Ihsahn
Impro-Alben, Wacken, Lemmy, Bowie – IHSAHN im Interview

Interview

Ihsahn

Nach dem experimentellsten Album seiner Karriere kehrt IHSAHN auf „Arktis.“ zu seinem zugänglicheren Prog-Metal-Stil zurück. Für metal.de erläutert er…

…warum seit „Das Seelenbrechen“ drei Jahre vergangen sind.

„Das Seelenbrechen“ war ja ein relativ spontanes Album, es kam gerade einmal anderthalb Jahre nach „Eremita“ raus. Für mich war von vornherein klar, dass es ein ganz anderes musikalisches Werk werden würde. Es ist aber nicht so, dass ich seitdem alle Zeit auf das Schreiben von „Arktis.“ verwendet hätte. 2014 stand natürlich ganz im Zeichen der EMPEROR-Shows. So kam die Pause zustande. Eigentlich hätte das neue Album auch schon letztes Jahr kommen sollen, aber da kam dann die Übernahme von Candlelight Records durch Spinefarm / Universal dazwischen.

…warum „Das Seelenbrechen“ überhaupt so untypisch klang.

Mit „Das Seelenbrechen“ wollte ich die Parameter wieder ein bisschen zurücksetzen, die volle Kontrolle abgeben. Ich war schon immer von Künstlern fasziniert, die ziemlich spontan und improvisierend arbeiten – obwohl ich mein Leben lang nur extreme Musik gespielt habe, die dafür nicht viel Raum ließ. Der Prozess war teils richtig beängstigend, aber darum bin ich auch absolut stolz auf das Album. Natürlich habe ich mir auch Sorgen um die Reaktionen der Fans gemacht. Anscheinend habe ich sie aber etwas unterschätzt. Das Album wurde größtenteils wieder wirklich gut aufgenommen. Trotzdem war klar das „Arktis.“ wieder ganz anders werden sollte.

…warum einige Songs auf „Arktis.“ beinaheIhsahn schon nach Industrial klingen.

Ich arbeite ja alleine im Studio. Und der Vorteil daran ist, dass ich natürlich wirklich alles ausprobieren kann. Nach dem Reset mit „Das Seelenbrechen“ wollte ich auf jeden Fall mehr mit analogen Synthesizern arbeiten. Und es macht einfach verdammt Spaß, sich seinen Sound ohne Presets und Plugins selbst zusammenzubauen.

Ich würde es aber eher „Electronic“ als „Industrial“ nennen. Ich denke da eher an ziemlich kalte, maschinenartige Sounds. Ich schätze aber viel mehr die Leichtigkeit, den Fluss dieser analogen Sounds.

…warum die Saxophon-Parts von Jørgen Munkeby [SHINING (NOR)] diesmal richtig jazzig klingen.

Das ist das Tolle an Jørgen. Auf „After“ und „Eremita“ hat er meistens ziemlich extreme Passagen gespielt. Mit seinen Improvisationskünsten wäre das für „Arktis.“ aber einfach zu vorhersehbar gewesen. Er ist so ein so unglaublich talentierter Musiker, weshalb ich ihn diesmal gebeten habe, eher etwas vergleichsweise Traditionelles zu spielen.

…ob wir eines Tages vielleicht sogar ein richtiges Non-Metal-Album erwarten können.

Das ist schwierig zu sagen. Ich liebe es natürlich, immer wieder mit neuen Einflüssen zu experimentieren. Aber für mich werden verzerrte Gitarren und blackige Screams immer die natürlichste Art und Weise bleiben, um mich selbst zu verwirklichen bzw. auszudrücken. Neulich habe ich „Arktis.“ einmal als Pop-Rock-Album bezeichnet. Also, nur verhältnismäßig, natürlich klingt es nicht wie ein traditionelles Pop-Rock-Album, hahaha.

…ob er aktuelle Szene-Entwicklungen verfolgt.

Ich war noch nie gut darin, groß irgendeiner Szene zu folgen. Ich verfolge neue Musik und alles, was mich interessiert. Das läuft generell alles oft auf persönlicher Ebene ab, man lernt allerlei Leute kennen und entdeckt dadurch auch ihre Musik. Ich habe keine persönliche Meinung zu irgendwelchen musikalischen Entwicklungen im Allgemeinen. Ich werde alt – und es gibt nur Musik, die mich anspricht und jene, die es nicht tut.

…warum IHSAHN und EMPEROR in Deutschland meist nur auf dem Wacken Open Air spielen.

Ich komme immer gerne nach Deutschland und freue mich natürlich auf Wacken, aber Pläne für eine große Tour gibt es in naher Zukunft nicht. Klar bin ich auch für andere Festivals offen, aber so etwas überlasse ich voll und ganz meinem Tourmanager. Dadurch, dass mein Album verschoben wurde, haben sich auch meine Auftritte nach hinten verlagert. Wir buchen aber gerade immer noch Shows, aber die werden dann nicht mehr in der Festivalsaison, sondern eher gegen Herbst stattfinden.

…wie sehr Lemmy und Bowie ihn beeinflusst haben.

Bowie war für mich sicherlich die größere Inspiration. Andererseits hat natürlich jeder, der Rockmusik spielt, eine Verbindung zu Lemmy und MOTÖRHEAD. Da kommst du einfach nicht drum herum. Insofern: Klar, es ist traurig. Aber gerade in Lemmys Fall darf man es ja getrost als Wunder bezeichnen, dass er mit seinem Lebensstil überhaupt so alt geworden ist.

Es ist aber ziemlich interessant: Lemmy stirbt und logischerweise ist er ein riesiger Einfluss für tausende Bands. Weil er seine ganze Karriere über konsequent einfach nur Lemmy war. Auf der anderen Seite hast du Bowie, der eine genauso große Ikone ist, wohl gemerkt aber aus komplett gegensätzlichen Gründen. Er hat sich als ziemliches Chamäleon bewiesen und sich und seinen Stil so oft verändert – und war dabei aber doch durchgehend er selbst. Die beiden sind einfach zwei gegenseitige Extreme.

14.04.2016

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