem alten Freund Ulf Lunden, der auch schon die Cover für „Hisingen Blues“ und „Innocence & Decadence“ angefertigt hatte. Wir ließen ihm ziemlich freie Hand, unsere Musik zu interpretieren und illustrieren. Für mich stellt es anschaulich die Landschaft dar, wo diese Songs und Geschichten stattfinden, und der Typ, der im Brunnen sitzt, ist irgendwie der Erzähler. Ich liebe das traumgleiche, zeitlose Feeling des Bildes und wie es eine erste Einleitung zum Ganzen ist. Die Trommel ist ein Wink an unseren alten Schlagzeuger Axel. Sie hat dasselbe Finish wie eines seiner Kits. Irgendwie ist sein Geist noch präsent in dem, was wir tun.

Ich hatte irgendwo gelesen, dass ihr für jeden Song jeweils die Stimmen von Joakim Nilsson und dir versucht hattet. Am Ende hast du die zwei Songs „See The Day“ und „Bird Of Paradise“ gesungen. Wie hattet ihr entschieden, wer welches Stück singen soll?

Das stimmt so nicht wirklich, aber ich hatte, während wir an den Demos für das Album arbeiteten, versucht, bei vielen Songs zu singen. Manchmal einfach deswegen, weil ich eine Idee hatte, wie der Gesang klingen sollte und es die einfachste Art war, Joakim zu zeigen, was ich meinte. Bei anderen nahm ich meinen Gesang auf mit der Intention zu versuchen, den Hauptgesang zu übernehmen. Letzten Endes sang ich auf zwei Songs und Joakim auf dem Rest. Es scheint, als ob meine Stimme besser zu den weicheren Songs passt.

Ihr hattet live aufgenommen, richtig? Was kannst du uns über die Aufnahmen mit Chips Kiesbye und das Songwriting erzählen? Hattet ihr in den Prozessen was geändert? Und welchen Einfluss hatte Oskar auf die neuen Songs?

Es wurde ziemlich viel live aufgenommen, aber die Instrumente getrennt, was uns die Möglichkeit bot, zurückzugehen und Dinge zu verändern. Ein Beispiel für eine Veränderung ist, wie wir den Klang der Gitarren verändert hatten, indem wir sie einfach nochmals über andere Verstärker aufnahmen. Ich schätze also, dass es nicht wirklich live war, aber das Schlagzeug nahmen wir auf, indem wir alle zusammen spielten. Auf diese Weise konnten wir die Dynamiken beibehalten und leichte Tempoveränderungen, die beim Livespielen passieren. Diese Methode der Arbeit führte dazu, dass es auf gewisse Art swingt wie eine Live-Show, ohne dabei aber die Kontrolle und Exaktheit einer Studioaufnahme zu verlieren. Es war die Idee von Chips, so aufzunehmen. Er wählte auch die Mikrofone aus, welche wir verwendeten, und solche Sachen. Was die Songs selbst anbelangt, hatte er nicht allzu viel dazu zu sagen. Wir hatten das gesamte Ding als Band geschrieben, bevor wir ins Studio gingen. Als wir dann dort waren, ging es lediglich noch darum, den bestmöglichen Sound einzufangen. Das Schlagzeugspiel von Oskar hatte einen großen Einfluss auf die Songs genauso wie den Klang des Albums. Alles wurde geschrieben mit seinem Stil zu spielen im Hinterkopf. Oskar und ich spielen bereits seit 15 oder noch länger zusammen, daher bin ich ziemlich vertraut mit dem, was er tun kann. Ich denke, das half ein wenig.

Worin siehst du selbst die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten zwischen „Peace“ und euren vorherigen Arbeiten?

Wie wir schon zuvor sagten, ist es ein etwas extremeres Album in dem Sinne, dass wir die verschiedenen Elemente stärker fokusierten und definierten. Die Heavy-Lieder sind heavier, die schnellen etwas schneller usw. Wir wollten wie wir selbst klingen, nur noch ein wenig mehr. Und paradoxerweise haben wir es so geschafft, uns selbst zu erneuern.

Von den Songs auf dem Album, hast du da Lieblingsstücke die du vorziehst zu spielen oder die dir ganz besonders gefallen haben zu schreiben?

Der erste Song auf dem Album, „It Aint Over Yet“, wurde in letzter Minute im Studio geschrieben. Wir hatten das Riff eine Weile gespielt, aber wir hatten nicht vor, es aufzunehmen. Unser Manager, der unser unfertiges Demo davon gehört hatte, kam eines Tages ins Studio und wunderte sich, was mit dem Song passiert war. Er überzeugte uns davon, den Song hier und jetzt fertigzustellen. Es war ein wirklich sehr schneller Prozess, und letzten Endes wurde daraus eine der wichtigsten Songs des Albums. Die Texte waren auch gar nicht über uns oder so. Ich denke, es ging ursprünglich um einen Glücksspieler in einem Casino oder sowas, haha! Aber daraus wurde etwas anderes. Nun geht es um uns, dass es mit GRAVEYARD noch nicht vorbei ist. Witzig, wie sich Dinge manchmal verändern.

Ihr spielt gerade viele Shows. Habt ihr was Besonderes geplant?  

Im frühen Sommer die beiden Desert Fest-Shows in London und Berlin zu headlinen war etwas ziemlich Besonderes. Wir spielen Festivals überall in Europa und werden im Juli in Göteborg für GUNS N’ ROSES eröffnen. Am meisten freuen wir uns aber wahnsinnig darauf, in diesem Herbst eine richtige Europatour zu spielen.

Und was habt ihr sonst noch alles in nächster Zukunft geplant?

Wir wollen anfangen, ein neues Album zu schreiben. Hoffentlich können wir ein weiteres Album in nicht allzu ferner Zeit veröffentlichen. Ich möchte nicht wieder drei Jahre warten. Aber wir fangen besser an, da es immer länger dauert, als man denkt.

Friede!

Galerie mit 24 Bildern: Graveyard - European Tour 2023 in Berlin
05.06.2018

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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