Epica
Zuviel gibt es für EPICA nicht: Die Listening-Session zu "The Holographic Principle"

Interview

Zurück zur Musik folgt mit „Tear Down Your Walls“ ein Song, der seinem Titel absolut gerecht wird. Zwar täuscht das Piano-Intro ein ruhig-verträumtes Stück vor, in Wirklichkeit handelt es sich aber um einen heftigen Growler mit latenter Death-Metal-Attitüde. Auf der finalen Trackliste wandert das Lied ganz ans Ende, direkt vor den abschließenden Titeltrack, und dürfte dort als mächtige Abrissbirne noch stärker zur Geltung kommen. „Immortal Melancholy“ bildet hingegen den genauen Gegenpol. Die Akustik-Ballade stellt Simone Simons Gesang in den Mittelpunkt und wirkt dabei arg bieder. Gerade im direkten Vergleich mit dem zuvor gehörten Stück entpuppt es sich als kleiner Downer, so dass sich die Enttäuschung darüber, dass das Stück auf der finalen Trackliste nicht auftaucht und nur als Bonus-Track Verwendung finden wird, bei mir jedenfalls in Grenzen hält.

EPICA im Studio 2016 (by Tim Tronckoe)

EPICA im Studio 2016 (by Tim Tronckoe)

Ganz anders dagegen beim ebenfalls gestrichenen „Decoded Poetry“: Der Song zeigt mit seiner Mischung aus dem vollen Breitwand-Bombast und satten Riffs die Quintessenz von EPICA und stellt für mich das zweite große Highlight dar. Der zielsichere Growl-Einsatz und die gregorianischen Choräle in der Bridge fallen zunächst stärker positiv auf als der Refrain, der beim genaueren Hinhören aber gerade auf seine subtile Weise absolut fantastisch ist. Hoffentlich werden EPICA „Decoded Poetry“ möglichst bald doch noch veröffentlichen und ihn nicht in irgendeiner Schublade Staub ansetzen lassen.

„The Solace System“ ist schließlich bereits das dritte und letzte Stück, das heute zwar vorgestellt wird, es jedoch nicht auf die finale Version von „The Holographic Principle“ schafft. Der Song ist etwas komplexer im Aufbau und will trotz des ungemein fetten Grooves nicht so gut zünden wie „Decoded Poetry“. Für die drei Streichkandidaten haben EPICA die beiden Stücke „Once Upon A Nightmare“ und „Ascension – Dream State Armageddon“ ins Programm genommen, über die wir an dieser Stelle jedoch noch keine Aussage treffen können.

Die beste Melodie aller Zeiten

Offensichtlich bin ich nicht der einzige, für den „Universal Death Squad“ das beste der heute vorgestellten Stücke darstellt. Immerhin ziehen EPICA den Song auf der Trackliste nach vorne und setzen ihn auf die erfahrungsgemäß besonders prominente Position Nummer 4. Dabei ist es hier besonders der ausdrucksstarke Einsatz stark verzerrter Riffs, der dem eher unterstützend eingesetzten Orchester-Bombast komplett den Rang abläuft.

Instrumental etwas vorhersehbar und dennoch kaum weniger genial schließt sich daran das von markanten Growls in den Strophen dominierte „Divide And Conquer“ an. Mark Jansens augenzwinkernder Arbeitstitel „The Best Melody Ever“ ist vielleicht ein kleines bisschen zu dick aufgetragen, nichtsdestotrotz sorgen vereinzelte Prog-Frickeleien für die nötige Würze. In erster Linie beeindruckt aber Simone Simons ausdrucksstarker Gesang, die auf dem gesamten Album den Anteil an klassischem Soprangesang etwas zurückgefahren hat und viele Stücke etwas tiefer und rockiger intoniert.

EPICA - Simone Simons im Studio 2016

EPICA – Simone Simons im Studio 2016

„Dieses Mal ist vielleicht die Trennung etwas klarer,“ überlegt Isaac Delahaye. „Es gibt die Parts, wo wir ihre klassische Stimme als Solo-Sängerin oder als Anführerin des Chors hören, und jene, wo sie mit einer Metal-Band auf Vollgas im Nacken singt, was natürlich auch keine leichte Aufgabe ist. Insgesamt passt ihr Gesangsstil einfach perfekt zum jeweiligen Song, denke ich.“ Offensichtlich verlangt das etwas moderner anmutende Songwriting vieler Stücke eben auch nach einem entsprechenden Gesangsstil. „Wenn Simone richtigen Klassikgesang auf einen modernen, thrashigen und groovigen Song gepackt hätte, hätte das vermutlich auch nicht so richtig gepasst.“

„Es gibt so viele Richtungen, in die EPICA gehen können“

Tribal-Trommeln und eine orientalisches Flair verströmende Sitar leiten den nächsten Song „Dancing In A Hurricane“ ein. Auch textlich blicken die Holländer hier gen Osten und setzen sich mit den Herausforderungen der Flüchtlingskrise auseinander. Der Tanz ist dabei ein Walzer, dementsprechend dominiert der Rhythmus das Geschehen und treibt die Melodien vor sich her. Damit fällt das Stück im positiven Sinne aus der Reihe und unterstreicht jene Vielseitigkeit, die für Isaac Delahaye eine zentrales Eigenschaft der Band darstellt. „Das schöne an EPICA ist doch, dass wir in stilistischer Hinsicht nicht limitiert sind. Es gibt so viele Richtungen, in die wir gehen können und erlegen uns keine Grenzen auf. Wir arbeiten mit Orchester-Sounds, dadurch haben wir eine breite Auswahl an Instrumenten, mit denen wir arbeiten können. Die Sitar ist eben eines davon und wurde auch nicht als Sample eingebunden, sondern im Studio live eingespielt.“

EPICA im Studio 2016 (by Tim Tronckoe)

EPICA im Studio 2016 (by Tim Tronckoe)

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27.08.2016

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